Unverzichtbare Plattformen? – *Mit Umfrage*
Landkreistag fordert Ausstieg: Warum nutzen Rathäuser und Landratsamt weiter Facebook und Co?
Raus aus Facebook, nie mehr Instagram: Das rät der Landkreistag den Städten und Landkreisen, weil in sozialen Netzwerken so viel Unwahres verbreitet wird und der Ton oft herabwürdigend ist. Halten sich die Kommunen in der Region daran?
Mühldorf/Waldkraiburg – Kommunen sollen sich aus den sozialen Medien zurückziehen, hat kürzlich der Präsident des Deutschen Landkreistages geraten und den dort oft herrschenden respektlosen Umgangston kritisiert. Auch die Städte Mühldorf, Waldkraiburg und der Landkreis sind in den sozialen Medien sehr aktiv. Können sie darauf überhaupt noch verzichten? Die OVB-Heimatzeitungen haben nachgefragt,
Aufruf in Social Media erreicht 189.000 Menschen
Einen Großteil seiner Pressemitteilungen spielt der Landkreis auf Facebook (8355 Follower) und Instagram (6486 Follower) aus. Gut 60 Prozent der Follower auf beiden Plattformen sind im Alter zwischen 25 und 44 Jahren. „Ohne Facebook und Instagram wäre unsere Suche nach Pflegeeltern im vergangenen Jahr keinesfalls möglich und so erfolgreich gewesen.“ Wolfgang Haserer, Sprecher des Landratsamtes, weiß um die große Bedeutung von Social Media für seine Behörde. Zusätzlich wurde in diesem dringenden Fall auch WhatsApp genutzt. Die Aufrufe brachten dem Pflegekinderdienst mehr als 1270 konkrete Rückmeldungen, 120 aus dem Landkreis Mühldorf, 290 aus umliegenden Landkreisen und 870 von weiter entfernt, sogar aus dem Ausland. Haserer: „In Facebook und Instagram hat der Beitrag über 189.000 Menschen erreicht.“
„Wir posten sämtliche Stellenangebote sowie Warnungen des Deutschen Wetterdienstes ab Stufe 3 und des Katastrophenschutzes, Veranstaltungen des Landkreises sowie Termine des Landrats, mit Kurzvideos, Storys oder Reels“, zählt Haserer auf. Pro Woche werden rund 48 Inhalte veröffentlicht. Im Jahr 2024 waren es auf Facebook und Instagram jeweils 560 Beiträge, eingestellt von der Pressestelle neben der täglichen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Direkter Kontakt zu den Bürgern
„Social Media spielt im direkten Kontakt zu den Bürgern eine zentrale Rolle und ist aus der Kommunikation des Landratsamts nicht mehr wegzudenken“, betont Haserer. „Besonders dann, wenn wichtige Informationen in Echtzeit verbreitet werden müssen.“ Als Beispiel nennt er die Funde von Fliegerbomben in Mühldorf, die oft zeitnahe Evakuierungen einzelner Stadtteile zur Folge haben. „Diese Plattformen ermöglichen den direkten Dialog mit den Bürgern. Auf diesem Weg erreichen uns Fragen, Anregungen oder Anliegen, auf die wir entsprechend reagieren können. Das fördert den offenen Austausch, schafft Transparenz und erhöht das Vertrauen in die Arbeit des Landratsamts.“
Veranstaltungen, freie Stellen, aktuelle Themen
„Die Kreisstadt Mühldorf ist auf Facebook und Instagram präsent“, sagt Stadtsprecher Werner Kurzlechner. „Zielgruppe sind die Bürger unserer Stadt und die Besucher unserer Veranstaltungen und Geschäfte.“ Die Stadt informiert so über Veranstaltungen, freie Stellen und allerlei aktuelle Themen.
„Über Facebook erreichen wir ein eher erwachsenes, über Instagram ein etwas jüngeres Publikum“, so Kurzlechner. Gepostet wird durch die Pressestelle, eine fixe Posting-Frequenz oder vorgegebene Arbeitsstunden gibt es nicht. Auf den Facebook-Seiten Mühldorfs und der Kulturabteilung tummeln sich jeweils über 2500 Follower.
Nicht unverzichtbar, aber nützlich
Wie sieht man im Mühldorfer Rathaus den Umgangston auf Social Media? „Nun ja, Umgangston und Niveau in sozialen Medien sind teilweise seit eh und je niedrig – inwieweit das zuletzt gesunken ist, ist schwer zu sagen“, meint Kurzlechner. „Die Aktivitäten von Verwaltungen und anderer staatlicher und öffentlich-rechtlicher Einrichtungen auf sozialen Medien werden ja schon seit längerem kritisch beäugt – unter anderem von den Datenschutzbeauftragten des Bundes und einiger Länder.“ Aber: „Ein großer Vorteil der Kommunikation über Social Media ist, dass sich kostengünstig eine große Zahl an Nutzern erreichen lässt. Deshalb ist es immer sinnvoll, sie passend zu den eigenen Zwecken zu nutzen. Kommunikation via Social Media ist für Kommunen nicht unverzichtbar, aber oftmals sinnvoll und nützlich.“
Die Stadt Waldkraiburg ist laut Sprecherin Johanna Spirkl auf Facebook (7242 Follower), Instagram (4117 Follower) und LinkedIn (119 Follower) aktiv. Das Alter der Nutzer gibt Waldkraiburg so an: Facebook – rund 20 Prozent sind zwischen 25 und 34 Jahren alt, 10 Prozent zwischen 35 und 44; Instagram – jeweils circa 20 Prozent in diesen Altersgruppen.
Bürger können schnell erreicht werden
Auf Social Media informiert Waldkraiburg über die Stadt, liefert Hinweise zu Veranstaltungen und Neuigkeiten aus der Stadtverwaltung. Gepostet werden auch Fotos aus Waldkraiburg oder aktuelle Warnhinweise. „Neue Storys werden mehrfach am Tag eingestellt, Beiträge etwa zweimal pro Woche“, sagt Spirkl. „Sehr wichtig!“, seien diese Online-Portale für den Kontakt der Stadt zu den Waldkraiburgern. „Vor allem für das schnelle Erreichen der Bürger, wenn es um Warnungen geht. Seit Corona gehören Social Media zu unseren wichtigsten Kommunikationsmedien.“ Der Arbeitsaufwand ist überschaubar: Mit den Veröffentlichungen sind zwei Personen circa zwei Stunden in der Woche beschäftigt.
Die Plattform X (Twitter) von Elon Musk nutzen beide Städte und auch der Landkreis nicht.