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Chemikalie macht Fleisch unbrauchbar

Mit PFAS belastete Wildschweine – sind sie auch im Landkreis Mühldorf ein Problem?

Schnürer und Wildschwein
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Dieses Wildschwein hat Sascha Schnürer selbst erlegt. Er weiß auch, wie man als Jäger mit PFAS-belasteten Tieren umzugehen hat.

Wenn Jäger Schwarzwild erlegen, soll auch das Fleisch genutzt werden. Das ist aber nur möglich, wenn die Tiere gesund und nicht mit Umweltgiften belastet sind. Haben Wildschweine PFAS im Körper, bedeutet das für die Jäger Arbeit und Unkosten. Auch im Landkreis Mühldorf.

Mühldorf – Im Nachbarlandkreis Altötting und in einigen Teilen Oberösterreichs machen Wildschweine den Jägern Sorgen. Denn ihr Fleisch kann mit PFAS belastet sein. PFAS sind Kunststoffe, die für viele verschiedene Produkte wie Outdoor-Kleidung, Bratpfannen und auch Windräder zur Beschichtung genutzt werden. Sie sind über Wasser und Luft in die Umwelt gelangt, reichern sich bei Mensch und Tier im Körper an und gelten in hoher Konzentration als krebserregend.

Schwarzwild muss beprobt werden

Da Wildschweine einen Großteil ihrer Nahrung aus dem Erdreich wühlen, nehmen sie in den betroffenen Gebieten auch besonders viele der PFAS auf. Von Jägern erlegtes Schwarzwild muss beprobt werden. Ist die PFAS-Belastung zu hoch, erhalten Jäger im Landkreis Altötting und mittlerweile auch im angrenzenden Oberösterreich eine Entschädigung pro verseuchtem Tier. Zur Zahlung dieser Entschädigung von 110 bis 220 Euro pro Tier hat sich die Firma Dyneon verpflichtet.

Keine PFAS-Belastung im Landkreis Mühldorf

Aber wie sieht die Lage im Landkreis Mühldorf aus? Schießen Jäger auch hier Wildschweine, deren Fleisch sie wegen PFOA-Belastung nicht verwerten können? Dr. Sabine Dinglreiter, Amtstierärztin am Veterinäramt, kann hier Entwarnung geben. „Dem Veterinäramt sind keine Befunde von PFAS bei Wildschweinen bekannt“, antwortet sie auf die Anfrage des OVB.

Etwas anders sieht es bei der immer noch gegebenen radioaktiven Belastung der Wildschweine nach Tschernobyl aus. „Bei der Unteren Jagdbehörde, die am Landratsamt angesiedelt ist, wurden 2023 für 11 Wildschweine und 2024 (Stand 13. Juni 2024) für sechs Wildschweine ein Antrag auf Entschädigung wegen Überschreitung der Radiocäsiumwerte gestellt“, teilt Pressesprecherin Julia Lerch mit.

Eine kleine Rolle spielen die PFAS im Landkreis Mühldorf aber doch. Auf die Frage, ob es Orte im Landkreis Mühldorf gibt, die PFAS-belastet sind, antwortet das Landratsamt: „Durch Bodenuntersuchungen im Rahmen eines Ölunfalles ist eine geringe punktuelle Belastung nahe der östlichen Landkreisgrenze bekannt.“ Anhand der Untersuchungsergebnisse sei davon aber keine Grundwassergefährdung nach Bodenschutzrecht ableitbar.

Tierkörper müssen beseitigt werden

Auch Sascha Schnürer, Vorsitzender der Kreisgruppe Mühldorf im Bayerischen Jagdverband und CSU-Landtagsabgeordneter, bestätigt: „Bis dato hat das PFAS-Monitoring im Landkreis Mühldorf keine Auffälligkeiten ergeben.“

Bei Überschreitung der Grenzwerte, egal ob für PFAS oder Radiocäsium müssen die Tierkörper für die Umwelt unschädlich über die Tierkörperbeseitigungsanstalt entsorgt werden. Für die Entschädigungen bei radioaktiver Belastung ist laut Landratsamt das Bundesverwaltungsamt in Köln zuständig. Zwischen 80 und 100 Euro bekommen die Jäger in der Regel erstattet.

„Da kommen schnell 100 Euro zusammen“

Dass Jäger im Falle eines belasteten Tieres entschädigt werden, ist für ihn recht und billig. Denn: „Mit der Beprobungspflicht entstehen den Jägern Arbeit und Kosten! Da kommen schnell 100 Euro zusammen!“ Allein eine Radiocäsium-Beprobung koste um die 44 Euro. Dazu müssten Jäger die Kanülen und Röhrchen für die Blutproben anschaffen, Antragsformulare ausfüllen, hätten Fahrtkosten zur Tierkörperverwertungsanlage St. Erasmus und müssten dort auch den Betrag für die ordnungsgemäße Beseitigung des Kadavers auslegen. Tests auf Afrikanische Schweinepest und die Aujeszkysche Krankheit sind dagegen gratis.

Bejagung hält Bestände gesund

„Noch dazu ist die Schwarzwildjagd eine anstrengende und nachtraubende Tätigkeit“, betont Schnürer, der auch selbst immer auf Wildschweinjagd in seinem Revier bei Haag geht. Gäbe es diese Ausfallzahlungen nicht, würde das Interesse an der Jagd nach den Schwarzkitteln sicher leiden und Krankheiten könnten sich unter den Tieren unbeobachtet ausbreiten.

Jäger handeln mit Lebensmitteln

Erst vor wenigen Tagen hat es für die Jägerschaft im Landkreis einen „Schwarzwildtag“ gegeben, berichtet Schnürer. Dort wurde über aktuelle Hygienemaßnahmen und über korrekte Probenentnahme informiert. „Wer als Jäger Wildfleisch in Umlauf bringt, ist automatisch Lebensmittelunternehmer“, unterstreicht er. „Da muss jeder Bescheid wissen, wie er sich selbst und seine Kunden vor möglichen Gesundheitsrisiken zu schützen hat.“

Das sind PFAS

PFAS sind Kunststoffe, die für viele verschiedene Produkte wie Outdoor-Kleidung, Bratpfannen und auch Windräder zur Beschichtung gebraucht werden, aber auch in Löschschaum verwendet wurden. Sie reichern sich bei Menschen und Tier über Nahrung und Trinkwasser im Körper an und gelten in hoher Konzentration als gesundheitsgefährdend und bauen sich in der Umwelt nicht oder nur sehr langsam ab. Produziert werden die PFAS unter anderem von der Firma Dyneon im Chemiepark Gendorf bei Burgkirchen. In einigen Gebieten im Landkreis Altötting wurde eine erhöhte Belastung mit dieser Chemikalie festgestellt. Die Firma hat angekündigt, die Produktion von PFAS-haltigen Chemikalien im Jahr 2025 einzustellen.

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