Saxofonist stirbt kurz vor Jubiläum
Gründer der Swingstreet Bigband ist tot: Werner Kribbel (64) aus Erharting plötzlich verstorben
Er war Ausbilder von Jugendmusikern, gründete die Swingstreet Bigband, reiste auf verschiedene Kontinente. Vor allem aber war er eins: ein hervorragender und leidenschaftlicher Saxofonist. Jetzt trauern Musiker um ihren Freund Werner Kribbel. Er ist völlig überraschend im Alter von 64 Jahren gestorben.
Erharting – Er hatte sich so darauf gefreut: Das 25-jährige Bestehen seiner Swingstreet Bigband tu feiern, im Oktober, beim Steer in Altmühldorf. Die Einladung zum Fest hat Werner Kribbel noch selbst per E-Mail verschickt. Doch sein Platz bei der Feier im Gasthaus Steer blieb leer. Denn Werner Kribbel starb kurz zuvor. Ganz überraschend. Der Erhartinger hatte einen Herzinfarkt erlitten.
Von Blasmusik bis Dixiland
Der Schock sitzt tief bei vielen Musikern. Denn Werner Kribbel prägte jahrzehntelang die Musikszene rund um Mühldorf. Blasmusik, Stimmungsband, Dixieland, in erster Linie aber waren es Bigband-Sound und Jazz, dem sich der Erhartinger verschrieben hatte.
Und das begann schon sehr früh. Gerade mal, dass Werner Kribbel in die Grundschule in Erharting eingeschult wurde, da besuchte er auch schon den Musikunterricht bei der Stadtkapelle Mühldorf. Sieben Jahre sei er alt gewesen, erinnert sich seine Mutter Elfriede, die ihn immer mit dem Auto nach Mühldorf gefahren fuhr, damit der Bub seinem musikalischen Hobby nachgehen konnte.
Während der Bundeswehrzeit im Musikkorps
Die Schule durfte natürlich nicht vernachlässigt werden, die er mit der Mittleren Reife an der Knabenrealschule in Altötting abschloss. Werner Kribbel absolvierte eine Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker im Fachgeschäft Viehbeck in Winhöring. Ein Beruf, der ihn nicht mehr loslassen sollte. Kribbel brachte sein Wissen bei verschiedenen Arbeitgebern dieser Branche im Landkreis Mühldorf ein, machte den Meisterbrief und hatte 1996 den Mut, sich selbstständig zu machen. In Töging betrieb er sein Geschäft bis 2003. Danach war er in den Werkstätten der Stiftung Ecksberg beschäftigt, zuletzt in Altersteilzeit.
Das Leben von Werner Kribbel könnte Bücher füllen. Bei der Stadtkapelle in Mühldorf erhielt er an der Klarinette das Rüstzeug für seine musikalische Zukunft. Während seiner Bundeswehrzeit spielte er mit Musikkorps in Garmisch. Er musizierte bei den Heldensteiner Musikanten. In Zeiten, in denen es etwas ganz Besonderes war, sich für ein Gastspiel in ein Flugzeug zu setzen, verschlug es die Heldensteiner nach Südafrika, einmal nach Namibia. Das Tenorsaxophon immer mit dabei.
Mit der Musik seine Frau kennengelernt
Schon damals begleitete ihn seine Frau Cornelia, die er – wie sollte es anders sein – beim Musizieren kennengelernt hatte. Cornelia spielte bei der Blaskapelle Altmühldorf, Werner bei der Stadtkapelle Mühldorf. Irgendwann 1981 kreuzten sich ihre Wege. Aus der ersten Begegnung wurde Liebe, die sie 1989 mit ihrer Hochzeit besiegelten. „Werner war ein ruhiger Mensch, nie aufbrausend. Ihn hat einfach nichts aus der Ruhe gebracht“, beschreibt Cornelia Kribbel ihren Mann. Und: „Er hat immer das gesagt, was er sich gedacht hat!“ Ein ehrlicher Mensch, bei dem man immer wusste, woran man war.
Werner Kribbel war ein Tüftler, saß gerne am Computer, programmierte Software. Und wenn er mal das Saxofon beiseite legte oder er den PC ausschaltete, fuhr er zusammen mit seiner Frau Cornelia mit dem E-Bike.
Gründervater der Swingstreet Bigband
Zusammen mit seinem Musikerkollegen Ulli Schörghuber hob er die die „Swingstreet Bigband“ aus der Taufe. Kribbel war der Bandleader dieser Formation, die sich am 1. September 1999 zum ersten Mal im Nebenraum des Gasthofes Pauliwirt traf. Alles gestandene Musiker aus dem Landkreis, die mit dem Weltmusiker Ambros Seelos einen berühmten Förderer und Mentor an ihrer Seite hatten. Es dauerte nicht lange, dann gab Kribbel den Dirigentenstab weiter, seit 15 Jahren ist es Fritz Killermann, der die Combo dirigiert.
Kribbel nahm stattdessen Platz in der ersten Reihe, bei seinen Saxofonkollegen. Das war auch noch im Juli der Fall, als die Bigband zum musikalischen Frühschoppen anlässlich des Sommerfestivals im Juli in den Mühldorfer Haberkasten eingeladen hatte. Rainer Schratt, Pianist, und Bigband-Mitglied der ersten Stunde, schwärmt noch heute von diesem Auftritt. „What A Wonderful World“ war das letzte Stück an diesem Vormittag, eine Zugabe. Das letzte Stück, das Werner Kribbel mit der Bigband gespielt hat. „Es war absolut harmonisch, unser bester Auftritt. Das war es, was sich der Werner immer gewünscht hat!“, erzählt Rainer Schratt.
Beim Jubiläum blieb sein Platz leer
Und mit dieser Freude lud Kribbel nun auch zum Jubiläum zum Steer ein. Leider war es ihm nicht mehr vergönnt, mit seinen Weggefährten über diese abwechslungsreiche Zeit zu reden, Anekdoten auszutauschen, über witzige Begebenheiten in all den Jahren zu lachen. Sein Platz blieb leer. Fast. Ein dunkles Weißbier, ein Bild von Werner Kribbel und eine Kerze erinnerten an den großartigen Weggefährten, dessen Saxofon nun verstummt ist.
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