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Wenn sich der Hundedetektiv verspätet

Steuersünder aufgepasst: Mühldorf sucht weiter nach illegalen Zamperln

Wolf-Rüdiger Grund
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Sieht die Befragung kritisch: Wolf-Rüdiger Grund mit seinen Hunden Alice (links/15 Jahre) und Filou (12 Jahre).

Wer hat in Mühldorf seinen Hund nicht angemeldet? Ende November sollte das Auskundschaften beendet sein. Doch die Aktion läuft noch immer. Warum sich die Haustür-Befragung so hinzieht und weshalb es Kritik daran gibt.

Mühldorf – Seit 12. September 2023 läuft in Mühldorf die „Hundebestandsaufnahme“. Im Auftrag der Stadtverwaltung gehen Kontrolleure von Haus zu Haus, um nicht angemeldete Hunde aufzuspüren. „Das Ziel der Maßnahme ist die möglichst vollständige Erfassung der im Stadtgebiet gehaltenen Hunde im Sinne der Steuergerechtigkeit“, informierte die Stadt im Vorfeld der Befragungsaktion. „Wer einen oder mehrere Hunde bislang nicht angemeldet hat, ist verpflichtet, die Anmeldung unverzüglich nachzuholen.“

Befragung dauert zwei Monate länger

Eigentlich sollte die Befragung in Mühldorf bereits Ende November abgeschlossen sein. Doch sie läuft noch immer. „Die Befragungen sind noch nicht abgeschlossen, sondern dauern noch bis voraussichtlich Ende Januar an“, erklärt Stadt-Sprecher Werner Kurzlechner auf Nachfrage des OVB. „Der Stand der Dinge ist, dass wir wohl ab Februar mit der Datenauswertung beginnen können.“

Finanzausschuss wird zuerst informiert

Über das Ergebnis der Bestandsaufnahme Mühldorfer Hunde soll zuerst im Finanzausschuss in dessen April-Sitzung informiert werden. Erst danach könne die Verwaltung die Fragen des OVB nach der konkreten Zahl nicht versteuerter Hunde, zusätzlicher Steuereinnahmen, entstandener Kosten und einem Fazit der Aktion beantworten.

Das kommt auf Steuersäumige zu

Im Moment ließe sich immerhin folgendes sagen, so Kurzlechner: „Für ‚entdeckte‘ Hunde muss die Hundesteuer nachgezahlt werden.“

Bürger „finden es gut, wenn auch andere ihre Steuern zahlen“

Die Frage nach Rückmeldungen von Bürgern beantwortet die Stadt so: „Es gab in überwältigender Mehrzahl sehr positive Rückmeldungen – von Einzelfällen abgesehen, die es immer gibt. Die Bürgerinnen und Bürger reagieren beinahe durchweg äußerst verständnisvoll auf die Befragung durch die Kreisstadt. Für uns kommt das auch nicht überraschend, denn fast alle Hundehalterinnen und -halter in Mühldorf haben ihre Tiere ja wie vorgeschrieben angemeldet und finden es gut, wenn auch andere ihre Steuern zahlen.“

Keine Kontrolleure in Mühldorf-Nord?

Hundebesitzer Wolf-Rüdiger Grund meldete sich dagegen irritiert beim OVB und bei der Stadt und teilte mit, dass er und viele seiner Nachbarn in Mühldorf-Nord bis 5. Dezember nicht von den Befragern aufgesucht wurden. „Erst nach meiner Anfrage an die Stadt Anfang Dezember lag ein Schreiben im Briefkasten, in dem es hieß ‚Ein Außendienstmitarbeiter dieses Unternehmens war auch an lhrer Haustür, hat Sie aber leider nicht angetroffen.‘“

Grund und seine Frau haben selbst zwei angemeldete Hunde, Alice und Filou, und hatten seit 2005 noch vier weitere Hunde „immer aus dem Tierschutz oder Tierheim“. „Viele Hundebesitzer können sich die Haltungskosten fast nicht oder gar nicht mehr leisten“, gibt er zu bedenken. „Lassen wir die nicht angemeldeten Hunde und deren Besitzer doch einfach in Ruhe und hoffen, dass diese dann nicht im Tierheim oder angekettet an irgendeiner Autobahnraststätte landen.“

Norden war erst Anfang Dezember dran

„Diese Ecke der Stadt war offenbar Anfang Dezember an der Reihe“, stellt Kurzlechner zur Verzögerung der Befragung in Mühldorf-Nord fest. „Als keine erwachsene Person persönlich angetroffen wurde, wurde ein Infoschreiben der Kreisstadt Mühldorf in den Briefkasten eingeworfen. Dieses Verfahren wurde ausnahmslos bei allen Haushalten vollzogen. Also kein außergewöhnlicher Fall. Wie oft derlei vorgekommen ist, werden wir nach Abschluss der Datenauswertung wissen.“

Zu wenig Personal und Krankheitsfälle

Warum hat sich der Befragungszeitraum fast verdoppelt? Kurzlechner: „Das lag daran, dass – unter anderem krankheitsbedingt – weniger Personal zur Verfügung stand als ursprünglich angenommen.“

Hundedetektive auch in anderen Kommunen unterwegs

Engagiert wurde für Mühldorfs Hundebestandsaufnahme eine Firma aus Nordrhein-Westfalen, die solche Befragungen schon erfolgreich für andere Kommunen, wie etwa Prien am Chiemsee durchgeführt hat. Dort spürte die Firma Springer Kommunale Dienste GmbH aus Düren im Jahr 2019 durch Befragung sämtlicher Haushalte an der Haustür 88 Vierbeiner auf, für die keine Steuer an die Gemeinde gezahlt wurde. Das war damals, gegenüber 376 angemeldeten Hunden, fast jeder vierte in Prien beheimatete Hund.

Laut Priener Finanzverwaltung übernahm die Firma Springer den Auftrag auf Erfolgsbasis, in einem Zeitraum von März bis Oktober. Unterm Strich kostete das etwa 5.500 Euro, genau die Summe, die der Markt Prien in einem Jahr an zusätzlicher Hundesteuer für die 88 entdeckten Hunde einnimmt.

Aktuell sind laut Rathaus 967 Hunde in Mühldorf angemeldet. Die Steuer beträgt für den ersten Hund 50 Euro für jeden weiteren Hund 80 Euro. Die Hundesteuereinnahmen der Kreisstadt Mühldorf betragen rund 60.000 Euro jährlich.

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