Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Die Geschwindigkeit zählt

Agri PV statt Windräder im Chemiedreieck? Das sind die Argumente von Josef Fürstenberger

Metallbaumeister Josef Fürstenberger ist ziemlich skeptisch in Sachen Windkraft. Für ihn ist Agri PV die bessere Lösung.
+
Metallbaumeister Josef Fürstenberger ist ziemlich skeptisch in Sachen Windkraft. Für ihn ist Agri PV die bessere Lösung.

Im Chemiedreieck sollen Windräder installiert werden, um dort die Energiewende einzuläuten. Das plant zumindest die bayerische Staatsregierung. Allerdings sind von den Plänen nicht alle begeistert. Der Mühldorfer Metallbaumeister Josef Fürstenberger hat eine andere Idee.

Schönberg – Josef Fürstenberger ist enttäuscht. Enttäuscht über Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler), über CSU-Generalsekretär Martin Huber sowie über ignorante Bürgermeister. Denn der gelernte Metallbaumeister hat ein Konzept für eine Agri-PV-Anlage entwickelt, mit dem Äcker und Wiesen weiter wie gewohnt landwirtschaftlich genutzt werden können, obwohl über ihnen eine Photovoltaikanlage Sonnenstrom produziert. Trotzdem stößt er nur auf taube Ohren, wollen alle stattdessen Windräder installieren, die wesentlich teurer sind. „Das ist purer Aktionismus in Sachen Windräder“, ärgert sich Fürstenberger.

Windräder können Energiebedarf im Chemiedreieck nicht decken

Statt zum Beispiel 27 Windräder im Staatsfort bei Altötting zu bauen, sollten die Gemeinden auf sein Agri-PV-System setzen. „Die Windräder bei Altötting können den Energiebedarf für das Chemiedreieck nicht schnell genug und nicht in ausreichender Menge decken. Agri-PV-Freiflächenanlagen sind schneller und vor allem erheblich günstiger zu bauen.“ Fürstenberger hat mit spitzem Bleistift nachgerechnet: Der Bau der 27 Windräder einschließlich Infrastruktur verbraucht rund 780 Hektar der Staatsforsten. Sie kosten rund 270 Millionen Euro und erzeugen rund 163 Megawatt Strom. „Durch die gravierenden Einschnitte in die Natur (Flächenfraß und Waldabholzung) ist der Bau von Windrädern vor allem in den Wäldern in der heutigen Zeit unverantwortlich“, ist Fürstenberger überzeugt.

Beim Bau seiner Agri-PV-Anlagen entstehen keine Kosten für den Steuerzahler und es werden lediglich rund 110 Hektar landwirtschaftlicher Grund benötigt, um die gleiche Menge Strom zu erzeugen. Der Boden erwirtschaftet zudem eine zusätzliche Einnahme durch die Nahrungsproduktion. „Unter diesen Voraussetzungen ist der Bau einer Agri-PV-Anlage in jeder Hinsicht sinnvoller“, folgert der Tüftler.

Gemeinde Schönberg ist Agri PV aufgeschlossen

Da ist er froh, dass er im Landkreis mit Schönbergs Bürgermeister Alfred Lantenhammer einen Befürworter mit im Boot hat. „Ich kann mir schon vorstellen, dass wir bei uns in der Gemeinde so eine Agri PV-Anlage installieren lassen“, sagt er in einem Gespräch mit den OVB Heimatzeitungen. Dabei verweist Lantenhammer auf eine Entscheidung des Gemeinderates, dass Agri PV der Vorzug zu geben ist. Man habe auch bereits mit Landwirten gesprochen und gemeindlichen Grund begutachten lassen, sagt Schönbergs Bürgermeister. „Ich könnte mir vorstellen, dass das klappen kann“. Man möchte jetzt aber erst abwarten, bis die Anlage in der Nähe von Buchbach gebaut ist. Diese Anlage hat im Buchbacher Marktgemeinderat einstimmig die zweite Genehmigungsstufe durchlaufen und Josef Fürstenberger ist zuversichtlich, dass mit dem Bau noch in diesem Jahr begonnen werden kann. Er ist zudem auch mit den Bürgermeistern von Oberbergkirchen, Michael Hausperger, und Ampfing, Josef Grundner, im Gespräch.

Fürstenberger hat ein System ausgearbeitet und sich mit einer Firma zusammengetan. MIt seinem System kann man Landwirten ein zusätzliches Einkommen und der Energieversorgung einen Schub verschaffen. Der Clou ist, dass hier PV-Module bis zu vier Meter hoch gebaut und die Landwirte die Fläche darunter ganz normal bewirtschaften können. Trotz der PV-Module bekomme der Boden ausreichend Sonnenlicht und ist zudem noch vor Unwettern oder Austrocknung geschützt. Wenn der Acker mindestens zu 85 Prozent landwirtschaftlich genutzt wird, bleibt er eine Agrar-Fläche, was dem Bauern steuerlich hilft. Auch müsse der Flächennutzungsplan nicht geändert und keine Ausgleichsfläche nachgewiesen werden. „Das ist deutlich weniger bürokratischen Aufwand“, weiß Josef Fürstenberger.

Landwirte brauchen kein Eigenkapital

Und das beste: Landwirte brauchen für die Anlage kein Eigenkapital. „Wir haben einen deutschen Investor, der den Bau komplett selber finanziert. Gleichzeitig bietet er den Landwirten, aber auch den Gemeinden und Bürgern eine Beteiligung an der Betreibergesellschaft an“, so Fürstenberger.

Josef Fürstenberger hat sein Konzept und seine Bedenken gegen Windräder auch bereits Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger mitgeteilt. Doch von dieser Seite kam keine klare Aussage. „Das Konzept der Agri PV ist am wirtschaftlichsten und im Vergleich zu den Windrädern deutlich schneller umsetzbar, aber das scheint nicht zu zählen“, ärgert er sich. Wenn das Genehmigungsverfahren abgeschlossen ist, könne sofort mit dem Bau begonnen werden, so Fürstenberger. Um einen Hektar mit einer Agri-PV-Anlage auszustatten, veranschlagt er eine Bauzeit von etwa einem Monat.

CSU-Generalsekretär: Brauchen breiten Energiemix

Schon früher hat er sich auch an den CSU-Generalsekretär und Heimatabgeordneten Martin Huber mit seinen Ideen gewandt. Der war erst begeistert, ist aber, für Fürstenberger unverständlich, mittlerweile auch auf die Windradlinie der bayerischen Staatsregierung eingeschwenkt. Huber sagt dazu: „Wir brauchen einen breiten Energie-Mix, um das Stromangebot in unserer energieintensiven Region weiter deutlich zu erhöhen. Das sichert Wohlstand und Arbeitsplätze. Eine gute Energieversorgung ist existenzieller Standortfaktor. Dazu gehört die Windkraft genauso wie Photovoltaik. Das ist kein Widerspruch, sondern nötige Ergänzung. Auch Agri PV kann das Energieangebot sinnvoll erweitern, wenn die landwirtschaftliche Nutzung erhalten bleibt“.

Grundlastfähigkeit der Stromversorgung muss gewährleistet sein

Huber erinnert aber auch daran, dass man die Grundlastfähigkeit der Stromversorgung nicht aus dem Blick verlieren dürfe. Deshalb seien „gerade für unsere Region auch Biomasse und Wasserkraft zu nennen sowie zukünftig auch die notwendige Versorgung mit Wasserstoff“. Für ihn ist klar, dass es bei den verschiedenen Arten der Stromerzeugung nicht um ein Entweder-oder geht, sondern notwendigerweise um einen breiten Mix.

Deshalb hat Josef Fürstenberger sich an die Gemeinden gewandt, die in der Region rund um das Chemiedreieck mit den geplanten Windrädern konfrontiert sind. Doch auch hier kam wenig Resonanz oder positiver Zuspruch, wundert er sich. Mittlerweile haben aber beispielsweise Marktl oder Stammham Kontakt mit ihm aufgenommen, verrät er. Gleichzeitig hat er kein Verständnis für Kommunen und die Landratsämter, die immer noch PV-Freiflächenanlagen ohne Bodennutzung genehmigen. 

Er befürchtet, dass hier „noch viele dicke Bretter zu bohren sind, dabei haben wir die Zeit eigentlich nicht“. 

Kommentare