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Supermärkte an der Nordtangente

Mühldorf diskutiert: Soll der Edeka verlegt und ohne Tiefgarage gebaut werden?

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Edeka und Penny in Mühldorf Nord: Die Parkplätze sind versiegelt. Nach einem Neubau und Umzug wünschen sich viele eine Veränderung. Ob die kommt, ist fraglich

Die Diskussion um Parkplätze am geplanten Edeka im Mühldorfer Norden geht weiter. Der stellvertretende Obmann des Bayerischen Bauernverbands, Gerhard Langreiter, hat jetzt eine klare Forderung.

Mühldorf Wenn der Edeka-Markt in Mühldorf Nord neu gebaut wird, ist ein Thema der Flächenverbrauch und die Parkplatzsituation. Ist der Neubau wenige 100 Meter neben dem bisherigen Geschäft an der Bürgermeister-Hess-Straße nötig? Wo sollen Kunden ihr Auto abstellen, wenn sie einkaufen gehen? Neben dem Supermarkt soll mit Penny ein zweiter Lebensmittler entstehen, dazu ein Fahrradgeschäft.

Stellvertretender Bauernobmann fordert Stopp des Flächenverbrauchs

In die Diskussion über die Neubaupläne hat sich der stellvertretende Obmann des Bauernverbands eingeschaltet. Gerhard Langreiter aus Oberneukirchen forderte in einem Leserbrief einen Kurswechsel in der Baupolitik: „Warum man ohne Not landwirtschaftliche Nutzflächen für neue Lebensmittelläden zur Verfügung stellt, die diese dann für Parkplätze zubetonieren, erschließt sich mit nicht“, erklärte Langreiter.

Zu wenig Rücksicht auf Flächenverbrauch

Er stellt sich damit in eine Reihe mit Menschen, die seit Wochen auf die Nachteile der Verlegung des Supermarkts hinweisen. In Mühldorf ist das unter anderem Verkehrsreferent Dr. Georg Gafus (Grüne): „Es wird zu wenig Rücksicht auf den Verbrauch der Fläche genommen.“ Die Bevölkerung in Mühldorf wachse, die Zahl der Autos steige. „Der Platz ist nicht groß genug, irgendwann ist alles zugebaut.“

23 Prozent der Stadt-Fläche sind zugebaut

Mühldorf hat eine Fläche von 29,42 Quadratkilometern. Nach Angaben der Stadt werden 23,1 Prozent der Fläche für Siedlungen und Gewerbebetriebe genutzt, zehn Prozent entfallen auf den Verkehr. Der größte Teil, über 61 Prozent, sind Grünfläche: Wälder, Wiesen und Äcker. Die machen den größten Einzelanteil aus und bilden 41 Prozent der Grünflächen.

Gafus gibt zu, dass er kein Patentrezept für das weitere Vorgehen bei der Planung des Edeka hat. Er stellt aber die grundsätzliche Frage: „Wie gehen wir mit unseren Flächen um?“

Stadt setzt auf Nachverdichtung

Bürgermeister Michael Hetzl (UM) erklärt auf Anfrage, dass die Stadt das Thema Flächenverbrauch sehr ernst nehme. „Es wird daran gearbeitet, vorwiegend nachverdichtend und weniger in Form von Entwicklungen auf grüner Wiese zu planen“, betont er. „Entscheidend ist aus Sicht der Stadt aber auch, dass Neubauten entsprechend genutzt werden.“

Edeka-Besitzer hält Neubau für dringend notwendig

Für den Betreiber des Edeka-Markts sind der Umzug und Neubau notwendig. Geschäftsführer Josef Wimmer sagt, dass das derzeitige Gebäude zwar erst 20 Jahre alt sei, aber Baumängel aufweise, „die dauerhaft Probleme bereiten“. Dazu komme, dass die Sortimente größer würden. Er nennt zum Beispiel vegane und vegetarische Lebensmittel, die hinzugekommen seien. „Wir müssen beides anbieten.“

Die Stadt, das zeigen die bisherigen Diskussionen im Stadtrat, will dem heimischen Lebensmittelhändler entgegenkommen und ihm einen neuen Standort an der Mühldorfer Nordumfahrung, der Bürgermeister-Hess-Straße ermöglichen. Um auf das Argument des Flächenverbrauchs einzugehen, sollen die Gebäude nicht eingeschossig werden. Im Obergeschoss, so die Vorstellungen der Stadt, könnte es Büros oder Arztpraxen geben. Davor soll ein ebenerdiger Parkplatz entstehen.

Kunden können sich umstellen

In den Augen der Kritiker dieser Entscheidung verschärft der geplante, ebenerdige Parkplatz das Problem der Flächenversiegelung. Dr. Reinhard Wanka, Stadtrat der Unabhängigen Mühldorfer, hat sich schon vor Wochen positioniert und einen Parkplatz unter dem Supermarkt gefordert. „Bei dem Bau einer Tiefgarage oder einem Markt auf Stelzen wird die ohnehin versiegelte Fläche doppelt genutzt“, betont er.

Das entscheidende Argument gegen den Bau einer Tiefgarage oder eines ebenerdigen Parkplatzes unter dem Markt sind die Kosten. Das sagt Supermarktbetreiber Josef Wimmer. Der Investor, nach Angaben der Stadt die Hirsch am Hart Gbr, bestätigt das nicht, der Geschäftsführer will sich auf Anfrage zu den Mehrkosten nicht äußern.

Tiefgarage macht den Bau teurer

Das städtische Bauamt stützt die Annahme des Edeka-Besitzers aber. „Stelzenbauten bringen statische und damit auch finanzielle Herausforderungen mit sich“, erläutert Stadtbaumeisterin Birgit Weichselgartner. Statik, Aufzüge oder Treppen würden außerdem einen Teil der Parkfläche beanspruchen und stünden nicht für Autos zur Verfügung.

Der Supermarktbetreiber führt auch das Argument der Bequemlichkeit für Kunden ins Spiel. „Für die Kunden wäre das etwas völlig Neues“, sagt er. Wimmer spricht aber auch von der Möglichkeit der Gewöhnung. „Man müsste es hinnehmen, der Kunde könnte aber entscheiden, was am bequemsten ist.“ Und unter Umständen einen anderen Supermarkt mit ebenerdigen Parkplätzen vor dem Markt aufsuchen.

Aufstellung des Bebauungsplans läuft weiter

Bürgermeister Hetzl beruft sich auf Fachleute, die gegenüber der Stadt betont hätten, dass Supermärkte auf dem Land ebenerdig geplant werden sollten. „Und zwar in Verbindung mit oberirdischen Stellplätzen, damit diese von den Kunden angenommen werden.“

Stadtrat Wanka glaubt nicht an Erschwernisse für Kunden. Er erinnert an die Rolltreppe im Globus, an Bauten wie den Ikea in Brunnthal, in dem eine Rolltreppe von der Parkgarage „bequem nach oben führt“. Das Argument, Menschen auf dem Land würden Parkhäuser meiden, nennt er vorgeschoben. „Das Parkdeck am Bahnhof wird gut angenommen.“

Auch die Kostenfrage ist für Wanka nicht entscheidend: „Flächensparen ist das stärkere Argument“, sagt er. „Es wird eh alles versiegelt und man sieht die Hitzeentwicklung über solchen Flächen.“ Für ihn geht es allein darum, die überflüssige Versiegelung in Mühldorf zu stoppen.

Die Aufstellung des Bebauungsplans läuft noch einige Monate weiter. Er wurde jetzt erstmals ausgelegt, damit können sich auch Nachbarn oder Behörden in die Diskussion einschalten.

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