Noch immer nicht fertig
Nach Verzögerungen und Kosten-Explosion – Wann zieht das Tierheim in sein neues Zuhause?
Bereits im September 2021 fiel der Startschuss für das neue Tierheim bei Waldkraiburg. Doch dann wurde es ruhig um die Baustelle, noch immer ist dort kein Tier zu Hause. Was ist seitdem passiert? Ein Ortsbesuch.
Waldkraiburg – Kein Hundebellen oder Miauen, stattdessen Akkuschrauber und Radio: Noch immer wird im neuen Waldkraiburger Tierheim in der Nähe des Weilers Innthal gewerkelt, noch immer ist dort kein Tier zuhause. Dabei war der Spatenstich bereits im Jahr 2021. Doch die Bauarbeiten gerieten ins Stocken.
Das lag zum einen an der Corona-Pandemie, wie die Vorsitzende des Tierschutzvereins Waldkraiburg, Manuela Gyimes, erklärt. „Als auch noch der Ukraine-Krieg angefangen hat, hat es das nicht einfacher gemacht.“ Handwerker zu finden sei schwierig gewesen, die benötigten Materialien zu bekommen ebenfalls.
„Als kleiner Verein wahnsinnig viel stemmen müssen“
Gleichzeitig seien die Materialpreise um bis zu 50 Prozent gestiegen. „Wir mussten neu kalkulieren“, erzählt Gyimes. Außerdem sei die Spendenbereitschaft in der Krise geringer gewesen. „Als kleiner Verein haben wir wahnsinnig viel stemmen müssen.“ Von Anfang an habe man gesagt, man baue immer nur so viel, wie Geld vorhanden sei.
Darum hat es nun deutlich länger gedauert. Der erhoffte Einzug im Frühjahr 2023 ist längst überholt. Auch die Kosten übersteigen die ursprünglichen Erwartungen: Statt den veranschlagten 1,4 bis 1,5 Millionen Euro geht der Tierschutzverein inzwischen von zwei bis 2,5 Millionen Euro aus. Die Pläne für ein angedachtes Betreuerhaus liegen erstmal auf Eis, bis wieder Geld vorhanden ist.
Mehr Platz für Tiere und Menschen
„Den Tieren ist es diese Zeit über auch im alten Tierheim gut gegangen“, betont Gyimes. Trotzdem freue man sich schon sehr auf die neuen Räumlichkeiten, die Tieren wie Menschen deutlich mehr Platz bieten. „Die Lage hier ist perfekt.“ Auf einem 2,5 Hektar großen Grundstück finden die Tiere künftig ein Zuhause.
Das Gebäude teilt sich in einen Hunde- und einen Katzentrakt. Beide verfügen über eine Küche und einen Waschbereich für die jeweiligen Vierbeiner, insbesondere aber für deren Zubehör und Transportboxen.
Zwölf Hunde- und sechs Katzenzimmer
Für Hunde gibt es zwölf Zimmer, in denen jeweils ein bis drei Tiere unterkommen. Vier davon sind als Hundepension vorbehalten: Hundehalter, die in den Urlaub fahren, können ihre Tiere gegen Bezahlung dort betreuen lassen. Jedes der Zimmer hat zudem einen eigenen Auslauf, sodass die Tiere sich in ihrem Revier frei bewegen können.
Der Katzenbereich gestaltet sich ähnlich. Da Katzen jedoch häufiger krank sind als Hunde, müssen sie zunächst in die Eingangsquarantäne. Durch die Unterbringung in Käfigen stellen die Mitarbeiter sicher, dass die Katzen keinen Durchfall haben oder von Parasiten befallen sind. Im Anschluss kommen sie mit etwa sechs weiteren Tieren in eines von sechs Katzenzimmern, wo sie sich frei bewegen können.
Zudem gibt es ein Kleintierzimmer, dass sich wiederum in tag- und nachtaktive Tiere unterteilt. Dort kommen beispielsweise Hasen, Ratten und Chinchillas unter.
Mitarbeiterraum statt Aufenthalt im Freien
Auch für die Menschen bietet das neue Gebäude mehr Platz: Im Gegensatz zum alten Tierheim gibt es ein Foyer, in dem kleinere Veranstaltungen stattfinden können. Einmal im Monat soll es die Möglichkeit geben, bei Kaffee und Kuchen das Tierheim kennenzulernen.
Auch einen eigenen Raum mit Küche für die Mitarbeiter bietet das neue Gebäude – bisher blieb ihnen nur der Aufenthalt im Freien oder im Hundezwinger.
Umzug für Ende Dezember angedacht
Noch sind die Räume allerdings leer, hier und da liegen Werkzeuge und Verpackungsmaterial herum. Auch der Sanitärbereich ist noch nicht fertig, in etwa zwei Wochen soll das Abwasser angeschlossen werden. Die Ausläufe im Außenbereich sind ebenfalls noch nicht fertig, genauso wie die Einfahrt und Parkplätze. Letztere sollen erst im nächsten Jahr angegangen werden.
Jetzt gehe es erstmal darum, das Wesentliche für einen Umzug Ende Dezember fertigzustellen. So der Plan. Dann veranstaltet der Tierschutzverein einen Christkindlmarkt und lädt am 21. und 22. Dezember in die neuen Räume ein – hoffentlich bereits mit ihren Bewohnern. Am 21. Dezember werden die Rauhnachtsfürsten auftreten, für den 22. Dezember ist eine Überraschung für Kinder geplant.
„Ohne die Tierfreunde hätten wir es nicht geschafft“
Aller Vorfreude zum Trotz, die vier langjährigen Mitarbeiter werden das alte Tierheim mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlassen. „Auch das alte Gelände hat seinen Charme, dort gibt es viele schattenspendende Bäume und der Kontakt zu den Tieren ist durch die knappen Räumlichkeiten sehr eng“, beschreibt Gyimes.
Um den Außenbereich des neuen Tierheims zu gestalten, freut sich der Tierschutzverein weiterhin über Spenden. Denn neben Mitgliedsbeiträgen und Vermittlungsgebühren finanziert sich das Tierheim vor allem durch Spenden. Diese seien beim Neubau entscheidend gewesen, auch einige Handwerkerfirmen hätten sich ehrenamtlich eingebracht. „Ohne die ganzen Tierfreunde hätten wir das nicht geschafft“, betont Gyimes.





