Exotische Haustiere
Wassermonster Axolotl? Valentina (7) aus Mühldorf hält sie in ihrem Kinderzimmer
Axolotl bedeutet übersetzt „Wassermonster“. Die siebenjährige Valentina Ott aus Mühldorf hat vier davon in ihrem Kinderzimmer – und ist total fasziniert.
Mühldorf — Valentina (7) liebt Axolotl. Sie zieren ihr Kleid, ihre Tasse, stehen als Sammelfiguren in ihrem Kinderzimmer, liegen als Riesen-Plüschtier im Bett. Und vier Lebendige chillen gemütlich im Aquarium, vor dem sie stundenlang sitzen kann, um diese wundersamen Wesen zu beobachten.
„Die sind so süß“, sagt die Siebenjährige, die vier Jungtiere hat. Sie heißen Sonne, Ludo, Gulasch und Halva. Ludo ist ein „Wildling“, braun und dunkel gesprenkelt – so sehen seine raren Artgenossen in freier Wildbahn auch aus. Die anderen sind Albinos. „Ludo ist am schönsten und sieht aus, als hätte er Sommersprossen“, findet Valentina. Dass die Aquarienbewohner so niedlich wirken, liegt auch daran, dass sie nie erwachsen werden und ihr ganzes Leben im Larvenstadium verbringen. Bis zu 25 Jahre kann ein Axolotl theoretisch werden.
Valentinas Mama Ela Ott, gelernte Krankenschwester, ist inzwischen fast Axolotl-Profi und hat sich eingehend mit den Tieren beschäftigt. Sie hat Literatur gewälzt und sich in Internet-Foren mit Tierärzten und Haltern ausgetauscht, ehe sie ihrer ältesten Tochter den Wunsch erfüllte, die sogenannten Querzahnlurche anzuschaffen.
Unter axolotlforum.de finde man viele relevante Infos, lautet der Tipp der 37-Jährigen. Bei der Kontrolle des Wassers oder anderen pflegerischen Aspekten ist stets Valentinas Mutter zur Stelle. So weiß diese auch, dass man ein krankes Axolotl in einer Quarantänebox „zum Runterfahren“ in den Kühlschrank stellen kann, damit es sich regenerieren kann.
Kiemenäste als Kopfschmuck
Valentinas Vierer-Bande stammt aus dem Axolotl-Gelege einer Freundin, die sie mit ihrer Begeisterung für die Amphibien angesteckt hat. Sofort war die Grundschülerin Feuer und Flamme und sprach von nichts anderem als diesen drolligen Tierchen, die stets so aussehen, als würden sie grinsen.
Die Kiemenäste um ihren Kopf wirken wie ein Kopfschmuck aus Federn. Und Axolotl haben Superkräfte. Abgetrennte Gliedmaßen lassen sie nachwachsen. Auch Teile von Organen und dem Gehirn können sich erneuern. Und das beliebig oft. Damit sind sie Wunder-Wundenheiler und einzigartig im Tierreich.
Ludos Beinchen von Kollegen gefressen
Beobachten kann man das derzeit an Ludo. Dem fehlen drei seiner vier Beinchen. „Die Axolotl sind weitsichtig und schnappen, was sich bewegt – und wenn das ein Fuß ist vom Kollegen, dann ist der halt weg – und wächst wieder nach“, erklärt Ela Ott. Ludo hat drei kleine Stummel, die bald wieder so vollständig sind, wie das letzte intakte Beinchen. „Ich glaub’, Halva war der Übeltäter, weil er der dickste ist“, sagt Valentina schmunzelnd. Er schnappe aus Gier auch mal Kieselsteinchen.
Damit er sie wieder ausscheiden kann und nicht erneut welche verschluckt, wenn er mit Mückenlarven-Pellets gefüttert wird, holt ihn Ela mit einem Becher aus dem Aquarium und setzt ihn in seine mit Wasser gefüllte Quarantänebox. So eine Box hat jeder der Querzahnmolche, falls das Wasser im großen Gemeinschaftsbecken, das 240 Liter fasst, kippen sollte.
Bevor die Tierchen ins große Becken einziehen konnten, mussten sie erstmal in Quarantäne. Das mit Filtern besetzte große Aquarium musste einlaufen, ein Bakterienfilm, der für die Tiere wichtig ist, bildete sich. Bis zu 16 Wochen dauert der Vorgang. Der größte Aufwand sei gewesen, zu anfangs die Wasserwerte in den Griff zu kriegen. Generell dürfe die Wassertemperatur nicht über 20 Grad steigen. Ein Durchlaufkühler sorgt dafür.
Nur in Paarungszeit lebhaft
Leichte Schwankungen seien dennoch wichtig fürs Eierlegen. Man sollte nicht nur Weibchen halten, sondern immer auch einen Bock, sonst entstehe Legenot. Dabei bleiben die Eier beim Ausscheiden stecken.
„Das sind ja eher ruhige Tiere – außer in der Paarungszeit, da wird es turbulent: Das jagen die Männchen die Weibchen über ihren Spermakegel, den sie am Boden abgesetzt haben. Die Befruchtung der Eier läuft kontaktlos ab“, erklärt Ela Ott und staunt immer wieder über die Axolotl.
Die Eier kann man abfischen oder als Futterquelle für die Elterntiere im Aquarium zurücklassen. Spätestens nach dem Schlüpfen würden die Jungtiere ohnehin verspeist werden.
Nicht mit der Hand aus dem Wasser heben
Valentina weiß, dass ihre Mitbewohner keine Kuscheltiere sind, auch wenn ihre Mama die Axolotl liebevoll „Glitschhamster“ nennt. Man darf sie nicht mit der Hand aus dem Wasser heben, das verursacht Stress bei den Lurchen. Wichtig sei nicht die Höhe des Aquariums, sondern die Bodenfläche. „Die gehen nämlich gern spazieren“, weiß Valentina aus ihren Fachbüchern. „Bei den Albinos werden die Kiemenäste rosa, wenn sie fressen. Momentan füttern wir unsere Vier jeden zweiten oder dritten Tag, wenn sie ausgewachsen sind, dann reicht einmal wöchentlich“, sagt sie.
Biologe Dr. Zahn sieht Haltung gelassen
Sie lässt Futter-Pellets ins Wasser sinken und beobachtet, wie die „Glitschhamster“ blitzschnell danach schnappen. Manchmal gibt es auch Würmer. „Das ist so spannend zu beobachten, wenn sie darauf Jagd machen“, sagt die Siebenjährige.
Nachgefragt bei Dr. Andreas Zahn, Biologe und Vorsitzender der Kreisgruppe Mühldorf des BUND Naturschutz, sagt dieser, schon vor Jahren habe das Magazin „Der Spiegel“ dem Lurch den „Unterhaltungswert eines debilen Hamster attestiert“.
Peta gegen Haltung
In Tierschutzkreisen ist die Haltung von exotischen Tieren umstritten. So spricht sich die Tierrechtsorganisation Peta kategorisch dagegen aus, Axolotl als Haustiere zu halten. „Ich bin da anderer Meinung als Peta und sehe es nicht kritisch“, sagt dagegen Dr. Zahn. „Die Art wird schon lange in Gefangenschaft gezüchtet, es sind keine Wildtiere mehr. Aber man muss gut auf die Ansprüche der Tiere achten“, so Dr. Zahn und verweist dazu auf die Website axolotl-online.de.






