Schwierige Bergung bei Mühldorf
Gefährlicher Spezialeinsatz: Auto eines vermissten Mannes aus dem Innkanal gezogen
Spezialkräfte haben zwei Autos aus dem Innkanal geborgen. Eines in Mühldorf, das andere in Pürten. Das Fahrzeug in Mühldorf entdeckte die Wasserrettung kürzlich im Rahmen einer Vermisstenfahndung. Wie die Bergung ablief und warum die Ermittlungen der Polizei noch weitergehen.
Mühldorf/Pürten – Pro Jahr gibt es im Landkreis Mühldorf rund 40 Einsätze, bei denen Tiere oder Menschen aus Gewässern gerettet werden müssen. Darunter auch Autos, die im Inn oder Innkanal versunken sind. So war am 23. Juni ein Auto bei Pürten im Innkanal gelandet. Keine zwei Monate später, am 16. August, vermutete die Polizei das Gleiche in Mühldorf. Im Rahmen einer Vermisstenfahndung suchte die Wasserrettung den Kanal ab und entdeckte Teile eines Autos. Bei einer groß angelegten Suchaktion orteten die Wasserretter mit Sonargeräten einen größeren Gegenstand auf dem Boden des Kanals.
Am Montag (21. August) bargen Spezialisten das Fahrzeug. Für die Einsatzkräfte eine Herausforderung und gefährlich. Wie sich eine Bergung von Vermissten oder Fahrzeugen gestaltet, ist von vielen Faktoren abhängig und muss akribisch vorbereitet werden, sagt Alexander Fendt vom DLRG Mühldorf. „Ist es ein fließendes Gewässer wie der Inn oder Innkanal oder ein stehendes wie zum Beispiel ein See? Fließt es schnell oder langsam? Kann man die Örtlichkeit gut erreichen? Wie tief ist das Wasser? Wie ist die Sicht? Hat man einen klaren See, bei dem man vielleicht bis zu fünf Meter in die Tiefe schauen kann oder ist es ein Fluss mit trübem Wasser, wo man nicht einmal die Hand vor den Augen sieht? Gibt es Hindernisse? Sind noch Personen im Fahrzeug? Das sind Fragen, die natürlich geklärt werden müssen.“
Polizeitaucher holen das Auto eines Vermissten aus dem Innkanal




Solche Einsätze können selbst für erfahrene Rettungskräfte gefährlich sein. Deshalb heißt es vor der Bergung, Gefahren so weit wie möglich zu minimieren. Im Innkanal in Mühldorf kam die Polizei zum Einsatz. „Am Sonntagabend gegen 22 Uhr wurde die Fließgeschwindigkeit auf etwa ein Viertel gedrosselt und der Wasserpegel im Innkanal gesenkt“, erklärt Uwe Schindler, Stellvertretender Dienststellenleiter der Polizei Mühldorf. „Solche Einsätze sind sehr aufwendig, weil man natürlich auch Spezialkräfte benötigt. Hier sind die Technische Einsatzeinheit der Bereitschaftspolizei München mit acht Tauchern, Booten, Unimog und weitere Fahrzeuge im Einsatz.“
Polizei sichert Spuren am Auto
Das Auto bei Pürten, das am 23. Juni im Innkanal gelandet war, wurde nun am selben Tag aus dem Wasser gezogen wie das Fahrzeug in Mühldorf. Doch es gibt einen Unterschied: Für die Bergung des Autos aus dem Innkanal in Mühldorf ist die Polizei zuständig, das Fahrzeug bei Pürten wird vom Technischen Hilfswerk (THW) Ortsverband Mühldorf aus dem Innkanal geholt. In der Regel sind erst einmal Wasserwacht, DLRG, Feuerwehr und THW auf dem Wasser im Einsatz, wenn es heißt Leben zu retten. Geht es jedoch um Todesermittlungen, ist das die Aufgabe der Polizei. Dann müssen von den Ermittlern Spuren gesichert und die Todesumstände geklärt werden.
Riskanter Einsatz am Innkanal
Bei dem Fahrzeug, das bei Mühldorf versunken war, war die Polizei zuständig. Die Beamten konnten nicht ausschließen, dass sich der Fahrer noch im Auto befand. Die Suche nach dem Wagen gestaltete sich bereits beim ersten Einsatz als gefährlich, da der Wasserstand im Kanal sehr hoch war.
„Das Fahrzeug wurde von der Wasserwacht bei etwa Kilometer 11,3 markiert, jetzt wird mit dem Polizeiboot erst einmal überprüft, ob sich das Fahrzeug tatsächlich noch dort befindet“, sagt Einsatzleiter Schindler. „Dann wird mit dem Sonar der Gegenstand im Wasser geortet. Sobald das Fahrzeug gefunden wurde, erfolgt die Bergung mittels Luftkissen.“ Auch die Bergung ist aufgrund der schlechten Sicht und des vielen Schlamms im Innkanal extrem schwierig. Dazu kommt das unzugängliche Gelände. Gestrüpp und Bäume verhindern die Zufahrt an die Fundstelle. Boote sind die einzige Möglichkeit, um das Fahrzeug an Land zu bekommen.
Auto wird mit Luftkissen gehoben
Nachdem die Taucher das Fahrzeug tatsächlich gefunden haben, befestigen sie große, gelbe Luftkissen unter dem Fahrzeug. Die werden mit Luft gefüllt, dann steigt das Auto langsam auf. Es wird mit dem Einsatzboot bis zur Bootsanlegestelle der Polizei auf Höhe der Eisenbahnbrücke über den Kanal abgeschleppt.
Als das völlig verschlammte Auto mithilfe eines Krans an Land gehievt wird, herrscht Klarheit. Der vermisste Mann, nach der ein Großaufgebot von Einsatzkräften tagelang gesucht hatte, wurde gefunden.
Ermittlungen gehen noch weiter
Die Arbeit der Polizei geht weiter. Das Auto ist zwar das des Vermissten, aber laut Einsatzleiter Schindler muss erst noch geklärt werden, ob es sich bei dem Toten tatsächlich um den Vermissten handelt und wie die Umstände seines Todes waren. Diese Ermittlungen wurden noch vor Ort von der Kriminalpolizei Traunstein übernommen.
