Viele Fragen im Grünbacher Hof
Bürgermeister im Visier: Was Buffalo Bill mit der Bürgerversammlung in Polling zu tun hat
Nitrat, Mitarbeiterfluktuation und Tempo 30 in der Gemeinde: Vieles brannte den Pollinger Bürgern unter den Nägeln. Bei der Bürgerversammlung im Gasthaus Grünbacher Hof machten sie ihrem Ärger Luft.
Polling – Johann Patzelt erkundigte sich bei der Bürgerversammlung in Polling nach der Entwicklung der Nitratwerte in der Gemeinde. Bürgermeister Lorenz Kronberger erklärte dazu, dass sich die Werte sehr positiv entwickeln würden, seitdem auch Wasser aus dem Tiefbrunnen genutzt werde. „Aber es geht sehr langsam!“
Die Grenzwerte, betonte Kronberger, seien nie überschritten worden, wobei er die Nitrat-Konzentration im Trinkwasser auch von der Jahreszeit abhängig machte. Werte von 40 bis 42 Milligramm pro Liter bis 44 bis 46 Milligramm pro Liter seien gemessen worden. Zum Vergleich: Der Schwellenwert liegt laut Umweltbundesamt bei von 50 Milligramm Nitrat je Liter. Stickstoff aufnehmende Pflanzen würden sich als Zwischenfruchtanbau eignen, um das Rest-Nitrat zu binden. Seitens der Gemeinde habe man die Vorstellung, einen Nitratwert von unter 30 Milligramm pro Liter zu erreichen.
Kronberger betonte, dass die Gemeinde erneut die Nutzung des Tiefbrunnens beantragt habe, um damit vermeintlich belastetes Wasser zu mischen. „Es ist gesetzlich nicht nötig, aber für uns so eine Art Versicherung. Wir sind damit nicht schlecht gefahren!“ Generell sagte Kronberger, dass die Bürger mit einer Erhöhung des Wasserpreises zu rechnen hätten, bedingt durch den Bau von Eisenfilterungsanlagen. Er sprach von 20 bis 30 Cent mehr pro Kubikmeter.
18 Parameter unter der Nachweisgrenze
Schon bei seinem Rechenschaftsbericht hatte Kronberger darüber informiert, dass die Gemeinde das Trinkwasser speziell auf polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) überprüfen ließ. 20 Parameter seien überprüft worden, 18 davon seien davon unter der Nachweisgrenze. „Zwei weitere Werte waren so gering, dass es kein Vergleich zu den Werten in Altötting ist“, verwies Kronberger auf die gesundheitsschädliche Chemikalie, die Menschen im Nachbarlandkreis Altötting jahrelang durch das Trinkwasser aufgenommen haben.
Kein GenX im Trinkwasser
Pollings Gemeinderat Wolfgang Schweiger hatte per Antrag die Beprobung des Trinkwassers gefordert, was daraufhin auch erfolgt ist. Kronberger erklärte, dass im Speziellen zur Untersuchung von „GenX“ im Gemeinderat eine „Riesendiskussion“ erfolgt sei. Es sei schwer gewesen, überhaupt ein Labor zu finden, dass imstande wäre, das Wasser auf diese Chemikalie hin zu untersuchen. Auch diese Chemikalie sei aber am Ende unter der Nachweisgrenze gewesen.
Günther Neumayer kritisierte die hohe Fluktuation im Rathaus in Polling. Wenn über 50 Prozent der Angestellten gehen, hervorragende Leute, wie er meinte, dann frage man sich: Was geht da vor? Kronberger erklärte, dass es in den vergangenen Jahren sehr schwer gewesen sei, Personal zu finden. Nachdem Georg Hartl als Geschäftsführer gegangen sei, sei kein Nachfolger gefunden worden, der sich in der Lage gesehen hätte, dieses Amt zu übernehmen. Auch für die Stelle des Kämmerers sei es nicht einfach gewesen, Ersatz zu finden.
Kritik am Rathaus aus Neid?
Jetzt sei man wieder gut aufgestellt, man sei handlungsfähig und könne zum Beispiel längst fällige Anpassungen bei den Wasserabrechnungen vornehmen. Im Hinblick auf die zuletzt geäußerten Kritik am Arbeitsklima im Rathaus betonte Kronberger, dass die Mitarbeiter bei einer Besprechung im Rathaus geäußert hätten, sie wünschten in Zukunft keine Intervention mehr von außen. „Womöglich gibt es Leute, die der jetzigen Verwaltung nicht gönnen, dass es jetzt so gut läuft!“, sagte er.
Wahrnehmung der Fürsorgepflicht angemahnt
Daran knüpfte auch Neumayer an, er erinnerte in diesem Zusammenhang an die Fürsorgepflicht für Mitarbeiter im Rathaus, beklagte sich, dass man nicht für Personen eingetreten sei, die mittlerweile das Rathaus verlassen hätten. Er monierte, dass Kronberger nicht in der Lage sei, zu sagen, wie viele Mitarbeiter in der Vergangenheit tatsächlich das Rathaus verlassen hätte. „Sie stellen alles in Abrede“, warf Neumayer dem Bürgermeister Ausflüchte vor. „Polling ist nicht der Wilde Westen und Sie sind nicht der Buffalo Bill!“
Barbara Fuchshuber bat in Form eines Antrags die Machbarkeit von Tempo 30 beziehungsweise einer 30er-Zone für den Ortsteil Monham zu prüfen. Es gebe zwar einen Gehweg auf Straßenniveau. Sie hielt diesen aber für gefährlich, wenn sich zwei Fahrzeuge begegnen. „Dann wird es schwierig, dann hast du als Fußgänger verloren!“ Besonders in der dunklen Jahreszeit sei dies für Kinder gefährlich, wenn sie sich in Dunkelheit auf dem Weg zur Bushaltestelle machen.
Dazu sagte Kronberger, dass dies schwierig in der Umsetzung sei. Das werde nicht der Gemeinderat alleine zu entscheiden haben.
Schülerehrung: Gemeinderat soll über Notendurchschnitt entscheiden
Ernst Weinberger schlug in puncto Schülerehrung vor: „Ehrt doch alle Absolventen unter 2,0.“ Das käme einer absoluten Wertschätzung gleich, „und alle sind glücklich!“ Kronberger erwiderte darauf, dass er diesen Wunsch im Gemeinderat einbringen werde. „Wenn der Gemeinderat das anders haben will, dann habe ich kein Problem damit!“


