Umgangston im Pollinger Gemeinderat
Kommentar: Pollings Gemeinderat gleicht einem Scherbenhaufen
Der Ton in Polling wird rauer: Bürgermeister und Gemeinderat sind tief zerstritten. Kaum eine Sitzung ohne Eskalation. Misstrauen und Polemik machen jede Diskussion schwierig. Daraus sollten alle Beteiligten Konsequenzen ziehen, findet OVB-Redakteur Josef Enzinger.
Von Harmonie im Pollinger Gemeinderat kann schon lange keine Rede mehr sein. Ständig neue Eskalationen. Ständig neue Machtspiele. Streit, Misstrauen und Polemik prägen die Sitzungen. Gemeinderäte und Bürgermeister beleidigen sich. Das ist alles andere als unterhaltsam.
Bürgermeister Lorenz Kronberger ist zu einem guten Teil verantwortlich dafür, dass ihm Gemeinderäte die Gefolgschaft verweigern. Dass kaum eine Sitzung vorübergeht, in der nicht Tagesordnungspunkte und Entscheidungen vertagt werden. Dass die Mandatsträger umso penibler nachbohren, wenn sie auch nur einen kleinen Ansatz finden, den Bürgermeister zu vorzuführen.
Bei all den Konflikten in den vergangenen Monaten hat es Kronberger nicht geschafft, seinen Kritikern die Hand zu reichen. Deeskalation ist seine Sache nicht. Und so bleiben jetzt selbst scheinbar noch so einfache Entscheidungen auf der Strecke.
Aber Kronbergers Gegner im Gemeinderat müssen aufpassen, dass sie mit ihrer Abwehrhaltung nicht über das Ziel hinausschießen. Jüngstes Beispiel: der Solarpark Flossing II. Dass der Gemeinderat keine Entscheidung fällen konnte oder wollte, weil die Beschlussvorlage eine Vertagung angeregt hatte, wirkt wie ein billiger Versuch, die ungeliebte Verwaltung bloßzustellen. Flexibilität und Objektivität haben hier gefehlt.
Pollings Gemeinderäte sind gefordert, sich selbstständig auf Themen vorzubereiten, sich einzuarbeiten, sich externe Hilfe zu holen – gerade weil sie der Verwaltung misstrauen. Sie müssen mit gutem Beispiel vorangehen, sachlich bleiben, Befindlichkeiten und Eitelkeiten hinten anstellen. Polemik und Beleidigungen haben in einer Sitzung nichts zu suchen. Sie bringen am Ende niemanden weiter.