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Schutz des Trinkwassers im Landkreis Mühldorf

Streit um jeden Tiefbrunnen im Kreis Mühldorf hat begonnen: Wasserpreis vervierfachen?

Nur noch zum Trinken und als Heilwasser: Die Stiftung Ecksberg darf ihren Trinkbrunnen nicht mehr zum Gartengießen nutzen.
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Nur noch zum Trinken und als Heilwasser: Die Stiftung Ecksberg darf ihren Trinkbrunnen nicht mehr zum Gartengießen nutzen.

Nicht nur die Nutzung von Tiefenwasser im Werk Weiding steht zur Diskussion. Für jeden einzelnen Tiefbrunnen im Kreis Mühldorf gilt: Ist die Nutzung noch zulässig oder nicht? Die Stiftung Ecksberg hat es schon spüren müssen. Jetzt bangen auch Bauern um ihre Brunnen.

Mühldorf - Es sind zwei Beispiele, die zeigen, wie sich die zunehmende Wasserknappheit auswirkt: Der Umgang mit Tiefbrunnen im Landkreis. So musste die Stiftung Ecksberg die Nutzung von Wasser aus einem Tiefenbrunnen zur Gartenbewässerung schon vor drei Jahren einstellen. Das Wasser darf nur noch für die Heilquelle am Kronwidl genutzt werden, berichtet Stiftungsvorstand Dr. Alexander Skiba. „Es ist nachvollziehbar“, sagt er, „dass Tiefenwasser besonders geschützt wird.“

Auch Ulrich Niederschweiberer nutzt einen Tiefenbrunnen auf seinem Hof in Mößling. Er und ein Nachbar gewinnen daraus Trinkwasser, außerdem nutzen sie es als Brauchwasser. Er sagt: „Natürlich müssen wir das Tiefenwasser schützen, in dem man die Nutzung nicht ausweitet.“ Seinen Brunnen stilllegen, will er aber nicht.

Tiefenwasser regeneriert sich nur sehr langsam

Während normale Brunnen in der Region oft aus zehn oder zwölf Metern Wasser fördern und damit nur das obere Grundwasserstockwerk nutzen, greifen Arteser- oder Tiefbrunnen auf Schichten in 80 oder 120 Meter Tiefe zu. Wie tief diese Brunnen genau gehen, kann laut Landratsamt nicht generell gesagt werden und ist abhängig vom Ort. Nach Aussagen der Bayerischen Staatsregierung muss dieses Wasser besonders geschützt und sparsam verbraucht werden. Es dient als Reserve für kommenden Generationen.

Zehn Städte und Gemeinden im Landkreis Mühldorf beziehen heute schon Tiefenwasser, um ihre Bevölkerung zu versorgen. Zum Vergleich: Innfood will in Weiding 600.000 Kubikmeter Wasserfördern, nur 120.000 Kubikmeter weniger als der größte Nutzer im Landkreis, die Isener Gruppe. Sie versorgt drei Gemeinden mit Wasser.

Das Kronwidl ist einer der schönsten Orte in der Stadt. Die Kapelle im Altmühldorfer Tal zieht immer wieder Menschen an, die zur Ruhe kommen wollen. Die Pfarrei Altmühldorf nutzt sie für religiöse Veranstaltungen. Vor dem Gotteshaus steht ein kleiner Brunnen. Dem Wasser werden Heilkräfte gegen Augenleiden zugesprochen.

Das Wasser stammt aus einem Tiefbrunnen der Stiftung Ecksberg. Jahrzehnte lang nutzte die Behinderteneinrichtung Wasser aus diesem Tiefbrunnen für die Gartenbewässerung. Während das seit 2020 untersagt ist, fließt es am Kronwidl weiter als Trink- und Heilwasser. Als Ersatz für die Brauchwassernutzung hat die Stiftung einen Oberflächenwasserbrunnen geschlagen.

Landwirt spricht von Ungerechtigkeiten

Während Stiftungsvorstand Skiba das Vorgehen des Landratsamts für verständlich hält, bringt die „immer schärfere und restriktivere Handhabung“ für Landwirt Niederschweiberer Ungerechtigkeiten. Er beklagt: „Im großen Bereich kann man Tiefenwasser nutzen, die kleinen sperrt man zu.“

Das sagt er nicht nur mit Blick auf die Pläne, im Werk Weiding Tiefenwasser als Mineralwasser abzufüllen. Auch zahlreiche andere Firmen im Landkreis nutzen Tiefenwasser zur Produktion von Lebensmitteln. Dazu kommen private Betreiber von Arteserbrunnen.

Das Problem vieler Bauern: Ihre Brunnen bestehen die Trinkwassertests nicht mehr, manche Landwirte wollen sich der aufwändigen und teureren Probenentnahme und Sanierung nicht mehr stellen, damit ist das Wasser kein Trinkwasser mehr. Eine Verfüllung kostet oft mehrere tausend Euro.

Tiefenwasser zur Kuhtränke

Als Brauchwasser, sagt Niederschweiberer, sei das Wasser aber unverzichtbar. Er rechnet vor: Für seine 70 Kühe und deren Nachwuchs würde ihn Wasser aus der Leitung im Jahr zwischen 7000 und 8000 Euro kosten. Deshalb seine Forderung: „Bestehendes sollte nutzbar bleiben, was derzeit entnommen wird, ist aus meiner Sicht tragbar.

Mit dieser Argumentation stieß Niederschweiberer im Mai bei einer Anhörung im Landratsamt zum Thema Grundwasser bei den zuständigen Behörden auf wenig Gegenliebe. Michael Holzmann, Chef des Wasserwirtschaftsamts in Rosenheim, wies darauf hin, dass die Regeln für die Entnahme von Tiefenwasser sehr streng und der Allgemeinheit vorbehalten seien. „Privatnutzung ist dadurch nicht gedeckt, auch nicht zur Tiertränke.“

Kreisräte fordern: Grundwasser sparsamer nutzen

Es gibt keine einheitliche Einschätzung zur Nutzung von Tiefenwasser in der heimischen Politik. Lorenz Kronberger (UWG), Bürgermeister in Polling und starker Befürworter der geplanten Mineralwasserproduktion in seiner Gemeinde, geht noch einen Schritt weiter als Niederschweiberer. „Es wird überall Tiefenwasser gefördert, auch zur kommerziellen Nutzung. Deshalb halte ich die Forderung, kommerzielles Tiefenwasser nicht zu nutzen, für falsch“, sagte er bei der Anhörung im Landratsamt.

Dem hielt die damalige Grünensprecherin im Kreistag, Judith Bogner, entgegen: „Wir müssen künftig wesentlich sorgsamer mit unserem Wasser umgehen.“ Das gelte besonders für Tiefenwasser, das sich nur langsam regeneriert.

Unterstützung bekam Bogner von Taufkirchens Bürgermeister Alfons Mittermaier (UWG). Er sagte: „Wir entnehmen derzeit mehr Wasser, als nachkommt. Das ist besorgniserregend.“

Einen anderen Aspekt brachte Ulli Maier (UWG) vor. Er erklärte, die Bevölkerung im Landkreis sei zwischen 2001 und 2019 um sieben Prozent gewachsen. Der Wasserverbrauch habe sich in der gleichen Zeit um 13 Prozent erhöht. „Wir müssen Wasser sparen, das ist der einzige Weg.“ Er sprach von einer notwendigen Vervierfachung des Wasserpreises.

34 größere Wasserentnahmen aus Tiefbrunnen

Dem Landratsamt Mühldorf sind derzeit 34 größere Tiefengrundwasserentnahmen bekannt. Nach Angaben des Wasserwirtschaftsamts fördern sie jährlich 3,5 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr aus der Tiefenschicht. Das meiste Wasser entnimmt derzeit das Milchwerk Jäger in Haag mit 877.000 Kubikmeter pro Jahr.

Auch zwölf Gemeinden und Wasserzweckverbände beziehen ihr Trinkwasser aus Tiefenbrunnen. Hinzu kommen Einzel- und Kleinversorger, die laut Landratsamt nicht getrennt nach Grundwasserstockwerken erfasst werden. „Die Gesamtfördermengen dieser Nutzungen insgesamt sind gegenüber den oben genannten 34 größeren Entnahmen jedoch eher unbedeutend“, teilt Sprecherin Julia Parstorfer mit.

In den letzten fünf Jahren hat das Landratsamt nach eigenen Angaben die Schließung und den Rückbau von fünf Tiefenbrunnen angeordnet. Neue Arteser- oder Tiefenbrunnen würden im Regelfall nicht mehr genehmigt.

Die Gemeinden nutzen Tiefenwasser zur Trinkwasserversorgung

Kubikmeter pro Jahr

Haag 394.000 m³/a

Polling                                       61.000 m³/a

Neumarkt-Sankt Veit               428.000 m³/a

Erharting                           60.000 m³/a

Schönberg                                 88.000 m³/a

Oberbergkirchen                       61.000 m³/a

Ranoldsberg                              30.000 m³/a            

ZV Isener Gruppe                   724.000 m³/a für die Gemeinden Buchbach, Schwindegg, Obertaufkirchen

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