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Schweizer in Mühldorf vor dem Ertrinken gerettet

„Reiner Instinkt“: Diese Passanten wurden zu Helden – So schildern sie die Rettungs-Aktion am Inn-Kanal

Christian Seisenberger (links) und Arnold Ziehfreund war gerade auf dem Heimweg, als sie am Dienstagnachmittag (10. Oktober) am Inn-Kanal in Mühldorf zum Lebensretter wurden.
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Christian Seisenberger war gerade mit seinem Radl auf dem Heimweg, als er am Dienstagnachmittag (10. Oktober) am Inn-Kanal in Mühldorf zum Lebensretter wurde.

„Helden des Alltags“: Ein 30-jähriger Schweizer fällt in Mühldorf in den Inn-Kanal. Zwei Passanten entdecken ihn im Wasser und retten sein Leben. Wie die zufälligen Helden die dramatischen Minuten schildern.

  • Christian Seisenberger und Arnold Ziehfreund retteten am 10. Oktober einen Mann aus dem Inn-Kanal in Mühldorf.
  • Der 30-jährige Schweizer stürzte beim Händewaschen in den Kanal und konnte sich nicht mehr selbst ans Ufer retten.
  • Während andere Passanten nur zusahen, handelten Seisenberger und Ziehfreund sofort.

Mühldorf – „Es war doch selbstverständlich“, sagt der Mühldorfer Christian Seisenberger (41) zu seiner beherzten Tat am Dienstag (10. Oktober). Dabei war sie alles andere als selbstverständlich. Während Seisenberger und der Waldkraiburger Arnold Ziehfreund (36) losrannten, um einen Mann aus dem Inn-Kanal zu retten, blieben andere nur stehen und schauten zu.

Am Dienstagnachmittag (10. Oktober) stürzte gegen 17 Uhr ein 30-jähriger Schweizer in Mühldorf auf Höhe der Bürgermeister-Hess-Straße in den Inn-Kanal. Nach seinen Angaben wollte er sich die Hände waschen – und verlor den Halt. Als er sich aus eigener Kraft nicht mehr ans Ufer retten konnte, wurde es lebensgefährlich. 

Da ist ja einer im Wasser

„Ich war mit meinem Bruder beim Einkaufen“, schildert Ziehfreund die dramatischen Minuten. An der Ampel über die Inn-Brücke mussten sie stehen bleiben. Ziehfreund schaute sich um und sah etwas im Inn-Kanal treiben. „Da ist ja einer drin!“ Er sprang sofort aus dem Auto, rannte über die Straße, zückte sein Handy, wählte den Notruf und meldete: „Person im Wasser.“

Seisenberger war mit seinem Rad auf dem Heimweg, als er Ziehfreund laufen und telefonieren sah. Da erst blickte er zum Inn-Kanal und sah, dass im Wasser etwas war. Er zögert kurz: „Dann habe ich mir gedacht: Schaust einfach. Lieber sind es zwei mehr als zu wenig.“ 

Glück für den Schweizer im Inn-Kanal

Glück für den Schweizer. Denn außer Seisenberger und Ziehfreund machte sich niemand auf den Weg, die anderen schauten nur zu. Die beiden Männer riefen dem Schweizer zu, er solle sich treiben lassen und „zur Boje schwimmen, wenn es geht“, so Seisenberger. „Ich bin dann mit dem Radl weitergefahren und habe den Rettungsring geholt. Dann haben wir den halt reingeschmissen, damit er sich festhalten kann.“ 

„Aufs erste Mal hat es leider nicht geklappt“, so Ziehfreund. Der zweite Versuch saß. „Da konnte der Mann noch aus eigener Kraft hinschwimmen und sich festklammern.“ Mit vereinten Kräften zogen ihn seine beiden Retter aus dem Wasser. 

Mehr Glück als Verstand

Der Schweizer hatte mehr Glück als Verstand. „Ja“, sagte Ziehfreund kurz und bestimmt. Er und Seisenberger haben nicht nur zugeschaut, sie haben zugepackt, wurden aktiv, wie auch Ziehfreunds Bruder: „Der hat die Rettungskräfte eingewiesen.“

Und noch ein Glück hatte der Schweizer: „Die Strömung war nicht so stark wie sonst“, ergänzt Ziehfreund.

„Er hat total gezittert“

„Wir haben ihn dann hingesetzt und das T-Shirt ausgezogen, weil er schon ganz schön gefroren hat. Er hat total gezittert.“ Seisenberger holte dem Mann noch einen Pullover, dann waren auch schon die Polizei mit dem Erste-Hilfe-Koffer sowie der Krankenwagen da.

Durch Eingreifen Schlimmeres verhindert

„Dank des schnellen und umsichtigen Eingreifens der Ersthelfer konnte mit Sicherheit Schlimmeres verhindert werden“, bewertet Franz Staudhammer, stellvertretender Stationsleiter der Autobahnpolizei Mühldorf, den Einsatz der beiden Männer. Und so werde die Polizei, wie Christian Liebl, Stationsleiter der Autobahnpolizei, erklärte, die beiden für die Auszeichnung „Helden des Alltags“ vorschlagen, denn diese Tatkraft sei nicht selbstverständlich.

Auch wenn er noch nie bei einem Unfall helfen musste, für Christian Seisenberger war seine Hilfe selbstverständlich.

Seisenberger hat so eine Situation noch nie erlebt. Seine Hilfe sei reiner „Instinkt“ und „selbstverständlich“ gewesen, während andere nur zuschauten, was leider immer wieder vorkomme: „Das ist auch nicht die feine Art.“ 

Erfahren und doch eine neue Erfahrung

Auch für Ziehfreund war der Donnerstag eine neue Erfahrung. Er ist zwar bei der Freiwilligen Feuerwehr Waldkraiburg und Mitglied bei der gemeinnützigen Organisation @fire, die international Hilfe bei Naturkatastrophen leistet. Er hat also Erfahrung mit Katastrophen-Einsätzen, „aber es ist schon was anderes, wenn man privat hinkommt, weil man ja unvorbereitet ist. Das ist in dem Moment eine Stress-Situation.“ 

Ein Rettungsring und zwei beherzte Ersthelfer retteten dem Schweizer das Leben.

„Man kann nichts falsch machen“

„In so einer Situation kann man nichts falsch machen“, bestätigt Ziehfreund. Wichtig sei, dass gehandelt wird. Jeder könne helfen: „Wichtig ist es, den Notruf zu wählen. Das ist das allerwichtigste“, so der Waldkraiburger. Und dann: „Die Person ansprechen, ihr zurufen, dass Hilfe unterwegs ist, damit sie weiß, dass sie nicht alleine ist.“

Arnold Ziehfreund hat als Feuerwehrmann schon bei vielen Einsätzen auch international Erfahrungen gesammelt. Die Rettungsaktion am Inn-Kanal war trotzdem neu für ihn.

Seisenberger war zum Schluss nur erleichtert. Die Polizei habe noch seine Personalien aufgenommen, „dann bin ich ganz normal heimgeradelt. Ich bin froh, dass es ihm gut geht. Bin froh, dass es so ausgegangen ist.“

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