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So liefen die Blockaden im Kreis Mühldorf

Bauern machen die A94 dicht – Landwirte werden von manchen Autofahrern laut beschimpft

Bauern blockieren A94
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Aus Protest gegen die Landwirtschaftspolitik der Ampelregierung blockieren Bauern im Landkreis Mühldorf die Zufahrten zur A94, hier bei Schwindegg.

Mit Autobahn-Blockaden protestierten die Bauern auch im Landkreis Mühldorf gegen die Ampel-Politik. So reagierten die Autofahrer an der A94.

Von Christa Latta und Nicole Sutherland

Mühldorf/Schwindegg – Am Mittwoch (31. Januar) ab 9 Uhr ließ der Bauernverband und einige seiner Landwirte an den Zufahrten zur A94 Traktoren auffahren. Aus Protest gegen die Landwirtschaftspolitik der Ampelregierung machten Bauern deutschlandweit bis 15 Uhr die Autobahnen dicht – an den Auffahrten Mühldorf-Nord, Mühldorf-West und Schwindegg war kein Durchkommen, Ampfing/Waldkraiburg und Heldenstein waren frei befahrbar. Es wurden aber nur die Einfahrten blockiert, die Ausfahrten blieben frei.

Zuspruch von vielen Auto- und Brummifahrern

An einer der Zufahrten in Mühldorf-Nord hatte BBV-Kreisobmann und Versammlungsleiter Ulrich Niederschweiberer Posten bezogen. Traktoren blockierten die Fahrbahn und auch die Abbiegespuren. Gegen 11 Uhr vormittags zeigte sich Niederschweiberer zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Protestaktion. „Wir bekommen viel Zuspruch von Auto- und Lastwagenfahrern mit Hupsignalen und Daumen-hoch“, freute er sich. Immer wieder sind diese Gesten der Unterstützung während des Gesprächs mit dem OVB an der Autobahn zu hören.

„Erst stirbt der Bauer, dann das Land“ – plakativer Protest auch in Mühldorf-Nord in Richtung Passau.

Einer brüllt „Schmarotzer“

Es gibt aber auch Kritik. Einer lässt beim Vorbeifahren sein Fenster herunter und brüllt „Schmarotzer“ in die kleine Gruppe von Landwirten, die hier für die Zukunft ihres Berufsstandes Stellung halten. „Damit muss man leben“, sagt der Obmann. Einige Auto- und auch Brummifahrer hätten versucht, unerlaubterweise über die Ausfahrt auf die Autobahn zu kommen. Ein paar ist das auch geglückt, bis sich die Polizei mit ihrem Kombi in die Lücke gestellt hat. Trotzdem versucht einer mit drängendem Hupen und forderndem Winken die Polizisten zu erweichen – aber, da geht natürlich nichts.

Versammlungsleiter und Kreisobmann Ulrich Niederschweiberer stand mit einigen Landwirten an der Auffahrt Mühldorf-Nord. Hier wurde fürs leibliche Wohl sogar ein Grill aufgebaut.

Ein Österreicher ist begeistert

Ratlosen, vor allem auswärtigen Autofahrern weist Niederschweiberer freundlich den Weg. Beschimpft oder angemotzt wird er von keinem. Ein Österreicher ist total begeistert von dem Protest der deutschen Bauern: „Machts weiter so!“

Die Stimmung unter den Landwirten, die sich an der Autobahn postiert haben, ist gut. Einer hat sogar einen Grill mitgebracht, der mit vereinten Kräften auf der Abbiegeinsel zur A94 in Richtung Passau aufgebaut wird. Wenn wieder einer hupt, winken die Protestler freundlich zurück.

Auch an der Auffahrt Schwindegg blockierten Bauern die Straße und verhinderten zeitweilig, dass Autofahrer auf die Autobahn fahren konnten.

Hier Stimmen von Protestierenden:

Johann Stettner (23), Landwirt aus Obertaufkirchen, macht gerade seinen Meister.

„Wir wollen, dass die Kürzungen zurückgenommen werden und dass die Landwirtschaft wieder in besserem Licht dasteht. Protestiert wird so lange, bis die Kürzungen zurückgenommen wurden.“

Gerhard Stellner (62), Landwirt aus Obertaufkirchen.

„Wir sind absolut nicht zufrieden. Die Wertschätzung ist gleich null. Es gibt zu viele Auflagen, zu viel Bürokratie. Dann heißt es, der Getreidepreis ist zu hoch, dieses Jahr 100 Prozent Steigerung. Was die letzten Jahre war, interessiert nicht. Die Steigerung kam mit der Ukrainekrise. Finanzminister Lindners Tierwohlabgabe kommt bei den Bauern nicht an. Ackerbauern gehen leer aus. Hinzu kommt, es kommt immer noch etwas obendrauf. Die Rentenversicherung steigt, Berufsgenossenschaft steigt und andere Beiträge steigen. Jetzt auch noch die Kürzung beim Diesel, das ist zu viel.“

Sonja Sahlstorfer (51), Brotverkäuferin aus Rattenkirchen.

„Den Leuten geht’s zu gut. Die sollten mal erleben, wie das ist, wenn nichts mehr da ist. Die Landwirtschaft sind die Leute, die das Land mit Essen versorgen.“

Polizei ist mit der Disziplin der Landwirte zufrieden

Das Polizeipräsidium Oberbayern Süd in Rosenheim hatte die Lage am Mittwoch im Blick. „In unserem Zuständigkeitsbereich waren von Seiten der Landwirte rund 500 Teilnehmer mit 400 Fahrzeugen beteiligt“, so Sprecher Stefan Sonntag. „Die Polizei begleitete das Geschehen mit rund 300 Kräften der Polizeidienststellen vor Ort, mit Unterstützung der Bereitschaftspolizei. Es verlief alles ruhig und für Autofahrer relativ unproblematisch.“

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