Schwer bewaffnetes Trio
Spektakulärer Fall vor 50 Jahren: Bande wird nach Überfall in Waldkraiburg in Burghausen erwischt
Mitte Oktober vor 50 Jahren sorgte ein Räubertrio in den Landkreisen Mühldorf und Altötting für Aufsehen. Sie raubten ein Geschäft in Waldkraiburg aus und wurden schließlich in Burghausen gefasst.
Burghausen/Waldkraiburg - „Drei bewaffnete Jugendliche überfielen gestern vormittag ein Textilgeschäft in der Graslitzer Straße in Waldkraiburg. Die Täter konnten entkommen. Nach ihnen wurden gestern den ganzen Tag intensiv gefahndet. Polizeistreifen, Hunde und Hubschrauber wurden dabei eingesetzt“, berichtet das Oberbayerische Volksbaltt (OVB) am Samstag, den 12. Oktober 1974, „Über Bayern 3 wurde die Bevölkerung gewarnt. Bis Redaktionsschluß führte die Fahndung allerdings noch zu keinem Erfolg.“
„Die drei Jugendlichen waren kurz nach acht Uhr in das Wohnhaus des Textilhändlers gekommen. Als ein 57-jähriger Angestellter in einem Schrank nach Handschuhen suchte, die ein Jugendlicher verlangte, wurde ihm von hinten mit einem Totschläger auf den Kopf geschlagen. Der 71-jährige Geschäftsinhaber wurde gleichzeitig mit Pistole und Messer bedroht. Die Jugendlichen fesselten und knebelten die beiden Männer — und sperrten sie in einem Nebenraum ein. Die Schlüssel nahmen sie mit“, heißt es weiter.
Spektakulärer Fall vor 50 Jahren: Bande wird nach Überfall in Waldkraiburg in Burghausen erwischt
„Als Beute fielen ihnen Lederbekleidung im Wert von rund 700 Mark und Bargeld aus einer Kassette in Höhe von 1000 Mark in die Hände“, so der Bericht, „Gegen 9 Uhr konnte der Geschäftsinhaber seine Handfessel an einer scharfen Eisenkante lösen, mit einem zweiten Schlüssel die Tür öffnen und die Polizei rufen. Die bisherigen Ermittlungen haben ergeben, daß einer der Täter der Polizei bekannt ist. Es handelt sich um den 19- jährigen Roman F. aus München. Seine Komplizen dagegen sind noch unbekannt. Es besteht die Möglichkeit, daß sie für mehrere ähnliche Uberfälle in jüngster Zeit in Frage kommen.“
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„Bereits am Donnerstagnachmittag waren die drei Jugendlichen in dem Waldkraiburger Geschäft erschienen, hatten sich Lederbekleidung ausgesucht und zurücklegen lassen, da sie angeblich nicht genügend Geld bei sich hatten. Zu dieser Zeit hatte reger Kundenverkehr im Geschäft geherrscht“, schließt der Bericht an jenem Tag. Schon zwei Tage später, am Montag dann aber konnte Entwarnung gegeben werden: „Räubertrio aus dem Bett geholt“, heißt es am Montag, den 14. Oktober.
Zufällig in Burghausen gelandet
„Das Räuber-Trio von Waldkraiburg sitzt hinter Schloß und Riegel. 36 Stunden nach ihrem Coup in einem Textilgeschäft konnten die drei Gangster von der Mühldorfer Kriminalpolizei in einem Hotel in Burghausen aus den Betten geholt werden. Mit der geplanten Flucht über die österreichische Grenze wurde nichts mehr“, heißt es in diesem Artikel, „Das Mühldorfer Gefängnis ist zunächst Aufenthaltsort des Trios, das sich aus den drei Münchnern Dieter Z. (22), Roman S. (19) und Volker L. (16) zusammensetzt.“
„Eine großangelegte Fahndungsaktion, bei der auch Hubschrauber und Hunde eingesetzt worden waren, blieb am Freitag ohne Erfolg. Wie inzwischen die Mühldorfer Kriminalpolizei rekonstruierte, zogen sich die drei Räuber nach der Tat in ein Waldstück zurück. Im Schutz der Bäume kleideten sie sich um, wobei sie die gestohlene Ware aus dem Waldkraiburger Textilgeschäft benutzten. Daraufhin ließen sie sich mit einem Taxi nach Mühldorf fahren. Dort setzten sie sich am Bahnhof in den nächsten Zug, der zufällig nach Burghausen fuhr“, schließt der Bericht. Danach verliert sich ihre Spur, dazu wann und wie sie sich vor Gericht verantworten mussten, lässt sich leider nicht mehr klären. (hs)