Mark Gerstorfer mit Aussicht auf den Student Academy Award
Sensationell: Nominierung für den „Studenten-Oscar“ – Burghauser Regisseur im Exklusiv-Interview
Es ist der Traum eines jeden Filmemachers, einmal den Oscar mit nach Hause nehmen zu dürfen. Für Nachwuchs-Regisseure gibt es eine Entsprechung, die von der gleichen Institution verliehen wird: Der Student Academy Award. Mark Gerstorfer aus Burghausen könnte ihn bald in Händen halten.
Burghausen/Los Angeles - Robert Zemeckis und Spike Lee haben den „Studenten-Oscar“ bereits in Händen halten dürfen. Eine große Ehre und gleichzeitig der erste Schritt zu weltweiter Berühmtheit. Der in Burghausen aufgewachsene Jungregisseur Mark Gerstorfer könnte sich bald in die Liste der Preisträger einreihen, denn er ist unter den letzten acht, die drei begehrte Auszeichnungen erhalten könnten. Nicht nur mathematisch hat er gute Chancen, denn so einige Filmfestivals hat sein Streifen schon mit einem Preisgewinn verlassen.
Leben für den Film
„Früher habe ich einfach sehr viel Filme geschaut“, erzählt Mark Gerstorfer im Interview. „Aber ich habe keine Ahnung gehabt, wie man so etwas machen soll.“ Das Videogenre stand damals noch vor großen Herausforderungen: Equipment war teuer, der Aufwand riesig. „Ich hatte keine Ahnung, wie man etwas schneidet“, erzählt der Nachwuchs-Regisseur. Das Fotografieren brachte ihn dann jedoch auch dem Filmemachen näher.
Mit seinen 44 Jahren steht er nun kurz vor dem Durchbruch. „Als mein Film sich für die 2600 zugelassenen Einreichungen qualifizierte, war ich eine Woche lang euphorisch“, so der in Burghausen aufgewachsene Regisseur. „Dann muss man wochenlang warten.“ Nun befindet sich sein Film „Die unsichtbare Grenze“ im Finale, es winkt weltweite Anerkennung.
Migration als Thema, Tiefgang im Bewegtbild
Sein Film thematisiert die nächtliche Abschiebung einer albanischen Familie aus Österreich. Als Staatsbedienstete muss diese von einer schwarzen Polizistin vollzogen werden. Menschliche Dramen, mit viel Feingefühl erzählt. Die Idee zu dem Film hatte Gerstorfer nach der großen Flüchtlingswelle 2015. Ein Jahr später entstand das Drehbuch.
Man hat teils überhastig entschieden, wen man los wird
Aus Sicht des Regisseurs musste man in Österreich die damaligen Flüchtlingsströme über die Abschiebung teils vollständig integrierter Familien schultern. Ein Prozess, der schlichtweg nicht gerecht ablaufen kann. „Es wurden Leute delogiert, wo man nicht weiß, warum“, gibt er sich nachdenklich. „Du bist integriert, musst aber dennoch gehen. Weil Du armer Hund halt eine Statistik erfüllen musst.“ Am schlimmsten sei die Symptomatik für junge Menschen. „Da sind die Kinder ‚Österreicher‘, die haben keinen Bezug zum Herkunftsland. Und müssen dennoch ausreisen. Eine bizarre Situation.“
Dass sich Mark Gerstorfer solche Themen aussucht, kommt nicht von ungefähr. „Mich beschäftigen Sachen, für die ich keine Lösung habe.“ Seine „künstlerische Verarbeitung“ sei dabei hilfreich, richtig damit umzugehen.
Dreharbeiten zu Zeiten von Corona „zaach“
Unterstützung erfuhr der Regisseur von vielen Seiten. Filmakademie, die Städte Wien und Burghausen, auch private Sponseren trugen zu den Produktionskosten bei. Doch allein das Casting zu Zeiten des Lockdowns gestaltete sich schwierig. Auch bei den Dreharbeiten später - nur die Schauspieler ohne Maske - sah man sich immer wieder Einschränkungen gegenüber. Gerstorfer lacht, als er sein Fazit zieht: „Im Lockdown einen Film über Abschiebungen drehen, ein Horror!“
Doch Gerstorfer stellt seinen Streifen fertig. Und von da an geht es von einer begeisternden Vorführung zur nächsten. Und mit ein bisschen Glück schreitet er am 10. Oktober in Los Angeles über den roten Teppich, genießt die Verleihung und hält schließlich den Student Academy Award in Händen. Wir drücken jedenfalls die Daumen!
ar

