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„Kindergarten“ brachte Faß zum Überlaufen

Dramatische Wende in Polling? Mayerhofer spricht Klartext – Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Springer

Gemeinderätin Karin Mayerhofer liegt ihr Zuhause sehr am Herzen. Deshalb hat sie jetzt im Gemeinderat deutliche Worte gewählt.
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Gemeinderätin Karin Mayerhofer liegt ihr Zuhause sehr am Herzen. Deshalb hat sie jetzt im Gemeinderat deutliche Worte gewählt.

Können fast vier Minuten den Gemeinderat Polling verändern? Karin Mayerhofer hält eine emotionale Rede, kritisiert Geschäftsleiterin Gabriele Springer und fordert Respekt für das Ehrenamt. Der Saal reagiert mit Applaus.

Polling – Die jüngste Sitzung des Pollinger Gemeinderates endete ungewöhnlich. Sie schloss mit einem starken, langanhaltenden Applaus der Zuschauer und der Gemeinderäte. Denn eine Frau hatte mit Wucht und Klarheit das ausgesprochen, was die überwiegende Mehrheit im Saal dachte: Gemeinderätin Karin Mayerhofer (Freie Wähler). 

Fast vier Minuten lang hatte Mayerhofer ihren Gefühlen freien Lauf gelassen – gegen den Willen von Bürgermeister Lorenz Kronberger (UWG). Fast vier Minuten lang hatte sie das Verhalten von Geschäftsleiterin Gabriele Springer kritisiert. Fast vier Minuten, die zur Umkehr aufriefen.

Ausgelaugt und viel Lob

Nach diesen vier Minuten und dem Ende des öffentlichen Teils saß Mayerhofer erst einmal auf ihrem Stuhl. Der Blick nach unten gerichtet. Sie musste durchschnaufen, während Zuschauer und Gemeinderäte ihr auf die Schulter klopften und das ein oder andere Wort des Dankes und des Zuspruchs zuraunten.

Doch der Reihe nach: Als Bürgermeister Kronberger den letzten und normalerweise unspektakulärsten Tagesordnungspunkt „Informationen“ aufrief, erhob sich Thomas Jobst (CSU) trat vor den Bürgermeister und übergab ihm ein DIN A4 Blatt: eine Dienstaufsichtsbeschwerde von Karin Mayerhofer und Thomas Jobst gegen Geschäftsleiterin Springer. 

„Kindergarten“ brachte das Fass zum Überlaufen

Springer hatte in der Juni-Sitzung das Verhalten des Gremiums als „Kindergarten“ bezeichnet. Für Mayerhofer war das „beleidigend und respektlos“ und eine Missachtung der ehrenamtlichen Tätigkeit der Gemeinderäte. Das brachte „das Fass zum Überlaufen“ und sie schrieb die Dienstaufsichtsbeschwerde – unterstützt von Jobst. 

Springer habe, als sie die Äußerung machte, zudem kein Rederecht gehabt, so die Beschwerde. Auch sei es nicht Aufgabe der Geschäftsleitung, „den Gemeinderat zu beeinflussen oder diesen zu bewerten. Neutrales Verhalten ist der Stellung angemessen.“ 

Kronberger möchte Stellungnahme unterbinden

Als Mayerhofer im Sitzungssaal zu einer persönlichen Erklärung ansetzte, wollte Kronberger das unterbinden: „Nein, das machen wir nicht.“ Es gehe um eine Personalangelegenheit und das sei Sache der Verwaltungsgemeinschaft. 

Jobst: „Nein, das war eine Gemeinderatssitzung.“ 

Währenddessen holte Mayerhofer schon Atem und setzte ihre Worte, auch als Kronberger dazwischen ging: „Ich muss Dich darauf aufmerksam machen, dass das für Dich ein Problem werden kann, wenn es um eine Personalangelegenheit geht.“

„Springer überschreitet Grenzen“

Doch Mayerhofer fuhr unbeirrt fort. „Das Verhalten von Frau Springer überschreitet Grenzen.“ Sie störe das Verhalten von Springer gegenüber den gewählten Gemeinderäten. „Den Ton, den Sie hier anschlagen, die Art und Weise, die lasse ich mir nicht gefallen.“ Die ständigen Drohungen und Anzeigen – zuletzt gegen Matthias Mayerhofer in Oberneukirchen – hätten sie „erschüttert“.

Gemeinderätin Karin Mayerhofer: „Ich verbiege mich nicht. Ich sage, was ich denke.“

Ihr Umfeld habe ihr eigentlich von der Beschwerde und der Stellungnahme abgeraten – auch aus Angst vor den Folgen. „Aber ich verbiege mich nicht. Ich sage, was ich denke“, betonte Mayerhofer. „In diesem Ton, mit dieser Art und Weise können wir bis 2026 nicht weitermachen. So können wir nicht miteinander umgehen. Ich stehe dafür gerade.“ 

Breiter, lauter, anhaltender Applaus von den Zuschauern und den Gemeinderäten.

Bürgermeister Kronberger nahm die Dienstaufsichtsbeschwerde entgegen. Geschäftsleiterin Springer äußerte sich in der Sitzung nicht dazu; eine Nachfrage der OVB Heimatzeitungen dazu ließ sie bis Dienstag, 16. Juli, unbeantwortet.

Am Montag, 15. Juli, veröffentlichte Kronberger seine Stellungnahme auf der Internetseite der Gemeinde: Springer habe die Äußerung „Kindergarten“ nur an ihn persönlich und „nicht an den Gemeinderat gerichtet“; sie bedauere, dass dies im Sitzungssaal wahrnehmbar gewesen sei. Kronberger: „Ein persönliches Fehlverhalten der Mitarbeiterin, welches Maßnahmen im Dienstaufsichtswege erforderlich machen würden, liegt daher nicht vor.“

„Mein Handy ist heiß gelaufen“

Auch am Tag nach der Sitzung war Mayerhofer noch aufgewühlt. „Mein Handy ist heiß gelaufen.“ Die vierfache Mutter, Bäuerin und Nachbarin von Kronberger steht zu ihren Worten. „Das war mir wichtig.“

Eigentlich ist Polling eine beschauliche Gemeinde. Doch im Gemeinderat kommt es immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen.

Sie habe das Ehrenamt im Gemeinderat mit Stolz angenommen. Sie bereite sich neben Hof und Familie auf alle Sitzungen vor, nehme sich viel Zeit, denn „Polling ist mein Zuhause“. Da schmerze es, wenn sie überall auf die Gemeinde angesprochen werde, wenn sie die Verhältnisse und Atmosphäre im Rathaus und Gemeinderat erlebe. „Wir sind grundsätzlich ein tolles Gremium, ein tolles Team.“

Hoffen auf ruhigere Zeiten

Mayerhofer: „Der Applaus, der Zuspruch hat mir gutgetan, weil ich nicht alleine bin. Ich hoffe, dass wir eine Lösung finden, dass es wieder ruhiger wird.“

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