Millionen-Projekt geplant
Mega-Solarpark in Niederbergkirchen? So könnte der Energiepreis für die Region sinken
Autarke Energieversorgung durch die Sonne: Niederbergkirchen möchte eine Vorreiterrolle einnehmen – ein gigantischer Solarpark soll mehr als nur Strom für den Landkreis Mühldorf liefern.
Niederbergkirchen – Das Solardorf Niederbergkirchen soll weiter wachsen. Das ist nicht nur der Plan einiger Investoren, die Freiflächenanlagen in der Gemeinde Niederbergkirchen errichten möchten. Auch Photovoltaik-Experte Hans Holz, der schon einige Bürgersolar-Kraftwerke errichten ließ, möchte den Ausbau erneuerbarer Energien in seiner Heimatgemeinde weiter vorantreiben. Dies bekräftigte Holz in einem leidenschaftlichen Vortrag bei der Bürgerversammlung im Gasthaus Schützenwirt.
Bundorf hat Hans Holz inspiriert
Holz stand noch ganz unter dem Eindruck der Einweihung eines der größten Solarparks Deutschlands, der Ende September im unterfränkischen Bundorf ans Netz gegangen ist. Er schwärmte von den Dimensionen der Anlage in Bundorf, „wo es genauso bucklig ist wie bei uns“. Damit kam er gleich auf den Punkt: Warum nicht eine Anlage auch in Niederbergkirchen errichten? Nicht ganz dieselben Dimensionen, aber eine Fläche von 20 bis 25 Hektar könne er sich durchaus vorstellen. Zum Vergleich: Die Anlage, die vor kurzem bei Kinning errichtet worden ist, hat eine Größe von 5,5 Hektar. Verfahren, die die Errichtung von Photovoltaikanlagen in Langolding und in Haunberg zum Ziel haben, laufen noch.
Fernwärme über Strom
Was Holz vor allem bei der Anlage der EGIS in Bundorf beeindruckte: Neben der Bürgerbeteiligung und der Stromerzeugung sei es der Ansatz der EGIS gewesen, auch die Fernwärme einzubinden. Das Fernwärmesystem in Bundorf ist an den Solarpark angeschlossen und liefert erneuerbare Wärme für die Bürger sowie für das kommunale Bürgerhaus und den Kindergarten in Bundorf, heißt es dazu in der Fachpresse. Das 1,6 Kilometer lange Fernwärmenetz wird fast ausschließlich durch den Solarpark mit einer Wärmepumpe gespeist. Geplant ist zudem ein großer Warmwasserspeicher, um Wärme auch für sonnenarme Zeiten vorrätig zu halten. Ein Modell, das sich Holz entsprechend kleiner dimensioniert in Niederbergkirchen vorstellen kann.
Holz spricht von vier Cent pro Kilowatt Wärme
„Eine Großwärmepumpe kann den regenerativ hergestellten Strom sehr günstig in Wärme umwandeln!“ Wie Holz berichtet, leitet die EGIS in Bundorf den Strom über ein Kabel direkt von der PV-Anlage zur Wärmepumpe, ohne das öffentliche Netz zu nutzen. Bei der Bürgerversammlung sprach er davon, dass aus einer Kilowattstunde Strom zwei Kilowatt Wärme erzeugt werden könne. Lediglich einen Preis von vier Cent pro Kilowatt Wärme prognostizierte er bei einer Energieversorgung vor Ort.
Holz ist bereits tätig geworden, hat Kontakt mit Landwirten – nicht nur in Niederbergkirchen, sondern auch an der Grenze zu Gumattenkirchen – und spricht von erfolgreichen Gesprächen bei seiner Suche nach verfügbaren Flächen. „Es ist alles im Fluss, ich bin sehr zuversichtlich“, verrät Holz, der davon spricht, dass auch Mettenheim von der Fernwärme profitieren könnte. „Man müsste darüber reden, ich bin da offen!“
Dass Holz nicht nur Visionär ist, sondern jemand ist, der Nägel mit Köpfen macht, zeigt ein Blick auf seine Heimatgemeinde Niederbergkirchen. Dort wurden bislang unter seiner Ägide zehn Anlagen mit den Bürgern realisiert, davon neun auf dem Dach, und eins in der Fläche.
Flächensuche läuft erfolgreich
Wenn er die nötige Fläche zusammen hat, will er sich mit der Gemeinde und einem Projektanten zusammensetzen, um über die Realisierung zu reden. Holz spricht von 2024. Dass Bürgermeister Werner Biedermann ein offenes Ohr hat, machte das Gemeindeoberhaupt bei der Bürgerversammlung deutlich. Die Gemeinde hatte bereits den Bedarf an einer Nahwärmeversorgung ermittelt. Von 125 Haushalten hatten sich aber nur 58 zurückgemeldet und grundsätzliches Interesse signalisiert. Zu wenige, um wirtschaftlich ein Nahwärmenetz ins Auge zu fassen. Mit der Idee von Holz und bei aktuell sehr günstigen Modulpreisen bekommt dieses Ziel aber plötzlich eine neue Dynamik, zumal eine Bürgerbeteiligung Ziel sein soll.
Pilotprojekt in Niederbergkirchen hat Ziel erfüllt
Wie gut das Geschäft mit der Sonne ist, zeigt die Bilanz der PV-Anlage auf dem Dach der Niederbergkirchener Turnhalle. Es war die erste Bürgersolaranlage in der Gemeinde, an der sich Privatpersonen beteiligen konnten. Im Dezember 2022 ist nach 20 Jahren die EEG-Einspeisevergütung ausgelaufen, die Anlage wäre danach in das Eigentum der Gemeinde übergegangen. Jedoch sei dies übersehen worden. Jetzt speist die Anlage weiterhin Strom ein zugunsten der Anleger, die nun anstelle der vorher 46 Cent pro Kilowattstunde den Börsenpreis erhalten, der laut Holz zwischen sieben bis acht Cent liegt.
Die Investition damals habe sich rentiert, sagt Holz. 167.000 Euro habe die Anlage gekostet. 127.000 Euro seien über einen Kredit finanziert worden. 39.000 Euro an Eigenkapital brachten die Bürger ein. „30 Personen, von denen jeder 1.300 Euro eingebracht hatte“, erklärt Holz. „Für diese 1.300 Euro haben sie 6.500 Euro zurückbekommen!“
Riesenanlage in Bundorf als Blaupause
Auf einer Fläche von 125 Hektar ist dort eine Freiflächenanlage entstanden, mit mehr als 232.000 Photovoltaikmodulen, die Strom für gut 40.000 Haushalte erzeugen. Der Solarpark, der unter Mitwirkung der Energiegenossenschaft EGIS eG mit Sitz in Neuötting errichtet worden ist, erzeugt rund 131 Millionen Kilowattstunden Strom jährlich. Rechnerisch kann er damit den Energiebedarf für private Haushalte des gesamten Landkreises Haßberge und darüber hinaus decken, heißt es in der Pressemitteilung der Genossenschaft.
„Die 125 Megawatt starke Anlage spart jährlich rund 90.000 Tonnen Kohlendioxid ein. Das entspricht etwa der Summe an Klimagasen, die 8.000 Personen in Deutschland im Jahr verursachen“, rechnet die EGIS vor. Die EGIS hält ein Drittel der Anlage. Etwa 40 Hektar des Solarparks verbleiben in der Hand der Bürger.
