Bei Facebook, Instagram, WhatsApp und X
Suche nach Pflegeeltern – so viral ging der Social-Hilferuf aus Mühldorf
Auf sämtlichen Kanälen suchte der Landkreis nach Pflegeeltern, nutzte dafür auch Instagram, X und Facebook. Was hat dieser Aufruf gebracht?
Mühldorf – Ende März suchte das Landratsamt händeringend nach Pflegefamilien für ein damals noch gar nicht geborenes Kind und fünf kleine Mädchen im Alter von zwei bis sechs Jahren. Gesucht wurde nicht nur über die Homepage des Landkreises, sondern auch über diverse soziale Medien wie Instagram, Facebook und Co. Auch das OVB veröffentlichte die Suchaktion und hat nun nachgefragt, wie erfolgreich sie gelaufen ist.
Über 1000 Bewerbungen gingen ein
Eins vorweg: Die Resonanz war riesig. „Rückmeldungen kamen nicht nur aus dem Landkreis und der Region, sondern auch aus nahezu allen anderen Bundesländern und sogar vereinzelt aus dem Ausland, wie Österreich, Schweiz und Niederlande“, kann Landkreis-Pressesprecher Wolfgang Haserer mitteilen. „Bisher sind 1186 telefonische oder schriftliche Rückmeldungen eingegangen – davon 113 aus dem Landkreis Mühldorf.“ Der Großteil der Rückmeldungen ging über das im Aufruf verlinkte Formular auf der Webseite des Landkreises ein. „In den sozialen Medien hat der Beitrag laut Online-Statistik über 166.000 Menschen erreicht.“
Pflegekinderdienst sichtet auf Hochtouren
„Ein großes Dankeschön für die vielen, vielen Rückmeldungen“, sagt Eva Obermaier, Teamleiterin des Pflegekinderdiensts hocherfreut. „Mein Team und ich arbeiten auf Hochtouren, alle Anfragen zu bearbeiten. Da es sich um ein sehr sensibles Thema handle, werde dies noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
„Zunächst werden alle Meldungen in einer gemeinsamen Liste zusammengefasst“, erklärt sie das weitere Vorgehen. In dem Formular auf der Homepage werden die persönlichen Daten der Bewerber wie Name, Alter, Familienstand und Beruf abgefragt. „Finanzielle und räumliche Rahmenbedingungen werden erst in einem späteren Schritt im ausführlichen Überprüfungsverfahren und auch vor Ort geklärt.“
Anwärter werden Zuhause besucht
Zur Heranführung an ihre Aufgabe wird mit den Pflegebewerbern ein unverbindliches Informationsgespräch vereinbart. Obermaier: „Besteht weiterhin Bereitschaft zur Aufnahme eines Pflegekindes, erfolgt die Teilnahme an einem Vorbereitungsseminar.“ Dieses besteht derzeit aus drei Modulen: Basics und rechtliche Grundlagen; Das Pflegekind in der Pflegefamilie; Zusammenarbeit mit der Herkunftsfamilie. „Danach findet ein ausführliches Überprüfungsverfahren mit mehreren Terminen durch zwei Mitarbeiterinnen des Pflegekinderdienstes statt. Dazu gehören Gespräche im Amt und Hausbesuche.“
Manche springen gleich wieder ab
„Da manche Pflegeinteressenten durchaus andere Vorstellungen von der Aufnahme eines Pflegekindes haben, kommt es auch immer wieder vor, dass sich Bewerber bereits nach dem ersten Infogespräch nicht mehr melden“, muss sie feststellen. „Da wir ein liebevolles Zuhause für ein Kind suchen, ist uns wichtig, dass Pflegebewerber auch offen und ehrlich sagen können und dürfen, was sie leisten können.“
Von wenigen Tagen bis zur Volljährigkeit
„Die in einer Notsituation erforderliche Bereitschaftspflege kann von ein paar Tagen bis hin zu mehreren Monaten andauern“, beschreibt Eva Obermaier. Diese Bereitschaftspflege dient in erster Linie der Sicherstellung des Kindeswohls vorübergehend bis zur weiteren Klärung. „In der Vollzeitpflege werden die meisten unserer Pflegekinder durch den Pflegekinderdienst über viele Jahre bis hin zur Volljährigkeit, teilweise sogar darüber hinaus im Rahmen von Hilfe für junge Volljährige, begleitet.“
Die sechs Kinder sind jetzt gut versorgt
Für die sechs kleinen Kinder von null bis 6 Jahren, für die im März nach Pflegefamilien gesucht wurde, „konnten gute Lösungen gefunden werden“, freut sich Eva Obermaier. „Da aber laufend Pflegefamilien gebraucht werden, freuen wir uns auch weiterhin über jede Kontaktaufnahme.“
Keine Bewerbung ist umsonst
Bewerber, die außerhalb des Landkreises Mühldorf oder der näheren Region wohnen, erhalten eine E-Mail oder einen Anruf, um deren Einverständnis zur Weitergabe ihrer Daten an das Heimatjugendamt abzufragen. Meldungen von Pflegeinteressenten, welche weit außerhalb leben, bekommen eine E-Mail mit dem Hinweis, sich an das örtlich zuständige Heimatjugendamt zu wenden, da überall Pflegeeltern gebraucht werden. Eva Obermaier, Teamleiterin Pflegekinderdienst: „Wir freuen uns, dass wir das Thema Pflegekinder und den Bedarf an Pflegefamilien bundesweit in den Fokus der Gesellschaft rücken konnten und hoffen, dass auch für Kinder weiter weg ein schönes Zuhause gefunden werden kann.“
