Thema im Stadtrat von Neuötting
Eiben-„Totalrodung“ auf Areal für neue Kita: Übertrieben oder nötige Beseitigung von Giftpflanze?
War die Fällung mehrerer Eiben auf dem Gelände für den Kita-Neubau am Faltermaierweg in Neuötting die nötige Beseitigung von Giftpflanzen oder eine übertriebene Maßnahem? Darum drehte sich eine Diskussion in der jüngsten Sitzung des Stadtrats.
Neuötting - „Warum wurde auf dem Gelände für den Kita-Neubau am Faltermaierweg eine Totalrodung durchgeführt? Eiben sind zwar giftig, aber ich wüsste nicht, das sich hierzulande schon jemals ein Kind durch so einen Baum vergiftet hat“, beklagte Monika Pfriender, Stellvertretende Fraktionssprecherin der Grünen-Fraktion im Stadtrat von Neuötting. „Dem mag so sein, aber ich will nicht dafür verantwortlich sein, wenn es dann doch einmal so weit kommt!“, stellte Neuöttings Bürgermeister Peter Haugeneder (SPD) klar.
Auch von weiteren Grünen-Stadträten kam Protest. „Wir hatten das doch extra mit dem Planer besprochen und es extra zu einem Anliegen gemacht, dass die Bepflanzung möglichst so bleibt, wie sie war und es gerade zu keiner solchen Totalrodung kommt!“, beharrte Pfriender und hakte nach: „Und was ist mit anderen Pflanzen?“ - „Soweit ich weiß, wurde es soweit wie nötig freigemacht. Wie gesagt bin ich der Meinung, dass Pflanzen die auf einer Liste als für eine Kita nicht geeignet geführt werden, dort nicht belassen werden sollten.“ Dafür gab es wiederum Zuspruch von anderen Stadträten.
Eiben-„Totalrodung“ auf Areal für neue Kita: Übertrieben oder nötige Beseitigung von Giftpflanze?
Eiben sind zwar als pflegeleichte immergrüne Sträucher und Bäume sehr beliebt, aber eigentlich sind sie keine so angenehmen Zeitgenossen: Die Blätter und Samen, die im Herbst von einer roten Fruchthülle umgeben sind, sind bei Kontakt sehr giftig. Und von etwa Ende Februar bis Mitte April fliegen je nach Temperaturen und Region ihre Pollen, die an den männlichen Pflanzen sitzen.
2021 warnte beispielsweise eine Anwohnerhin vor einer Gefahr für Kinder auf einem Spielplatz in Kassel, wie unser Partnerportal HNA.de berichtete. „Die Situation ist dem Umwelt- und Gartenamt bekannt“, erklärte die Stadt gegenüber dem Portal. Die Eibe gehöre nicht zu den stark phototoxischen Pflanzen, deren Verwendung auf Spielplätzen unzulässig sei. „Da die Bäume sich außerhalb des Spielbereichs und insbesondere eines Kleinkinderspielbereichs befinden, sind sie an ihrem Standort zu tolerieren.“ DIN-Normen für Spielplätze unterstützten diese Entscheidung. In Essen wiederum war die Fällung einer Alten Eibe auf einem Kita-Gelände umstritten, wie die WAZ berichtete.
Zwei Quellen als Entscheidungsgrundlage
Es gibt zwei Quellen, an denen sich die Verantwortlichen dabei orientieren können: Zum einen die DIN 18034-1 „Spielplätze und Freiräume zum Spielen - Anforderungen für Planung, Bau und Betrieb“ des DIN-Verbraucherrats. Diese führt allerdings Eiben nicht auf. Daneben gibt es aber noch die „Liste besonders giftiger Gartenpflanzen und einheimischer Pflanzen in der freien Natur“ des Bundesinstituts für Risikobewertung. Dort taucht sie auf und das Bundesinstitut für Risikobewertung mahnt: „. Diese Pflanzen sollten nicht an Plätzen angepflanzt werden, die Kindern als Aufenthaltsund Spielort dienen.“
„Wir können jetzt stundenlang über die Richtigkeit dieses Vorgehens streiten“, erklärte Bürgermeister Haugeneder schließlich in der Stadtratssitung sichtlich entnervt. „Aber auch wenn sie jetzt sagen, dass da kein Risiko besteht, ich würde das hinterher keinen Eltern erklären müssen, wenn doch etwas passiert! Wir haben da einen schönen, neuen Kindergarten ideal geplant und werden ihn bald auch bekommen!“ Der Vorwurf, es seien unnötig auch ungiftige Buchen gefällt worden, wies die Stadtverwaltung zurück. „Es wurde gefällt, was entweder Teil des Eibensaums war oder wo es für den Bau nötig ist.“
Projekt 2023 auf den Weg gebracht
Das Projekt war erst im vergangenen Jahr auf den Weg gebracht worden. Denn auch in Neuötting steigt der Bedarf an Betreuungsplätzen stetig. Im Mai waren die Pläne dann einstimmig gebilligt worden. Dem vom Architekten Achim Kammerer vorgestellten Plan zufolge wird das Gebäude am Faltermaierweg in Ost-West-Richtung erbaut. Das Erdgeschoss, in dem die Krippe ihren Platz haben wird, ist im Eingangsbereich zurückgesetzt, sodass der Bereich praktisch überdacht ist. Ebenso sollen durch weitläufige Balkone auf der Süd- und Westseite wettergeschützte Freiflächen entstehen.
Südlich des neuen KiTa-Gebäudes gibt es eine Dreiteilung in Kindergarten-, Krippen- und Essbereich. Besonders erfreut war die Planerin in der Sitzung damals darüber, dass der Baumbestand mehrheitlich erhalten bleiben würde: nur 16 der 35 Bäume auf dem Grundstück müssten gefällt werden. Zusätzlich sollten rund 40 neue Bäume gepflanzt werden.
hs

