Fridays for Future-Demo
Klima und Demokratie – dafür trotzen rund 60 Leute in Mühldorf dem strömenden Regen
In Mühldorf sind Fridays for Future wieder auf die Straße gegangen. Kurz vor der Europawahl haben sie ihre Standpunkte lautstark kundgetan. Was sie damit erreichen wollen.
Mühldorf – Mit einem Klimastreik hat die Fridays for Future-Gruppe Altötting/Mühldorf am Freitagnachmittag (31. Mai) wieder einmal auf sich aufmerksam gemacht. Dabei ging es jedoch nicht nur ums Klima. Der deutschlandweite Aktionstag der Klimaaktivisten hatte eine möglichst hohe Wahlbeteiligung junger Leute bei der Europawahl zum Ziel. Die Europawahlen finden in Deutschland am 9. Juni statt.
Rund 1.800 „Unter 18“-Wähler im Landkreis Mühldorf
Erstmals dürfen dafür in Deutschland schon 16-Jährige ihr Kreuz machen. Es könnte so viele Erstwähler geben wie noch nie, rund eine Million der Wahlberechtigten in Deutschland sind zwischen 16 und 18 Jahre alt. Im Landkreis Mühldorf sind insgesamt rund 93.200 Personen bei der Europawahl wahlberechtigt. „Nach derzeitigem Stand (27. Mai) der Wählerverzeichnisse sind 1.837 Personen unter 18 Jahren Erstwählerinnen und Erstwähler, was einem Anteil von circa 2 Prozent an den Gesamtwählern entspricht“, teilt Landratsamts-Pressesprecherin Julia Lerch mit.
„Wir sind hier, wir sind laut“
Zur Demonstration in Mühldorf kamen trotz Unwetterwarnungen vor Dauerregen rund 60 Teilnehmer jeden Alters am Bahnhof zusammen und zogen in Polizeibegleitung gemeinsam in Richtung Stadtplatz zur abschließenden Kundgebung. Das gelang noch trockenen Fußes, denn der Regen hatte eine Pause eingelegt. Sie skandierten „Wir sind hier, wir sind viele. Haltet euch an Klimaziele!“ und „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!“.
Rockmusik und Klimareden
Am Stadtplatz vor der Kirche zusammengekommen, wurde es für die Demonstranten immer nasser. Im strömenden Regen gruppierten sich die Kämpfer gegen den Klimawandel um die Band „Reflection of Reality“, die zwischen den Redebeiträgen für rockige Klänge sorgte. Lusia Ranetsberger und Elisa Blatz machten den Anfang. Sie forderten die Anwesenden dazu auf, zur Europa-Wahl zu gehen. Das könne am 9. Juni schon jeder ab 16 Jahren.
Gegen „Rechts“ wählen
„Wir haben nicht nur eine Klimakrise, sondern auch eine politische Krise“, rief Luisa Ranetsberger ins Mikrofon. „Wir dürfen es nicht zulassen, dass rechte Ideologie unsere Zukunft zerstört.“ Wählen sei wie Zähneputzen, mahnte sie: „Machst es nicht, wird es braun.“ Auch Elisa Blatz forderte: „Geht wählen, gebt rechten Parteien keine Chance, noch stärker zu werden.“
Für Klima und Demokratie!
„Schon die Europawahl 2019 haben wir als Fridays for Future zur Klimawahl gemacht und dabei eine so hohe Wahlbeteiligung unter jungen Menschen erreicht wie noch nie, das hat das Wahlergebnis erheblich beeinflusst“, betont die Sprecherin. „Wir kämpfen dafür, dass wir jungen Menschen in großer Zahl wählen gehen, und zwar für Klima und Demokratie!“
„Klimakrise ist bittere Realität“
Neben der Sorge vor einem Rechtsruck bei der Europawahl trieb die jungen Aktivisten auch am Freitag (31. Mai) in Mühldorf nach wie vor der Kampf gegen die Klimakrise auf die Straße. Blatz: „Europa ist der Kontinent, der sich bereits jetzt am schnellsten erhitzt, die Klimakrise ist bittere Realität.“
Unterschied zwischen Klima und Wetter
Gerhard Mertes vom Bund Naturschutz berichtete, dass seine Gruppe bereits Kindern den Unterschied zwischen Klima und Wetter beibringt. Dr. Adelheid Kückelhaus von der Verkehrswende Mühldorf machte sich für ein Verbrenner-Aus stark und Dr. Georg Gafus von den Grünen dankte Fridays for Future für das seit sechs Jahren währende Klima-Engagement.
In Mühldorf, Altötting und Burghausen machte sich Fridays for Future Altötting/Mühldorf bisher mit verschiedenen Demonstrationen und Kundgebungen unter anderem für eine gelingende Energie- und Verkehrswende in den Landkreisen stark.
Wenig Wissen über Klimawandel
Das Internationale Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) befragte in Deutschland rund 1500 Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 19 Jahren zu ihrem Wissen über den Klimawandel. Dabei stellte sich heraus, dass zwar die meisten Heranwachsenden das Wort Klimawandel oder Klimakrise kennen. Allerdings sagten 20 Prozent der 16- bis 17-Jährigen, sie hätten noch nichts davon gehört. Bei den 18- bis 19-Jährigen waren es 16 Prozent. „Das heißt, dass jeder fünfte beziehungsweise jeder sechste dieser Europawahlberechtigten, nichts von einer der bedrohlichsten Krisen für Mensch und Natur weiß“, stellt das Zentralinstitut IZI fest.

