CSU erneuert ihren Antrag
Vereine oder Jugendpfleger: Wer soll die Teenager in Neumarkt-St. Veit einfangen?
Braucht die Stadt Neumarkt-St. Veit einen „Jugendpfleger vor Ort“? Was kostet er? Was kann er leisten? Was wird sonst noch gebraucht? Das diskutierten die Stadträte in ihrer jüngsten Sitzung.
Neumarkt-St. Veit – Die CSU-Fraktion im Neumarkter Stadtrat hatte vor genau einem Jahr ihr Anliegen vorgetragen und mit einer E-Mail Anfang August dieses Jahres ihren Antrag erneuert, für Neumarkt-St. Veit einen „Jugendpfleger vor Ort“, kurz Juvo, zu installieren. Die Stadt hatte daraufhin weitere Informationen eingeholt. Dazu sagte Bürgermeister Erwin Baumgartner (UWG) in der Sitzung, dass ein Jugendpfleger, der 15 Stunden pro Woche tätig ist, Kosten in Höhe von rund 30.000 Euro verursachen würde. „Die große Unbekannte allerdings ist: Was kommt sonst noch auf uns zu?“ Baumgartner erwähnte Projekte, Ausrüstung, Einrichtungsgegenstände. Und einen Treffpunkt. „Ohne Treffpunkt wird es schwierig, das erfolgsversprechend durchzuführen“, meinte Baumgartner.
Nutzung von Leerständen möglich
Jugendreferentin Heike Perzlmeier (CSU) erneuerte in der Sitzung ihre Forderung nach einem Jugendpfleger: „Der Bedarf ist da in Neumarkt-St. Veit. Das hört man immer wieder in Gesprächen mit Eltern und Jugendlichen.“ Perzlmeier verwies auch auf Stellungnahmen der beiden örtlichen Schulen. Zur Frage nach geeigneten Räumen erwähnte sie als Zwischenlösung eine Kooperation mit der Volkshochschule. „Es gibt auch Leerstände in Stadtplatznähe, die man verwenden kann.“
Sie verhehlte nicht, dass mehr Flexibilität wünschenswert wäre, dass ein Jugendpfleger auch abends zur Verfügung stehen sollte. „Jugendliche, die nicht an Vereine gebunden sind, würde man auf diese Weise abholen.“ In diesem Zusammenhang betonte sie aber, dass man in der Jugendarbeit auch die Vereine einbinden müsse.
Erinnerung an die JAG werden wach
Ferdinand Rothkopf (CSU) sprach von seiner Zeit als Mitglied der Jugendaktionsgruppe (JAG). „So etwas kommt sehr wohl an.“ Er sprach von „Prävention, um das eine oder andere zu verhindern. Ich würd‘s probieren!“.
Thomas Döring (Grüne) ist „absolut überzeugt vom Sinn eines Jugendpflegers“. Aber: „Wir brauchen eine Unterkunft!“ Die geschlossene Taste-Bar sei der perfekte Platz, weil er zentral liege „und relativ einfach auszustatten ist“.
Keine Konkurrenz zur Vereinsarbeit – eher im Gegenteil
Monika Eisenreich (UWG) äußerte einige Bedenken: „Wenn sich Jugendliche nicht in einem Verein engagieren, wollen sie vielleicht einfach nur ihre Ruhe haben.“ Ein Jugendpfleger soll außerdem keine Konkurrenz zur Vereinsarbeit sein. Dazu erläuterte Perzlmeier, dass sie die Ziele sicher nicht alleine mit dem Juvo ausmachen werde. Sie sei offen für jede Anregung. „Ich sehe das als Gemeinschaftsprojekt, nicht als das Projekt von der CSU.“
Peter Gruber (CSU) sprach beim Jugendpfleger von einem „Teamplayer“, der in die Struktur von Neumarkt passen und Vermittler für die Vereine sein sollte. „Wenn er gut ist, macht er sich im besten Fall irgendwann überflüssig.“
Menzel warnt vor höheren Kosten
Kämmerer Thomas Menzel befürchtete, dass es bei 30.000 Euro Kosten nicht bleiben werde. „Mit den Räumlichkeiten werden wir da 50.000 Euro pro Jahr haben, auch wenn ein Raum von Beginn an nicht dringend notwendig ist.“
Christian Perau (UWG) wollte die Tätigkeit eines Jugendpflegers nicht von einem Raum abhängig machen. „Wenn das ein guter Mann ist, dann zieht er sich die Leute.“ Johanna Obermeier (CSU) warnte davor, sich zu viel zu erhoffen. Den Außenbereich sollte man außen vor lassen. „Da haben wir Vereine. Wichtig ist, dass er sich in der Stadt aufhält. Schauen wir uns das Ganze doch mal zwei Jahre lang an.“
Von Roennebeck über Kreativität begeistert
Rosmarie von Roennebeck (CSU) war von der Vorstellung des Juvos im Landratsamt begeistert. „Der war sehr kreativ, ist gut geschult. Ich traue ihm zu, dass er die Jugendlichen einfangen kann, auch ohne Räume.“ Sie sehe ihn durchaus als Bindeglied zu den Vereinen. Man könne die Jugendlichen ganz gezielt nach Vorlieben und Hobbies fragen und sie damit an die Vereine heranführen. „Ziel wäre dann, dass sie in den Vereinen gut aufgehoben sind!“
Peter Hobmaier (UWG) erwartet sich vom Jugendpfleger-Konzept, dass sich ältere Jugendliche um jüngere kümmern, dass sich eine Clique bildet mit Personen, die sich später auch in Vereinen engagieren. „Aus der JAG sind einige herausgekommen, die heute noch aktiv in Vereinen sind!“
Alarmierende Wahlergebnisse bei Jugendlichen
Und Sylvia Wegner (UWG) verwies auf alarmierende Ergebnisse der Landtagswahl der unter 18-Jährigen. „Das Ergebnis hat mich besorgt. Es ist unsere Aufgabe, dass wir in die politische Bildung investieren.“ Auch wenn die 30.000 Euro weh täten.
Im Beschluss hielt der Stadtrat einstimmig fest, dass ein Jugendpfleger vor Ort mit 15 Wochenstunden eingeführt werden soll. Räumlichkeiten sollen bei Bedarf zur Verfügung gestellt werden.