Einschnitte am „InnKlinikum“ Mühldorf
„InnKlinikum“: Hiobsbotschaft vor Weihnachten – diese Abteilung wird komplett geschlossen
Jetzt geht es ans Eingemachte: InnKlinikum-Vorstand Thomas Ewald stellt im Kreistag von Mühldorf seine Pläne zum Defizitabbau vor. Die Klinik muss von ihrem Millionen-Defizit runter. Das planen Verwaltungsrat und Klinikleitung.
Mühldorf/Haag – Im Oktober dieses Jahres sollte am Haager Krankenhaus die teilstationäre Abteilung Schmerztherapie eröffnet werden. Nur drei Monate später ist alles ganz anders
Keine frohe Weihnachtsbotschaft
Die Schmerztherapie, bisher am Klinikum Mühldorf angesiedelt, wird geschlossen, 21 Mitarbeiter sind davon betroffen. Diesen Beschluss des Klinik-Verwaltungsrates musste Klinik-Vorstand Thomas Ewald dem Team der Schmerztherapie am 6. Dezember überbringen.
Für Grund- und Regelversorger nicht leistbar
Am 8. Dezember teilte Ewald den Schließungsbeschluss auch dem Kreistag und damit der Öffentlichkeit mit. „Alle Mitarbeiter haben eine exzellente Arbeit geleistet“, betonte Ewald. Doch dieses Angebot sei angesichts eines „erheblich negativen Deckungsbeitrags“ vom InnKlinikum als „Grund- und Regelversorger“ nicht mehr zu leisten. Auch angesichts der Tatsache, dass rund ein Drittel der Patienten aus anderen Landkreisen nach Mühldorf kämen.
Zu den Hintergründen hat das OVB Klinik-Vorstand Thomas Ewald befragt (siehe Infobox).
Klinik-Vorstand Thomas Ewald im OVB-Interview
Wann wird der Betrieb der Schmerztherapie am Klinikum Mühldorf eingestellt?
Thomas Ewald: Wir werden die Schmerztherapie ab 1. Januar 2024 nicht mehr fortführen. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass diese in der Region nicht wirtschaftlich zu betreiben ist. Dieses spezielle Medizinangebot ist von den Kassen chronisch unterfinanziert und das InnKlinikum kann diese hochdefizitäre Abteilung in der derzeitigen wirtschaftlichen Situation leider nicht mehr länger tragen.
Wie viele Mitarbeiter werden eine Kündigung erhalten?
Ewald: Die Abteilung besteht aus insgesamt 21 Mitarbeitern. Wir sind gerade dabei persönliche Einzelgespräche zu führen, diese Gespräche gilt es abzuwarten. Sollte es zu einer Trennung kommen, werden selbstverständlich faire Abfindungen gezahlt.
Können diese Mitarbeiter auch in anderen Klinik-Abteilungen weiter beschäftigt werden?
Ewald: Wir prüfen derzeit mit den Betroffenen die vorhandenen Optionen. Eine Weiterbeschäftigung in einer anderen Abteilung des InnKlinikums ist für manche sicher ein gangbarer Weg, den wir gerne anbieten wollen.
Laut Fusionsvereinbarung der Kliniken Altötting und Mühldorf dürfen bis Ende April 2025 keine betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen werden - warum geht das in der Schmerztherapie?
Ewald: Der angesprochene Personalüberleitungsvertrag greift nur bei Mitarbeitern, die vor der Fusion im InnKlinikum angestellt wurden.
Die Schmerztherapie war ein Baustein für die Neuausrichtung des Klinkums Haag. Ist der Standort Haag jetzt in Gefahr?
Ewald: In Haag waren lediglich sechs teilstationäre Plätze geplant. Die Neuausrichtung des Standorts ist durch diese Entscheidung nicht gefährdet. Wir sind hier auf einem sehr guten Weg mit der Kurzzeit- und Tagespflege sowie weiteren medizinischen und pflegerischen Angeboten.
Wie geht es für die Patienten der Schmerztherapie weiter?
Ewald: Das Team übernimmt derzeit die Information der Patienten.
Warum wurde mit der Nachricht der Schließung nicht bis nach Weihnachten gewartet?
Ewald: Es gibt sicher keine gute Zeit für eine solche Nachricht, deshalb haben wir uns dafür entschieden, die Mitarbeiter frühzeitig, nachdem die Entscheidung gefallen ist, zu informieren. Wir müssen dringend das hohe Defizit der InnKlinikum reduzieren, welches die Landkreise enorm belastet. Hierfür ist es auch erforderlich, schmerzhafte Einschnitte in hochdefizitären Bereichen vorzunehmen.
„Es geht ans Eingemachte“
Die Schließung der Schmerztherapie Mühldorf ist nicht die einzige Stellschraube, mit der das InnKlinikum versucht, das Defizit von heuer 34 Millionen Euro zu verringern. „Es geht ans Eingemachte“, so Ewald. Der Plan sieht für das Jahr 2024 ein Defizit von 28,7 Millionen Euro vor. Das soll unter anderem erreicht werden mit der Schließung der ebenfalls defizitären geriatrischen Reha in Burghausen, die in eine Kurzzeitpflege umgewandelt werden soll.
Frei werdende Stellen nicht nachbesetzen
Bei den Personalkosten wolle das Klinikum frei werdende Stellen zum Teil nicht mehr nachbesetzen, was vor allem in der Verwaltung geschehen könnte. Denn im „weißen“, pflegerischen und ärztlichen Bereich soll das Personal gehalten werden. Auch beim Materialeinsatz werden sämtliche Kostenstellen durchforstet, um einzusparen.
Adipositas-Spezialist kommt nach Mühldorf
Auf der anderen Seite gebe es Lichtblicke wie den Aufbau eines Schilddrüsen- und Adipositas-Zentrums mit dem neu verpflichteten Professor Dr. Stefan Schopf, der vom Klinikum Bad Aibling nach Mühldorf kommt. Auch die bereits neu eingerichtete Komfortstation in Altötting hat sich als gewinnbringend erwiesen. Solche Komfortzimmer wird es auch im Neubau am Klinikum Mühldorf geben.
Trendwende scheint erreichbar
Unterm Strich rechnet die Klinikleitung durch die geplanten Einsparungen und neue Einnahmequellen mit einem um rund 9 Millionen Euro verbesserten Ergebnis. Wobei Landrat und Klinikum-Verwaltungsratsvorsitzender Max Heimerl im Kreistag betonte: „Dass ein Defizit von 28,7 Millionen Euro noch immer zu hoch ist. Aber, wenn dieser Plan funktioniert, dann schaffen wir dir Trendwende.“ Hinsichtlich der Verpflichtung von Professor Schopf stellte er fest: „Er ist ein echter Fachmann. Unsere positive Entwicklung wird in der Szene gesehen, wir ernten jetzt die ersten Früchte.“
„Einzige Chance für den ländlichen Raum“
„Unser Plan für die Klinik ist die einzige Chance für den ländlichen Raum“, stellte Dr. Karl Dürner, CSU-Kreisrat und Mitglied des Klinik-Verwaltungsrates überzeugt fest, „wir sind auf einem guten Level.“ Landrat Heimerl unterstrich: „Wir sind im Kampf um das Halten medizinischer Angebote in unserer Region.“
