Die Gefahr steigt von Jahr zu Jahr
Waldbrände drohen – Landkreis Mühldorf rüstet Katastrophenschutz auf
Immer häufiger brennen Wälder, auch in Bayern. Um dafür gewappnet zu sein, brauchen die Feuerwehren im Landkreis Mühldorf spezielle Ausrüstung. Wie die Kreisräte darüber diskutiert haben.
Mühldorf – Angesichts MVV-Beitritt und Landkreiswerk war es ein eher kleines Thema erst im Kreisausschuss (31. März) und Tage später im Kreistag (4. April), doch es sorgte für intensive Diskussionen. Es ging darum, mit welchen zusätzlichen technischen Hilfsmitteln der Katastrophenschutz ausgerüstet werden soll, um Wald- und Flächenbrände optimal bekämpfen zu können.
Feuerwehren für Waldbrände ausrüsten
„Der Landkreis Mühldorf investiert kontinuierlich in seinen Katastrophenschutz“, betonte Landrat Max Heimerl vor dem Kreisausschuss. Jetzt gehe es darum, neues Gerät anzuschaffen, um sich speziell gegen Waldbrände besser aufzustellen. Denn daran fehle es momentan noch. „Die vorhandene Ausstattung unserer Feuerwehren ist für den Einsatz in Wäldern, gerade auch an Hanglagen nur bedingt geeignet“, stellte der Landrat fest. Es geht um Geräte für rund 300.000 Euro, die allerdings nur angeschafft werden sollen, wenn der Landkreis 60 Prozent dieser Kosten durch eine Förderung von LEADER ersetzt bekommt.
Hitze- und Trockenphasen erwartet
In den Sommermonaten sei auch im Landkreis wieder mit langen Hitze- und Trockenphasen zu rechnen. Dadurch steige die Waldbrandgefahr, die schon jetzt im Frühjahr bei Stufe 3 von 5 auf dem Waldbrand-Gefahrenindex liegt. Heimerl: „Auch die Zahl der Überwachungsflüge steigt mit dem wachsenden Risiko.“ An zwei Tagen Anfang März brannten heuer schon Böschungen in Niederbergkirchen, am 10. und 11. April gab es Flächenbrände in Hart und Garching an der Alz, die auf Bäume und einen Wald überzugreifen zu drohten.
Heuer brannten schon Waldstücke in den Landkreisen Rosenheim und Miesbach und riefen die dortigen Feuerwehren auf den Plan.
Geräte, Wasserspeicher und Spezial-Drohnen
Florian Seemann, technischer Leiter Brand- und Katastrophenschutz, stellte vor, was beschafft werden soll: Drei Gerätesätze Wald- und Vegetationsbrand für insgesamt rund 180.000 Euro; ein Übergabecontainer für Wasser für 30.000 Euro und zwei Drohnen für zusammen circa 40.000 Euro. „Bei dem Gerätesatz handelt es sich zum Beispiel um Feuerpatschen zur manuellen Bekämpfung von Glutnestern“, erläuterte Seemann. „Aus dem Wassercontainer kann Löschwasser in Tragkraftspritzen auf Rollcontainern umgefüllt werden, mit denen die Feuerwehr den Brandherd im Gelände stressfreier erreichen kann.“
„Alles doppelt und dreifach?“
Wegen der neu gewünschten Drohnen fragte Ulrich Niederschweiberer, CSU-Kreisrat und Mühldorfs Referent für Feuerwehr und Rettungswesen: „Können dafür nicht auch die bei unseren Feuerwehren bereits vorhandenen Drohnen genutzt werden?“ Diese hätten mit ihren Wärmebildkameras schließlich auch schon mehrfach den teuren Einsatz von Polizeihubschraubern ersetzt. „Wir müssen doch nicht alles doppelt und dreifach vorhalten.“ Er regte an, den Antrag zurückzustellen und neu zu prüfen.
Laut Seemann vom THW gibt es Drohnen der geforderten Art noch nicht im Landkreis, die der Feuerwehren seien schon fünf Jahre alt. Die neuen Drohnen könnten sogar einen Liter Wasser oder andere kleine Hilfsmittel bis zu einem Kilogramm Gewicht zu am Brandort eingeschlossenen Personen transportieren. Sie können im Brandfall aus der Luft Schadstoffe messen und über Waldgebieten für Beobachtungsflüge eingesetzt werden.
Landwirte mit ins Team holen
Zum Thema Wald- und Wiesenbrände berichtete Niederschweiberer von der angestrebten Zusammenarbeit der Kreisbrandinspektion mit sogenannten „Red Farmers“. Das sind Landwirte, die etwa mit ihren Traktoren und Güllefässern die Feuerwehren bei Einsätzen unterstützen und Löschwasser in unwegsames Gelände bringen. Im Landkreis bestehe dazu große Bereitschaft von den Landwirten. Dem pflichtete Siegfried Höpfinger (CSU) bei: „Wenn die Landwirte intensiver eingebunden werden, ergibt das eine Riesen-Schlagkraft in der Löschwasserversorgung.“ „Mit der Löschwasserverteilung aus Güllefässern kann eine Brandbarriere geschaffen werden“, unterstrich Josef Schöberl (WGW).
Die Zeit für einen Zuschuss drängt
Landrat Heimerl sprach noch einmal die Gesamtkosten der „Nachrüstung“ von rund 300.000 Euro an: „Wir hoffen auf den LEADER-Zuschuss, dann müssen wir 120.000 Euro bezahlen. Aber die Zeit drängt.“ Josef Grundner (CSU) wollte wissen, auf welcher Basis der Bedarf ermittelt wurde. Heimerl gab an, es handle sich um eine Empfehlung des Deutschen Feuerwehrverbandes.
Im Kreisausschuss wurde der Antrag mit 10 zu 3 Stimmen abgelehnt, weil zu viele Unklarheiten bestanden. Die Verwaltung wurde beauftragt, das Vorhaben bis zur Kreistagssitzung noch einmal zu prüfen.
Das geschah innerhalb der wenigen Tage von Montag bis Freitag und so konnten sämtliche offenen Fragen des versammelten Kreistags zu aller Zufriedenheit beantwortent werden.
„Müssen es auf den Weg bringen“
„Wir müssen die neue Ausstattung unserer Feuerwehren jetzt auf den Weg bringen und den Katastrophenschutz vorausdenken“, mahnte Günther Knoblauch (SPD). „Nicht, dass wir uns einmal fragen lassen müssen, warum habt ihr nichts getan.“
Der Kreistag stimmt dem Vorhaben schließlich einstimmig zu.