Scharf geführte Diskussion
Handeln, bevor es zu spät ist! – Zukunft des Campus Mühldorf steht auf dem Spiel
Wie soll es mit dem Campus Mühldorf weitergehen? Was braucht es, um die Zukunft langfristig zu sichern? Darüber diskutierte eine parteiübergreifende Initiative mit dem Campus und dem Einzelhandel. Warum jetzt Tempo gefordert ist.
Mühldorf – Wie kann und soll die Zukunft des Campus Mühldorf aussehen? Dazu hat eine parteiübergreifende Initiative aus SPD, CSU und Grünen eingeladen, um mit Studenten sowie Vertretern des Einzelhandels über die Planungen rund um eine Erweiterung oder einen Neubau des Campus zu reden. Es wurde sehr intensiv diskutiert und immer wieder wurde von Stadt und Bürgermeister Michael Hetzl (UM) gefordert, endlich den Weg für eine Machbarkeitsstudie freizumachen.
Professor Alp Aslan, stellvertretender Leiter des Campus, beschrieb zunächst die „Ist“-Situation mit derzeit rund 700 Studierenden. Die Studiengänge „Pädagogik der Kindheit“, Soziale Arbeit und „Angewandte Psychologe“ seien ebenso stark nachgefragt wie die „Academy for professionals“, die ein berufsbegleitendes Studium im Maschinenbau und in der Betriebswirtschaft anbietet. Damit, so Aslan, sei das Potenzial des Standortes noch nicht ausgereizt. Man könne vielmehr davon ausgehen, dass in einigen Jahren in Mühldorf auch über 1.300 Studierende unterrichtet werden, das Angebot solle ausgeweitet werden auf Master-Studiengänge und ein Promotionszentrum für Sozialwissenschaften.
Raumangebot ist knapp
Diese Zukunft müsse, so Aslan, genau geplant und in einem überschaubaren Zeitraum umgesetzt werden. „Auch andere Hochschulen sind aktiv. Wir müssten uns schon entscheiden, wie wir, wenn wir diese Zukunftspläne verfolgen.“ Derzeit sei der Campus auf Erweiterungen und mehr Studenten nicht optimal eingestellt, insbesondere wegen der knappen räumlichen Ressourcen.
Derzeit gibt es Überlegungen für eine Erweiterung am Standort Industriegebiet, einem Neubau neben der Mittelschule oder auf dem ehemaligen Sümö-Gelände. Aslan forderte hier eine Entscheidung.
Verbindung Hochschule und Stadt fördern
Aslan verwies auf eine Befragung der Studenten. Diese wünschen sich – unabhängig vom Standort – eine gute Erreichbarkeit des Campus mit öffentlichen Verkehrsmitteln und ein verbessertes Angebot an Studentenwohnungen. Studenten-Vertreter hätten sich für Standort in der Innenstadt ausgesprochen, auch um die Verbindung zwischen Hochschule und der Stadt zu fördern.
Schnürer fordert „Nägel mit Köpfen“
Klartext sprach der Landtagsabgeordnete Sascha Schnürer, der auch stellvertretender Kuratoriumsvorsitzender der Hochschule Rosenheim ist. Eine Machbarkeitsstudie sei ein wichtiger Schritt, um Erwartungen und Vorstellungen mit der Expertise von Fachleuten abzugleichen. Es müssten jetzt in nicht allzu ferner Zukunft „Nägel mit Köpfen“ gemacht werden: „Es gibt andere Standorte, die durchaus scharf wären auf die Studiengänge, die wir anbieten, es gibt Standorte, die schon weiter sind als Mühldorf.“
Nur mit einem überzeugenden Konzept sei es möglich, den Freistaat von der Notwendigkeit der Erweiterung oder des Neubaus zu überzeugen, so Schnürer. „Noch sind wir in einer Situation, um die uns andere Städte beneiden, 700 Studierende, das ist doch gigantisch.“ Aber: „Wir müssen immer besser werden, wir müssen vorwärtsgehen.“
Schnürer nannte noch einen Grund für eine schnelle Entscheidung: „Wie wollen wir Mittel gewinnen und Investoren finden zum Beispiel für Studentenwohnungen, wenn wir nicht eine gemeinsame Vision auf den Tisch legen können?“
Stefan Lasner plädiert für Sümö-Gelände
Für Stefan Lasner, Vorsitzender der CSU-Fraktion im Stadtrat, ist allen Beteiligten klar, wie wichtig die Erweiterung des Campus für dessen Zukunft ist. Die Erweiterung am jetzigen Standort sei die schlechteste Lösung. Ein Neubau an der Mittelschule sei möglich. „Dann müssen wir aber damit rechnen, dass sich hier ein neues Zentrum weit weg vom Stadtkern bildet.“ Das würde die Innenstadt und die Verzahnung mit der Stadt nicht fördern. Deshalb sei es jetzt an der Zeit, endlich die Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben.
Grünen-Sprecher Matthias Kraft: „Einen Campus in der Stadtmitte fände ich super, weil es ein Campus wäre, an dem man gerne bleibt“. Laut Kraft, der selbst schon an verschiedenen Hochschulen gelehrt hat, trage eine zentrale Lage einer Hochschule deutlich dazu bei, die Verbindung zwischen Stadt und Studenten zu stärken und Mühldorf als Hochschulstadt attraktiv zu halten.
Bislang wissen viele Bürger gar nicht, dass wir ein Hochschulstandort sind!
SPD-Stadträtin und Kulturreferentin, Claudia Hungerhuber, nannte das Sümo-Gelände ein „Filetstück, eine Sahneschnitte“: „Was da hinkommt, das geht die ganze Stadt an.“ Ein Verkauf sei hier sicher nicht möglich. Hier würden Stadt und Campus zusammenkommen, „bislang wissen viele Bürger gar nicht, dass wir ein Hochschulstandort sind.“
Christian Kühl, Sprecher der Aktionsgemeinschaft Mühldorf, kritisierte dagegen einen möglichen Innenstadt-Campus: „Wir haben jetzt schon keine Möglichkeiten für unsere Mitarbeiter, ihre Fahrzeuge zu parken. Wir bräuchten ein vernünftiges Parkhaus, denn man kann die Fahrzeuge der Studierenden nicht wegzaubern.“ Die Einzelhändler seien gerne bei einer Nutzung des Sümo-Geländes dabei, aber derzeit sei ein Campus an diesem Ort sicher nicht die richtige Lösung. Er erwarte eine neutrale Machbarkeitsstudie.
Bürger haben Recht auf ein eigenes Urteil
Am Ende der angeregten und teilweise scharfen Diskussion meldete sich Alt-Landrat Georg Huber zu Wort: Ohne baldige Machbarkeitsstudie werde der Campus irgendwann keine Zukunft mehr haben.
Milot Spörl, Vorsitzender der CSU Mühldorf und Organisator der Veranstaltung, schloss sich dem an. Man werde auf der Machbarkeitsstudie bestehen, denn auch die Bürgerinnen und Bürger hätten ein Recht, sich ein eigenes Urteil auf Basis belastbarer Fakten zu bilden.
krb