Größe der Sportanlage umstritten
Zweifach oder dreifach? – Wie Mühldorf um eine neue Turnhalle ringt
Mühldorf braucht dringend eine neue Turnhalle: Doch die Größe der künftigen Sportanlage spaltet den Stadtrat. Trotzdem wurde jetzt eine erste Entscheidung getroffen.
Mühldorf – Die Stadt plant den Neubau einer Turnhalle an der Grundschule Mühldorf. Das beschloss der Stadtrat nach langer Diskussion. Wie groß die Halle sein wird, ist allerdings noch völlig offen und soll sich im Lauf der Planungen ergeben. Derzeit steht dort eine Einfachturnhalle.
So groß soll die Halle werden
Fast 40 Jahre ist die Turnhalle an der Grundschule Mühldorf alt, viel älter wird sie wohl nicht werden. „Es gibt einen erheblichen Sanierungsbedarf“, sagt Stadtbaumeisterin Birgit Weichselgartner und spricht vom undichten Dach, alten Sanitäranlagen, überholter Technik.
„Eine Generalsanierung mit Rückbau auf Rohbau läge bei 2,5 Millionen Euro. Es hätte dann aber nicht den Standard einer Einfachturnhalle“, macht die Statbaumeisterin die Möglichkeiten klar. Die Kosten für eine Dreifachturnhalle bezifferte sie auf neun Millionen Euro, zu teuer für die Stadt. Eine Einfachturnhalle nannte sie zu klein. „Es spricht also alles für eine Zweifachturnhalle“, das sehe auch die Schulleitung so. 400 Schüler werden an der Grundschule Mühldorf unterrichtet.
Vorteile für den TSV Mühldorf
Und noch einen Vorteil hat eine größere Turnhalle aus ihrer Sicht: „Die Entscheidung für eine Zweifachturnhalle könnte dazu führen, dass die TSV-Halle für Sportangebote unter vier Metern Höhe gebaut werden könnte.“ Auch die ist marode, derzeit sind aber weder Sanierung noch Neubau aktuell – aus Kostengründen.
Die Diskussion im Stadtrat passt sich in die Debatten ein, die in der Stadt seit einiger Zeit laufen: Wie kann der Sport in Turnhallen gesichert werden, wie viele Turnhallen braucht Mühldorf? Wie groß müssen sie sein?
Zweifach, dreifach? Die CSU spricht sich laut Ulrich Niederschweiberer für einen größeren Bau auf: „Wir halten eine Zweifachturnhalle für zu klein. Man sollte eine Dreifachturnhalle bauen.“ Das würde aus seiner Sicht auch preiswerter werden, als der Bau zweier kleiner Turnhallen an der Grundschule und als Neubau beim TSV. Nach seinen Angaben würde eine Zweifachturnhalle sechs Millionen Euro kosten.
Für Sportreferent Stefan Schörghuber (CSU) ist der Bau einer Dreifachturnhalle zukunftsweisend, weil sie schon heute den Bedarf in 30 Jahren im Blick habe. „Wir wollen eine Dreifachturnhalle“, sagte auch Zweite Bürgermeisterin Ilse Preisinger-Sontag. Aufgabe der Stadtverwaltung sei es, die Kosten im Haushalt unterzubringen.
Auswirkungen auf Sanierung der Schulen
Stadtbaumeisterin Weichselgartner fürchtet Probleme mit dem Denkmalschutz, weil eine Dreifachturnhalle zu nahe an das denkmalgeschützte Prähoferhaus heranrücken würde. Die höheren Kosten könnten sich negativ auf Schulsanierungen in Altmühldorf und Mößling auswirken.
Auch Bürgermeister Michael Hetzl (UM) fürchtet konkrete Nachteile für eine Finanzierung der Sanierung an den beiden anderen Mühldorfer Grundschulen. Und: „Mit einer Zweifachturnhalle können wir den heutigen Bedarf decken.“
Schulreferent Dr. Reinhard Wanka rechnete vor, dass die Stadt aus seiner Sicht keine Dreifachturnhalle braucht. Den Bedarf der Schule bezifferte er auf 50 Stunden, für die Vereine würden 72 Stunden Nutzungdauer reichen. Das würde eine Zweifachturnhalle gewährleisten. Eine Dreifachturnhalle sei zu teuer und der Bau dauere zu lang.
Für Claudia Hungerhuber (SPD) ist der Bedarf unbestritten, genauso wie die dringende Umsetzung. Sie wollte vor einer Entscheidung aber Informationen über die Fördermöglichkeiten, die Bodenverhältnisse in der Nähe des Inns und die optischen Auswirkungen auf das denkmalgeschützte Prähoferhaus. Für Grünensprecher Dr. Matthias Kraft ist vor der Entscheidung ein Gesamtkonzept zum Sport in Mühldorf notwendig, in dem alle notwendigen Projekte erfasst und geprüft würden.
Auswirkungen auf den Sport in der ganzen Stadt
In den gesamten Horizont des Sports in Mühldorfs stellte Stephan Schinko (Grüne) die Entscheidung: „Der Neubau der TSV-Halle muss kommen, sie ist für die Entwicklung des Sports in der Stadt absolut unverzichtbar.“ Deshalb sei eine Zweifachturnhalle sinnvoll, das gesparte Geld könne einer neuen TSV-Turnhalle zugute kommen.“
Auf die Dringlichkeit des Neubaus wies auch UM-Fraktionssprecherin Karin Zieglgänsberger hin. Schulkinder müssten schon jetzt in die Berufsschulturnhalle ausweichen. Sie kritisierte die Diskussion um eine Vergrößerung, die nur die mangelnde Bereitschaft des Stadtrats zeige, Entscheidungen zu treffen und zu handeln. Gottfried Kirmeier (SPD) forderte dagegen eine intensivere Diskussion und genauere Pläne, um entscheiden zu können.
Kämmerer Fabian Zierhofer sprach sich aus finanziellen Gründen gegen den Bau einer Dreifachturnhalle aus: „Neun Millionen sehe ich im Haushalt 2026 nicht darstellbar.“ Es gebe bereits viele große Investitionen, er verwies auf Bauvorhaben bei den Feuerwehren und eine neue Kinderbetreuungseinrichtung.
Schließlich sprach sich der Stadtrat mit nur einer Gegenstimme für den Beginn der Planungen aus. Im Laufe dieser Planung soll sich dann herausstellen, wie groß die neuen Halle an der Grundschule wird.
Rechthaberei im Stadtrat
Die lange Diskussion im Stadtrat zeigte neben den Sachfragen ein weiteres: Inzwischen zieht verschärft Rechthaberei in den Stadtrat ein. Minutenlang ging es hin und her, als das Gremium darüber stritt, ob Sportreferent und TSV Vorsitzender Schörghuber von der Stadtverwaltung in die Vorbereitung der Entscheidung eingebunden worden, wie bestimmte Besprechungen verlaufen und wie E-Mails zu bewerten seien.
Am Ende beendete die Mehrheit des Stadtrats auf Geschäftsordnungsantrag die Diskussion, obwohl noch nicht alle Stadträte zu Wort gekommen waren. Dafür gab es hefitige Kritik vor allem aus Reihen der Grünen. Bürgermeister Hetzl jedoch sah sich mit seinem Vorstoß im Recht, dass die Diskussion bereits alle Gesichtspunkte hervorgebracht habe und die Entscheidung abstimmungsreif sei.


