Digitales Fußball-Ass
Der Fußball-Profi aus Neumarkt-St. Veit: Wie Cluberer Daniel Butenko die Bayern schlagen will
Als 16-Jähriger wurde Daniel Butenko aus Neumarkt-St. Veit Deutscher Fußball-Meister. Nicht auf dem grünen Rasen, sondern auf dem virtuellen. Als Profi tritt er für den 1. FC Nürnberg gegen die Bayern an.
Neumarkt-St. Veit – Das Ganze dauert nur 42 Sekunden: Jens Castrop umkurvt den letzten Verteidiger des FC Bayern, eine kurze Drehung, der Mittelfeldspieler des 1. FC Nürnberg zieht ab und Manuel Neuer kann nur noch hinter sich greifen. Tor für die Franken! Und das ausgerechnet gegen den ruhmreichen FC Bayern München.
Was im realen Leben gar nicht funktionieren kann, weil beide Fußball-Teams in verschiedenen Ligen spielen, ist keine Überraschung, wenn sich die beiden bayerischen Teams auf digitaler Ebene gegenüberstehen. Denn wenn Daniel Butenko den Controller in der Hand hält, ist es eigentlich egal, mit welcher Mannschaft er gegen den FCB antritt: Als Deutscher Meister von 2016 weiß der Neumarkt-St. Veiter ganz genau, welche Tasten er zu drücken hat, um seinen Gegner in die Knie zu zwingen.
Seit 2017 Profi beim 1. FC Nürnberg
Daniel „Bubu“ Butenko beherrscht Fußball auf dem virtuellen Rasen so gut, dass er Profi geworden ist. Seit 2017 steht er beim 1. FC Nürnberg unter Vertrag, das virtuelle Fußballspiel betreibt er seit 2019 hauptberuflich. „Ja, man kann ganz gut davon leben“, grinst der 25-Jährige. Mit zwei Mistreitern kickt „Bubu“ Butenko für den „Club“ in einer virtuellen Bundesliga mit 35 Vereinen.
Als 15-Jähriger für Schlagzeilen gesorgt
2015 hatte er für Aufsehen gesorgt, nachdem er als 15-Jähriger die Qualifikation für die Weltmeisterschaft im eFußball geschafft hatte. Ein Jahr später dann der Deutsche Meistertitel in der virtuellen Bundesliga, der ihm nicht nur die Meisterschaft, sondern auch noch ein Preisgeld von 10.000 Euro einbringt.
Über seinen Controller lässt er inzwischen Club-Kapitän Robin Knoche und dessen Mitspieler über den Rasen flitzen, Tore vorbereiten und jubeln, wenn das digitale Leder im virtuellen Tor landet.
Die Saison hat Mitte Oktober 2024 begonnen. Butenko fährt einmal pro Woche zur Club-Zentrale nach Nürnberg, wo er sich hinter den Bildschirm setzt. Die Begegnungen der VBL Club Championship am Dienstag und Mittwoch werden bei Watch-Partys live auf den offiziellen Kanälen der VBL sowie von Influencern und den Clubs übertragen.
In diesem Jahr ist das eFußball-Trio um Butenko bisher nur mit mäßigem Erfolg unterwegs, die „Cluberer“ stehen auf dem letzten Tabellenplatz. Die Saison geht noch bis März.
FC Bayern München dominiert auch die eLiga
Und wer führt aktuell die Tabelle der Süd-Ost Division an? Der FC Bayern München. „Natürlich“ – möchte man meinen. Doch so klar ist das nicht. Den Unterschied machen die Menschen hinter den Bildschirmen aus, die gegeneinander antreten. Taktisches Talent, der sichere Umgang mit dem Controller, und natürlich die genaue Kenntnis über die einzelnen Spezialbewegungen, die durch gezielte Tastenkombinationen hervorgerufen werden, entscheiden über Sieg und Niederlage.
Und das erfordert, wie auf dem echten Rasen, viel Training. „Bubu“ sitzt zwischen vier und acht Stunden pro Tag an der Konsole. „Manchmal ist es auch länger, also 8 bis 12 Stunden, abhängig davon, welche zusätzlichen Termine auf der Tagesordnung stehen.“
Musialas „La Croqueta“ und der „McGeady Cancel“
Wenn er den Controller in der Hand hält, versucht er die Fähigkeiten der Spieler mit raffinierten Tastenkombinationen zu perfektionieren. „Ball Roll Drag“, „Drag Back Turn“ oder „Flair Nutmeg“ nennt man diese Spezialbewegungen, die erst einmal eingeübt werden müssen. Der digitale Jamal Musiala beherrscht den „La Croqueta“, der „McGeady Cancel“ beschreibt eine geschickte 270-Grad-Drehung, um den Gegner auszuspielen.
Zwischen der beruflichen Tätigkeit beim 1. FCN bleibt Zeit, an Turnieren teilzunehmen. Zum Beispiel in Neumarkt-St. Veit. Im November 2024 gewann er im Sportheim das EA FC 25 Turnier. Den Gaming-Monitor nahm er gerne als Preis mit. Mehr noch freut es ihn aber, dass er als Zuckerl für seinen Heimatverein 700 Euro gewinnen konnte, die der TSV in Trainingsequipment investieren kann.
WM-Teilnahme wäre noch ein Wunsch
Das große Ziel Butenkos: die Deutsche Meisterschaft als Einzelspieler und eine erneute Teilnahme an einer Weltmeisterschaft. Doch die Konkurrenz schläft nicht. Das weiß Butenko natürlich. Mohammed Harkous, der ihm noch im Endspiel von 2016 unterlegen war, holte zum Beispiel drei Jahre später beim FIFA Interactive World Cup in London den Weltmeistertitel.
Und die Jugend drängt nach. „Es gibt bereits 13-Jährige, die aufhorchen lassen! 16-Jährige, die ein Turnier nach dem anderen spielen und in ihrer Karriere bereits Preisgelder gesammelt haben, die in die Millionen gehen.“ Halb so alt wie Butenko, der der Antwort auf die Frage, ob er diesen Beruf bis zur Rente ausüben möchte, ausweicht. „Ich mach mir keine Gedanken, was in fünf Jahren ist. Ich denke nur von Jahr zu Jahr!“ Und da hält er es wie der Kaiser, Frank Beckenbauer: „Und dann schaun ma mal!“
