Debatte geht in nächste Runde
Windräder in Taufkirchen: Gegner aus Unterreit und Schnaitsee wollen „löchrigen Antrag“ stoppen
Der Streit um geplante Windräder in Taufkirchen geht in die nächste Runde. Am Dienstag, 8. April, beschäftigt sich die Gemeinde Unterreit mit diesem Thema. Warum die Bürgerinitiative von einem „Schweizerkäse“-Bauantrag spricht und wie es jetzt weitergeht.
Unterreit/Taufkirchen/Schnaitsee – Der Streit um die geplanten Windräder in Schermannsöd in der Gemeinde Taufkirchen geht weiter. Am Montag, 7. April, stand der Windpark auf der Tagesordnung des Gemeinderats in Schnaitsee. Am Dienstag, 8. April, diskutiert der Gemeinderat Unterreit.
Seit knapp einem Jahr wird das Thema teils emotional diskutiert. Geplant sind fünf Windräder mit einer Nabenhöhe von 162 und einem Rotordurchmesser von jeweils 175 Metern im Wald von Schermannsöd.
Doch kein Bürgerbegehren
Sogar eine Bürgerinitiative hat sich dagegen gegründet. Holger Schramm kämpft gemeinsam mit weiteren Mitstreitern seit knapp über einem Jahr dagegen. Wobei auch er zugibt: „Uns sind ein bisschen die Hände gebunden.“ Ursprünglich hatte die Gruppe ein Bürgerbegehren mit anschließendem Bürgerentscheid geplant, doch die Erfolgsaussicht ist gering. Windräder gelten als privilegierte Bauvorhaben. Gegen einen solchen Bauantrag vorzugehen, ist gar nicht so einfach. Entsprechend, erklärt Schramm, sei die Bürgerinitiative von dem Plan eines Bürgerbegehrens abgekommen, „weil es einfach nichts bringt.“
Über Eingaben gegen den Bauantrag wollen Schramm und seine Mitstreiter die Windräder aber dennoch verhindern. Denn der Antrag sei „löchrig wie ein Schweizerkäse“, findet Schramm. So sei im Bauantrag die Grundwasser-Situation nicht genügend beachtet worden, obwohl durch die massiven Pfeiler, die für einen Windrad-Bau nötig würden, durchaus in die tiefen Erdschichten eingegriffen werde, so seine Meinung.
Risiken des Erdgas-Speichers nicht beachtet?
Auch die Risiken durch den Unterreiter Erdgas-Speicher seien nicht beachtet worden. So könne laut Schramms Überzeugung bei einem Verlust der Rotor-Blätter auch dieser Speicher beschädigt werden und die umliegende Bevölkerung gefährden. Der Bürgerinitiative sei es vor allem wichtig, auf diese Aspekte hinzuweisen. „Dann müssen Landratsamt und Gemeinden entscheiden: Es ist uns egal oder das Risiko ist uns zu hoch“, sagt Schramm.
Gemeinderäte diskutieren über Immissionsschutz
Am Dienstag wird der Gemeinderat Unterreit, um 19.30 Uhr im Rathaus, vor allem über die Vorgaben des Paragrafen vier des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BImSchG) diskutieren. Der Gemeinderat Schnaitsee hat bereits am Montagabend, 7. April, über dasselbe Thema diskutiert. Laut Informationen des Landratsamts Mühldorf braucht eine Windenergie-Anlage ab einer Gesamthöhe von 50 Metern eine immissionsschutzrechtliche Genehmigung nach dem Immissionsschutzgesetz. Beispielhafte Prüfgegenstände im Rahmen des Genehmigungsverfahrens können nach Angaben der Behörde sein: eine Umweltverträglichkeitsprüfung, Auflagen und sonstige Nebenbestimmungen, Abstände, Diskoeffekt und Schatten- und Eiswurf, luftverkehrsrechtliche Hinweise sowie der Naturschutz. Ob der Bauantrag diese Aspekte nach Ansicht der Gemeinden Unterreit und Schnaitsee ausreichend berücksichtigt, wird sich wohl am Dienstag zeigen.
Wie emotional aufgeladen das Thema ist, zeigt auch, dass immer wieder die Plakate der Bürgerinitiative beschädigt oder entwendet werden. So haben im Februar Unbekannte die Aufschrift „Keine Windrad-Monster in der Schermannsöd! Waldzerstörung“ mit Graffiti in die Worte „Windrad in der Schermannsöd! AFD-Zerstörung“ geändert. Der jüngste Vorfall fand erst in der Nacht auf den 3. April statt, wie auch die Polizei Trostberg, berichtet. Dabei wurde in der Hochstraße in Waldhausen ein Banner durch bislang unbekannten Täter entwendet. Insgesamt wurden laut Angaben von Holger Schramm inzwischen drei Banner entwendet.
Anwohner in Sorge um Schwarzstorch
Neben der Bürgerinitiative melden auch weitere Bürger aus Unterreit und Schnaitsee. Darunter auch Anna und Georg Mayerhanser, Anrainer und Betreiber des Kunstbetriebes ARTworld in Bichl bei Schnaitsee. In einem offenen Brief wenden sich die beiden an Landrat Heimerl. Besonders machen sich die beiden um den geschütztem Schwarzstorch sorgen, der nach ihren Angaben in dem naturschutzfachlichen Gutachten nicht berücksichtigt wurde. Seit circa 10 Jahren, erklären die beiden, würden sie den Schwarzstorch regelmäßig in den Sommermonaten in der Gegend rund um die geplanten Windräder sichten. „Wir wissen auch von anderen Anrainern, die den Storch regelmäßig sehen. Er ist saisonal definitiv da und nicht nur auf der Durchreise“, so Mayerhanser.

