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Was bringt Karl Lauterbachs Krankenhausreform?

Kehrtwende geschafft? Kreistag diskutiert über „InnKlinikum“-Defizit – Frage nach „Plan B“

Operation im Krankenhaus Mühldorf: Welche Angebote wird es dort künftig noch geben, wann müssen Patienten in die Nachbarkliniken fahren?
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Operation im Krankenhaus Mühldorf: Strukturveränderungen sollen die Zukunft aller vier Krankenhäuser in den Lankreisen Mühldorf und Altötting sichern.

Für das „InnKlinikum“ erwartet Vorstandsvorsitzender Thomas Ewald durch die Klinikreform nur wenig Verbesserung. Er lässt kaum ein gutes Haar an der Reform. Wie es trotzdem für die Klinik weiter gehen kann, war Thema im Kreistag.

Mühldorf – Wie Gesundheitsminister Karl Lauterbach rechnet auch Ewald mit einer Zunahme von Insolvenzen von Krankenhäusern im Zuge der geplanten Reform. Die würden vor allem die Kliniken im ländlichen Raum treffen.

Krankenhäuser auf gutem Weg dank neuer Strukturen

Ewald machte vor dem Kreisausschuss aber klar, dass das „InnKlinikum“ seit Jahren auf dem Weg sei, sein Defizit zu senken. Das Mittel dazu sei die Umstrukturierung. So seien aus vier Akuthäusern zwei geworden, für Haag und Burghausen eine neue Lösung als Gesundheitszentren gefunden. Dazu kommen laut Ewald Synergien bei Verwaltung und Organisation und vor allem die Schwerpunktsetzungen im Bereich medizinischer Angebote. Diese Entscheidungen würden helfen, doppelte Kosten zu vermeiden.

Landrat Max Heimerl betonte, dass das „InnKlinikum“ sehr viel getan habe, um sich gegen das Defizit zu stemmen. „Deshalb läuft es bei uns besser als bei anderen, weil wir ganz gezielt und positiv steuern.“ Er betonte: „Wir haben den Turnaround geschafft und verringern unser Defizit.“

In Haag „ist inzwischen richtig viel los“

Haag durchläuft laut Vorstandsvorsitzendem Ewald derzeit den Umbau vom Krankenhaus zum Gesundheitszentrum: 25 Plätze in der Tagespflege, 30 Plätze in der Kurzzeitpflege, Ergotherapie, Hausarzt, Gastroenterologie, Adipositaszentrum, Physiotherapie, weitere Angebote seien geplant. „Es ist dort inzwischen richtig viel los.“

Die Auswirkungen dieser Maßnahmen zeigen sich laut Ewald deutlich: Betrug das Defizit 2023 noch 33,4 Millionen Euro, so sind es heuer 28,7 Millionen. Ohne die Maßnahmen hätten im vergangenen Jahr 44,7 Millionen Euro Miese zu Buche gestanden und heuer sogar 52 Millionen, erklärte der Klinikchef. Das Defizit müssen die Landkreis Mühldorf und Altötting zu gleichen Teilen tragen.

Ewald verglich die Entwicklung mit anderen Häusern in der Region, explizit mit den Romed-Krankenhäusern im Landkreis Rosenheim. „Die Kliniken in der Umgebung haben sich rasant nach unten entwickelt, während wir uns durch die Umstrukturierungen stabilisiert haben.“

Kreisräte loben und fragen nach der Schließung eines Krankenhauses

Als wichtigste Aufgaben der nächsten Zeit nannte Ewald die Steigerung der Patientenzahlen, eine effizientere Nutzung der Kapazitäten, die Aufwertung des Profils der Krankenhäuser oder die Vernetzung mit Haus- und Fachärzten in der Region.

Ulli Maier, Fraktionssprecher der UWG, geht von 80 Millionen Euro Defizit in den nächsten Jahren aus. „Die fehlen uns hier im Landkreis für andere Maßnahmen und die fehlen vor allem für die Kommunen.“ Er fragte deshalb: „Beschäftigen Sie sich mit einem Plan B, wenn es nicht klappt mit dem Defizitabbau? Machen wir dann eine Klinik zu?“ Alfred Lantenhammer (CSU) fragte, welche Einsparungen die Schließung eines Krankenhauses bringen würde.

Landrat Heimerl verwies diese Fragen in den Bereich der Spekulation. „Eine Schließung ist in den nächsten 20 Jahren nicht denkbar“, sagte er. Das sei außerdem keine Frage, die das „InnKlinikum“ aus betrieblicher Sicht beantworten könne, das sei eine politische Entscheidung. Die von Maier genannten 80 Millionen Euro nannte Heimerl extrem spekulativ. Er könne die Zahl nicht bestätigen.

Bekenntnis zum „InnKlinikum“

„Wir werden das Defizit aber nicht komplett aus eigener Kraft wegbekommen“, sagte Heimerl. „Dazu müssen sich die Rahmenbedingungen ändern.“ Er verwies auf die Forderung einer Zwischenfinanzierung, bis ein neues System greife.

Mehrere Redner bekräftigten ihr Bekenntnis zu den heimischen Kliniken und der Versorgung des heimischen Raumes. SPD-Fraktionssprecher Günther Knoblauch betonte, dass das die Aufgabe des Kreistages sei und nicht Überlegungen zur Abwicklung der Kliniken.

Keine Hilfe beim Konsolidierungsprozess erwartet Ewald von der Gesundheitsreform der Bundesregierung. Das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz soll bis 2029 umgesetzt werden. Es sieht eine stärkere Spezialisierung zum Beispiel bei Krebsbehandlung vor, macht Qualitätsvorgaben zum Beispiel zur Anzahl von Fachärzten auf Stationen und bringt ein neues Finanzierungssystem. Ewald glaubt: „Es ist mit der neuen Berechnungsmethode nicht möglich, eine Vorhersage über das Betriebsergebnis in drei Jahren zu treffen.“

Keine Analyse der Auswirkungen

Nach seiner Einschätzung wird der wirtschaftliche Druck steigen. Die Finanzierung des Transaktionsfonds von 50 Milliarden Euro, der Kliniken während der Umsetzung helfen soll, sei absolut offen. „Das Gravierendste: eine Auswirkungsanalyse ist seit eineinhalb Jahren versprochen. Sie wird bewusst nicht durchgeführt.“

Trotz des hohen Defizits der heimischen Krankenhäuser und der Unwägbarkeit der Klinikreform geht Ewald von einer guten Zukunft der heimischen Versorgung aus. Die Zahl der Patienten steige, es seien „vielversprechende neue Chefärzte“ gewonnen worden, die Neubauten in Mühldorf und Altötting stünden für hohe Qualität in der Ausstattung der Häuser.

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