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Einfacher oder bürokratischer?

Das sind die ersten Erfahrungen mit dem neuen E-Rezept im Raum Mühldorf

E-Rezept Mühldorf
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Dr. Lewente Ambrus (Facharzt für Allgemeinmedizin), Jan Ortmann (Facharzt für Innere Medizin) und Apotheken-Sprecher Thomas Leitermann (von rechts) haben schon Erfahrung mit dem E-Rezept (hier als ausgdruckter Code) gemacht.

Das E-Rezept macht alles einfacher? Nicht unbedingt. Das berichten Ärzte und Apotheker aus Mühldorf über ihre ersten Erfahrungen mit der neuen Technik.

Mühldorf – Seit 1. Januar ist das E-Rezept in Deutschland Pflicht. Damit fällt das rosa Papierrezept weg, die Gesundheitsversorgung wird digitaler. Nach rund einem Monat im Praxistest können Ärzte und Apotheker von ihren Erfahrungen und den Kinderkrankheiten der neuen Technik berichten.

Kaum mehr Papier in der Apotheke

Von kleineren Anlaufschwierigkeiten kann Thomas Leitermann, Apotheker-Sprecher im Landkreis Mühldorf, ein Liedchen singen. „Wir haben mittlerweile deutlich mehr Patienten, die mit E-Rezept zu uns kommen, als solche mit Papierrezept.“ Er holt einen dünnen Stapel rosa Zettelchen aus der Tagesablage. „Für uns Apotheker ist das E-Rezept eigentlich eine große Vereinfachung im Arbeitsablauf.“

Für die Patienten sei das Einlösen eines E-Rezepts ohne großen Aufwand. „Das geht entweder mit der Versicherungskarte wie beim Arzt, mit einem ausgedruckten Code oder mit der App“, erklärt Leitermann. Um die App zu nutzen, braucht man allerdings ein Smartphone, was nicht alle Kunden besitzen. „Die Freischaltung der App ist auch etwas aufwendig“, schmunzelt er. Vor allem ältere Patienten nutzten lieber die Gesundheitskarte ihrer Krankenkasse.

Das E-Rezept als ausgedruckter Code.

Nicht zu schnell vom Arzt in die Apotheke

Problematisch kann es werden, wenn der Patient mit seiner Verordnung vom Arzt schnurstracks in die Apotheke geht. „Dann ist das E-Rezept auf der Versichertenkarte oder in der App oft noch nicht freigeschaltet“, sagt Leitermann. Das dauert ein wenig und der Patient muss später noch einmal wiederkommen.

Vorbestellung nur mit App oder Code

Wer kein Smartphone hat, kann das Rezept auf seiner Karte nicht lesen und in der Apotheke anrufen, um es zu bestellen oder zu fragen, ob es vorrätig ist. Diese Patienten fahren oder gehen eventuell umsonst zur Apotheke. Da war das Papierrezept im klaren Vorteil.

Das auf der Versichertenkarte E-Rezept wird in der Apotheke über ein Lesegerät abgerufen.

Digitale Technik „killt“ das Papierrezept

Technisch sieht es so aus, dass der Arzt das Rezept nicht mehr auf Papier schreibt, sondern digital auf einem Rezeptserver speichert. Von dort holt es sich die Apotheke via Auslesen der Versichertenkarte oder Scannen des gedruckten Codes ab und kann das Medikament aushändigen. „Dafür braucht der Patient nur eine NFC-fähige Karte“, so Leitermann. Zu erkennen an dem kleinen Symbol auf der Karte. Ein Punkt mit jeweils drei Klammern links und rechts.

Apotheker-Sprecher Thomas Leitermann.

Für die Patienten noch ungewohnt

Allgemeinarzt Dr. Lewente Ambrus von der Praxis am Altöttinger Tor in Mühldorf ist mit dem E-Rezept recht zufrieden. „Prinzipiell sehe ich darin vor allem Vorteile“, so sein Fazit nach den ersten Wochen mit der elektronischen Rezeptvariante. „Es ist zwar für die meisten Patienten noch ungewohnt, kein Papier mehr in die Hand zu bekommen, aber wenn man es mit ihnen bespricht, passt es.“

Erklär-Arbeit kostet Zeit

Diese Erklär-Arbeit kostet das Praxisteam natürlich zusätzliche Zeit: „Aber auf lange Sicht werden die Vorteile dieser Neuerung für unseren Arbeitsalltag überwiegen“, ist Ambrus sicher. Von den Patienten, die das neue E-Rezept schon ein-, zweimal erhalten haben, bekomme seine Praxis nur positive Rückmeldungen.

Dr. Lewente Ambrus aus Mühldorf.

Weniger Parteienverkehr, kürzere Wartezeiten

So sieht das auch Jan Ortmann, Facharzt für Innere Medizin, der Gemeinschaftspraxis Dr. Balk und Ortmann in Neumarkt St. Veit: „Der Parteienverkehr an der Anmeldung hat deutlich abgenommen, weil weniger Praxisbesuche zum Abholen von Rezepten erforderlich sind. Unsere Patienten profitieren durch kürzere Wartezeiten beim Anmelden zu Terminen und auch unser Praxisteam wird entlastet, da es insgesamt ein wenig ruhiger zu geht und viel weniger gedruckte vorbestellte Rezepte herausgesucht werden müssen.“

Ohne Signatur des Arztes geht nichts

„Das E-Rezept muss wie sein Vorgänger aus Papier vom Arzt signiert werden“, betont der Mühldorfer Arzt Ambrus. „Es ist zwar vorher schon auf der Versichertenkarte gespeichert, aber noch nicht vom Arzt geprüft und freigegeben.“ Erst nach dieser Freigabe wird es auf den zentralen Server geladen und ist ab dieser Sekunde verfügbar. Zwischen Praxistermin und Apotheke sollte man also jetzt immer etwas Zeit einplanen. Ambrus rät: „Vielleicht eine Kaffeepause machen, dann sollte es zeitlich hinhauen.“

Weniger Störungen während der Sprechstunde

„Dringliche Rezeptausstellungen während laufender Sprechstunde gestalten sich einfacher“, hat Ortmann festgestellt. „Früher mussten die MFAs kurz im Sprechzimmer vorbeischauen, damit wir Ärzte das Rezept unterschreiben. Jetzt ist es mit einer Kurznachricht über unser Praxisverwaltungssystem mit Bitte um Signatur des E-Rezeptes getan.“ Vor allem für die Patienten, die gerade im Sprechzimmer sitzen, sei das viel angenehmer.

Jan Ortmann, Facharzt in Neumarkt St. Veit.

Kaum einer nutzt die App

„Mangels gezielter Informationskampagnen nutzt kaum jemand die E-Rezept-App auf seinem Smartphone“, bedauert Jan Ortmann. „Zur Einrichtung benötigt man neben einem halbwegs aktuellen Smartphone und der Gesundheitskarte auch noch eine PIN der Krankenversicherung. Diese bekommt man leider nur nach aktiver Nachfrage und auch nur wenige Versicherte wissen, dass es diese PIN überhaupt gibt.“ Sei die App erst einmal eingerichtet, sei „der Empfang eines E-Rezeptes so einfach wie der Empfang einer Mail“.

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