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Dritter Rauhnachtsmarkt der Hexen und Perchten

Schaurig nett: Sie stecken hinter den Masken der Waldkraiburger Rauhnachtsfürsten

Etwas gruselig sehen sie schon aus: Die Waldkraiburger Rauhnachtsfürsten verkleidet als Hexen und Perchten.
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Etwas gruselig sehen sie schon aus: Die Waldkraiburger Rauhnachtsfürsten verkleidet als Hexen und Perchten. Aber Angst machen, das möchten sie nicht.

Die Waldkraiburger Hexen und Perchten laden zu ihrem dritten Rauhnachtsmarkt am 5. Januar ein. Mit ihren Fellkostümen und Masken schauen sie gruselig aus, aber Angst machen möchten sie nicht. Ein Blick hinter die Masken.

Waldkraiburg – Drei Hexen mit zotteligen Haaren und langen, krummen Nasen schwingen ihre Besen. Sie tanzen um eine Feuertonne. Aus einem kleinen Fläschchen pusten sie etwas Mehl ins Feuer und lassen es dadurch auflodern.

Während düstere Musik aus den Lautsprechern dröhnt, erzählt Heidi Sterba durch ein Mikrofon von den schwarzen Mächten und grausigen Geschichten der Rauhnächte. Die kostümierte Truppe probt für ihren Auftritt auf dem dritten, von ihnen organisierten Waldkraiburger Rauhnachtsmarkt. Dieser findet am Freitag, 5. Januar, in der Geretsriederstraße 25 statt.

Ein Teil der Waldkraiburger Hexen und Perchten bei einer Probe für den Rauhnachtsmarkt am 5. Januar.

Als die Musik lauter wird, kommen die Perchten hinzu und umringen die Hexen in einem großen Kreis. Sie sollen ihnen helfen, zu ihrem guten Wesen zurückzufinden. „Die Rauhnächte bringen die Versöhnung auf Erden”, tönt es aus den Lautsprechern. Um das zu untermauern, hüpfen die Perchten auf und ab und lassen die Glocken an ihren Kostümen erklingen.

„Für Faschingspartys oder Geburtstage sind wir nicht zu haben“

Der Rauhnachtsmarkt wird der krönende Höhepunkt der Saison, bevor die Rauhnächte mit dem Dreikönigstag zu Ende gehen. Danach kehrt erstmal Ruhe ein. „Für Faschingspartys oder Geburtstage sind wir nicht zu haben – uns geht es ausschließlich um das Brauchtum”, sagt Christian Sterba.

Er hat den alpenländischen Brauch nach Waldkraiburg gebracht. Als 2004 Perchten aus Österreich in Waldkraiburg zu Gast waren, ließ ihn das nicht mehr los. Er tauchte ein in das Brauchtum und steckte seinen Vater und Bruder mit seiner Begeisterung an. Im Jahr 2007 gründeten sie den Verein.

Christian Sterba brachte das Brauchtum nach Waldkraiburg: Als er 2004 erstmals ein Perchtentreiben sah, ließ ihn das nicht mehr los.

Mehrere Monate proben sie für ihre Auftritte

Inzwischen bestehen die Waldkraiburger Rauhnachtsfürsten aus über 40 Perchten und Hexen. Seit Ende September proben sie ein- bis zweimal pro Woche für ihre Auftritte. Das ist notwendig, weil das Sichtfeld durch die Masken sehr eingeschränkt ist. „Die Augen sind nur zwei dünne Schlitze, durch die man kaum nach unten oder zur Seite sieht”, erzählt Silvia Kindermann, die als Hexe auftritt.

„Die ersten Male ist das schon ziemlich gach”, sagt auch ihr Sohn Sebastian Ohmann. Die Familie hat das Perchtentreiben vor zwei Jahren zum gemeinsamen Hobby gemacht. „Ich mag die alte Kultur und finde die Geistergeschichten faszinierend”, erzählt der 13-Jährige. Auch Kindermanns Lebensgefährte Christian Wizuy ist mit Begeisterung dabei.

Christian Wizuy und Sebastian Ohmann (v. li.) verkleidet als Perchten sowie Silvia Kindermann im Hexenkostüm: Alle drei sind Teil der Waldkraiburger Rauhnachtsfürsten und haben das Perchtentreiben zum Familien-Hobby gemacht.

Jedes Kostüm ist ein Unikat – und hat seinen Preis

Basteln bereitet der Familie Freude: Angefangen bei LED-Lichtern für die Augenschlitze bis hin zum Hexenstab findet sich bei den Kostümen immer etwas zu tun. „Jede und jeder hier ist ein Unikat”, sagt Vereinsvorstand Christian Sterba. Die Masken sind aus Zirbenholz geschnitzt und je nach Figur mit echten Hörnern geschmückt. Die Kostüme sind maßgefertigt aus echten Ziegenfellen.

Minusgraden lässt sich damit leicht trotzen, aber die Verkleidung hat auch ihren Preis: „Ein Kostüm kostet zwischen 1000 und 1500 Euro, das ist schon ein sehr teures Hobby”, verrät Heidi Sterba, die Frau von Vereinsgründer Christian Sterba. Für die Kinder trägt der Verein die Kosten, sie wachsen schließlich relativ schnell wieder aus ihrem Kostüm heraus.

Angst machen möchten die Rauhnachtsfürsten nicht

Nach ihren Auftritten nehmen die Rauhnachtsfürsten ihre Masken ab, damit alle sehen können: Dahinter stecken ganz normale Menschen. Wer möchte, kann die Masken auch gerne anfassen oder selbst einmal aufsetzen. „Uns geht es ja darum, das Brauchtum zu erklären”, sagt Heidi Sterba.

Angst einflößen, das möchten die Waldkraiburger Rauhnachtsfürsten nicht. „Andere Perchten werden auch mal grob und hauen zu – aber wir nicht, wir sind kein Schlägertrupp”, betont das Ehepaar Sterba. Im Gegenteil, auch Kinder sind Teil der Truppe, der Kleinste ist gerade mal ein Jahr alt. „Unsere Kleinen stehlen allen Großen die Show, das ist einfach mega”, sagt Christian Sterba lachend.

Mit sechs Jahren trifft Sebastian Ohmann zum ersten Mal beim Waldkraiburger Rauhnachtsmarkt auf die Perchten und Hexen. Zuerst hatte er Angst – inzwischen verkleidet er sich selbst als Percht.

„Als ich zum ersten Mal die Perchten gesehen habe, hatte ich schon Angst”, erinnert sich Sebastian Ohmann. Da war er etwa sechs Jahre alt. Aber dann habe er gemerkt, dass die Perchten nett sind und seine Angst verwandelte sich in Respekt und Faszination. „Wenn ich jetzt sehe, dass ein Kind Angst hat, reiche ich ihm die Hand – das hilft meistens.”

Für die Hexen und Perchten ist das Hobby nicht ungefährlich

Für die Rauhnachtsfürsten selbst ist das Hobby dagegen nicht ganz ungefährlich: Eine Maske wiegt schnell zwei Kilogramm oder mehr. Manche Masken sitzen dank einer Skibindung sehr fest. „Wenn da jemand an den Hörnern zieht, können auch schlimme Unfälle passieren”, sagt Kindermann. Darum gibt es Aufpasser, die darauf achten, dass die Gäste niemanden an den Hörnern packen oder Kinder den Rauhnachtsfürsten zwischen die Beine laufen.

Eine handgeschnitzte Maske mit echten Hörnern wiegt schnell zwei Kilogramm oder mehr. Das birgt für die Träger auch Gefahren.

Perchtentreiben soll Übel von den Menschen fernhalten

Nicht jeder könne mit dem Perchtentreiben etwas anfangen. „In Waldkraiburg haben wir es nicht leicht, weil hier so viele Nationen vereint sind und das Brauchtum längst nicht allen bekannt ist”, sagt Christian Sterba.

Einst wurde die Tradition ins Leben gerufen, um Übel von den Menschen fernzuhalten: Ratten aus den Häusern zu vertreiben, Krankheiten abzuwehren und stattdessen eine gute Ernte zu bringen. Das wollen sie auch den Besuchern bei ihrem Rauhnachtsmarkt vermitteln.

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