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Nahverkehr im Landkreis Mühldorf

München oder Inn-Salzach? Kann sich der Landkreis den MVV-Beitritt überhaupt leisten?

Ab dem 10. Dezember gibt auch im Landkreis Rosenheim der MVV-Tarif.  Nicht alle sind begeistert.
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Die Aufstellung der MVV-Ticketautomaten sind ein Kostenpunkt, falls der Landkreis dem Münchner Verkehrsverbund beitreten sollte.

MVV-Beitritt oder ein Verkehrsverbund mit Altötting – wofür soll sich der Landkreis Mühldorf beim öffentlichen Nahverkehr entscheiden? Die Tendenz geht derzeit ziemlich klar in eine Richtung.

Mühldorf – Mit nur einem Ticket ab 1. Januar 2025 das komplette Netz des Münchner Verkehrsverbunds (MVV) nutzen? Das, wovon einige Landkreisbewohner vielleicht träumen, wird in absehbarer Zeit nicht kommen. Ob es den Bürgern im Landkreis gefällt oder nicht, die Frage, ob der Landkreis Mühldorf Teil des Tarifnetzes des MVV werden will oder er einen Verbund im ländlichen Raum mit Nachbarlandkreisen eingeht, ist noch nicht entschieden.

Um eine mögliche Entscheidung zum MVV-Beitritt vorzubereiten, fanden bereits zwei Sondersitzungen des Ausschusses für Umwelt, Nahverkehr, Natur und Tourismus als Fachgremium statt. In der dritten Sondersitzung am Dienstag (5. Dezember) ging es um die Frage: Welche Verbund-Idee ist für den Landkreis Mühldorf zielführend?

MVV-Beitritt wird seit Jahren geprüft

Der Landkreis Mühldorf nimmt seit Januar 2020 an der Grundlagenstudie zur Erweiterung des MVV teil. In der Sitzung am 7. November hatte Dr. Bernd Rosenbusch, Geschäftsführer der MVV Münchner Verkehrs- und Tarifverbund GmbH, dem Gremium im Landratsamt bereits die Studienergebnisse vorgestellt und die wirtschaftlichen und finanziellen Wirkungen einer Verbundintegration erläutert.

Für den Landkreis Mühldorf würden bei einem Beitritt zum MVV drei verschiedene Kostenarten zum Tragen kommen. Im Jahr vor dem Beitritt würden einmalig sogenannte Initialkosten anfallen, beispielsweise für Entwerter an den Bahnhöfen sowie Personal- und Marketing. Diese werden zum Teil gefördert, der für den Landkreis Mühldorf verbleibende Eigenanteil beträgt etwa 261.100 Euro. Ab dem Beitritt fallen jährlich sowohl Regiekosten – 450.000 bis 635.000 Euro – als auch Ausgleichsleistungen für den Tarif –300.000 Euro im Busbereich und 200.000 Euro bei der Bahn – an.

Beitritt kostet rund eine Million Euro

Kurz vor der jüngsten Sitzung am Dienstag erfuhr Landrat Max Heimerl noch, dass der Freistaat einen größeren Teil der Kosten übernehmen würde als bisher bekannt. In den ersten fünf Jahren würde er die Ausgleichsleistungen für den Tarif bei der Bahn – die sogenannten Durchtarifierungsverluste – komplett bezahlen. Einzige Bedingung: Der MVV-Beitritt des Landkreises muss spätestens bis 2026 erfolgen.

Verbund mit Nachbarlandkreisen

Die alternative Idee eines sogenannten Inn-Salzach-Verbunds mit Altötting hatte die DB Regio Bus, Region Bayern dem Ausschuss am 21. November vorgestellt. Mit Blick auf die Verkehrsverflechtungen und maßgeblichen Pendlerbewegung ist ein Verbund der Landkreise Altötting und Mühldorf überlegenswert und könnte auf die Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land ausgeweitet werden.

Die Kosten für diesen Verbund wären nach derzeitigen Schätzungen deutlich niedriger als bei einem MVV-Beitritt. Die Initialkosten inklusive Gründungskosten werden mit 131.100 Euro angegeben, die Regiekosten mit 60.000 Euro sowie die Durchtarifierungs- und Harmonisierungsverluste mit null Euro. Durch die Weiterentwicklung der bestehenden Tarife der Verkehrsgemeinschaften der Landkreise Mühldorf und Altötting und einer Beibehaltung des separaten Schienentarifs entstehen keine Ausgleichsleistungen im Bereich Tarif.

Bisher wurde die Idee eines Inn-Salzach-Verbunds nur mit der Verwaltung des Landkreises Altötting besprochen. Den dortigen Gremien wird die Idee zu gegebener Zeit vorgestellt.

Landkreis-Kämmerer: Derzeit unter keinen Umständen vertretbar

Vor- und Nachteile beider Verbundideen stellte der Ausschuss für Umwelt, Nahverkehr, Natur und Tourismus nun ausführlich gegenüber. Unter Berücksichtigung der aktuellen Haushaltslage des Landkreises stellte die Finanzverwaltung allerdings fest, dass eine Ausweitung freiwilliger Leistungen in dieser Größenordnung derzeit unter keinen Umständen vertretbar wäre. Landrat Max Heimerl stellte ohne Umschweife fest: „Weil wir’s uns einfach nicht leisten können!“

Deshalb sollte der Ausschuss dem Kreistag weder für noch gegen den MVV-Beitritt vorlegen, sondern sich diese Option offenhalten. Heimerl: „Für die nächsten Jahre, wenn es dann vielleicht finanzierbar sein wird.“

Kreisrat Dr. Marcel Huber (CSU) bat um eine genaue Gegenüberstellung der beiden Möglichkeiten für die Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs – MVV oder Verbund Inn-Salzach –, besonders in Hinsicht auf Preis und Leistung. Denn obwohl sich der Ausschuss bereits zweimal mit dem Thema befasst hatte, sei er persönlich noch nicht ganz schlau geworden, wo die Unterschiede tatsächlich liegen, außer bei dem enormen Preisunterschied.

Preis und Leistung aufschlüsseln

Die Ausschussmitglieder kamen deshalb einstimmig überein, dass die Verwaltung mit dem Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr abstimmen soll, bis wann ein möglicher MVV-Beitritt und die Beschlussfassung hinausgezögert werden kann.

Beide Möglichkeiten im Auge behalten

Zudem soll sich mit den Nachbarlandkreisen weiterhin über deren Verbundideen und -entwicklungen abgestimmt werden. „Wenn das Ergebnis der Verbundstudie im Landkreis Altötting vorliegt, werden wir uns zusammensetzen, ob ein regionaler Verbund Sinn macht und ob er finanzier- und machbar ist“, so der Landrat. Ein solcher Verbund könnte sowohl Alternative zum MVV als auch eine Zwischenlösung sein.

In seiner März-Sitzung wird sich der Kreistag mit diesem Thema und dem Vorschlag des Ausschusses beschäftigen.

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