Behörden klären auf
PFAS-Belastete Wildschweine in Oberösterreich aufgetaucht: Was bedeutet das für die Region?
In Oberösterreich erlegten Jäger vor kurzem mit PFAS belastete Wildschweine und wurden dafür vom Chemiepark Gendorf entschädigt. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt Dr. Michael Beck, Leiter des Veterinäramtes am Landratsamt Altötting wie das vermutlich zu Stande kam und wie die Bevölkerung geschützt ist.
Altötting/Oberösterreich - „Auch wenn das PFAS mit dem die Tiere kontaminiert sind wohl ursprünglich aus dem Landkreis Altötting stammt, heißt das nicht zwangsläufig, dass auch die Tiere von dort hierher gewandert sind. Wir wissen aus Bodenuntersuchungen, das es auch dort zu einer gewissen PFAS-Belastung gekommen ist. Es scheint so, als sei der Stoff beispielsweise durch den Wind dort teilweise hingeweht worden“, erläutert Dr. Michael Beck, Leiter des Veterinäramtes am Landratsamt Altötting gegenüber unserer Redaktion.
„Nachdem bei Wildschweinen im Innviertel und im Kobernaußerwald in Oberösterreich eine Kontaminierung mit PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) festgestellt worden ist, bekommen die Jäger nun Schadenersatz vom mutmaßlichen Verursacher, dem Chemiepark Gendorf im Landkreis Altötting in Bayern“, berichtete kurier.at vor kurzem, „Im Agrarressort betont man, dass bei den regelmäßigen Beprobungen in der Region keine Belastung landwirtschaftlicher Böden festgestellt wurde. Im Waldboden reichert sich PFAS allerdings sehr wohl an und da Wildschweine diesen auf der Nahrungssuche durchwühlen, sind sie besonders stark betroffen.“
PFOA-Belastete Wildschweine in Oberösterreich aufgetaucht: Was bedeutet das für die Region?
Es stellte sich also durchaus die Frage: Wandern mit der Substanz belastete Wildschweine aus dem Kreis Altötting durch die Region? „Was man ja weiterhin bedenken muss: PFAS wurde auch noch in allen möglichen Anwendungsgebieten genutzt. Letztlich hat der Chemiepark die Verantwortung übernommen. Allerdings kann neben der genannten Verbreitungsmöglichkeit auch beispielsweise der Grund sein, dass PFAS früher in Löschschaum enthalten war. Auch auf diese Weise könnten sich die Tiere also damit belastet haben, ohne dass sie dafür aus dem Kreis Altötting stammen müssten.“
Das Wildschweine mit PFOA und verwandten Stoffen belastet sind, ist schon seit langem bekannt. Entsprechend besteht schon seit langem die Warnung, die Innereien von Wildschweinen aus der Region nicht zu verzehren. „Die Tiere lagern besonders in ihrer Leber derartige Schadstoffe an. Das ist andernorts beispielsweise auch hinsichtlich radioaktiver Stoffe aus der Tschernobyl-Katastrophe bekannt. Den Tieren selbst scheint das übrigens relativ egal zu sein, die sind trotzdem putzmunter unterwegs.“
Ernährungsweise von Wildschweinen belastet sie mit Schadstoffen
Grund ist die natürliche Ernährungsweise von Schweinen und damit insbesondere Wildschweinen, die im Boden wühlen und dort vorkommende Insekten, Pilze und so weiter vertilgen. Diese wiederum haben teilweise lange zurückliegende Schadstoffbelastungen aus tieferen Bodenschichten durch Wurzelwerk oder ähnliches mit sich weiter nach oben gebracht und landen so schließlich in den Gedärmen der Schweine. Zum Schutz der Verbraucher gäbe es eine Wildschweinprämie, welche der Landkreis zusammen mit Dyneon organisiert habe.
„Jäger bekommen dabei Summen für die Wildschweine, welche deutlich über dem Marktwert liegen. Somit werden sie einerseits entschädigt und es besteht für niemanden eine Motivation, jenes Wildschweinfleisch in den Umlauf zu bringen“, erläutert Beck, „Zuletzt wurde sie sogar noch einmal deutlich angehoben. Bei einer entsprechenden Informationsveranstaltung für die Jägerschaft waren dann auch zwei dabei, die hier im Kreis Altötting unterwegs sind. Die haben dann wiederum bei sich zu Hause das Thema nochmal in Erinnerung gerufen. In der heimischen Bevölkerung und Jägerschaft ist die Problematik aber nach umfassender Aufklärungsarbeit unserer Einschätzung nach ausreichend bekannt.“
Bevölkerung, Behörden und Jäger wissen bescheid
In sämtlichen Nachbarlandkreisen wüssten die für Lebensmittelsicherheit zuständigen Behörden im übrigen bescheid. Das hatten beispielsweise die Zuständigen im Nachbarlandkreis Mühldorf auch der OVB-Heimatzeitung bereits bestätigt. „Nach allem, was wir sagen können, konzentriert sich die Wildschweinpopulation aber ohnehin vor allem hier auf den Landkreis Altötting. Und selbst hier waren wir bis 2010 weitgehend wildschweinfrei. Es wäre uns auch nicht bekannt, dass die besonders viel herumwandern, da sie sich bei uns hier in den Innauen und dem Staatsforst recht wohl zu fühlen scheinen“, so Beck weiter.
Zusammengefasst sieht es also so aus: Der Bevölkerung, den Behörden und Jägern sei die Problematik bekannt. Dank der Abschussprämien kämen potentiell belastete Tiere auch gar nicht erst in den Handel beziehungsweise zum Verbraucher. „Die einzige Sache, bei der wir keine Zuständigkeit haben, ist wenn jemand privat entsprechend belastetes Material weitergibt. Da geht es aber weniger um Wildschweine als um in Freilandhaltung lebende Hausschweine und vor allem Hühner. Denn auch die scharren im Boden und nehmen so derartiges Material auf. Wir informieren Hühner- und Schweinehalter entsprechend.“
Wir haben auch mit der örtlichen Jägerschaft sowie dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit gesprochen und werden entsprechend noch in einem weiteren Artikel berichten.
hs
