Nachgefragt vor Ort
Weniger Pilger auf dem Weg nach Altötting: Ein Problem für die Gastwirtschaft?
Seit der Corona-Pandemie ist die Zahl der Pilger nach Altötting zurückgegangen. Wir haben uns vor Ort erkundigt: Was bedeutet das für die Gastwirtschaft?
Altötting - „Spätestens nach Hape Kerkelings Bestseller ‚Ich bin dann mal weg‘ hat der Pilgertourismus in Deutschland eine Boom-Phase erlebt, die durch Corona ein jähes Ende gefunden hat. Auch wenn die Pilgerzahlen heute noch nicht auf dem Stand von vor Corona sind, so gibt es doch immer mehr Menschen, die sich Gedanken über sich und über ihr Leben machen. Daher schätze ich, dass die Nachfragezahlen wieder ansteigen werden, würde aber als Hotelier weitere Zielgruppen im Auge haben, die sich nicht gegenseitig konterkarieren“, meint Dr. Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga.
Auch wenn es in vielem gut läuft, so ist beispielsweise für das „Hotel Zur Post“ in Altötting, unter anderem, auch der Rückgang der Zahl an Pilger in der Wallfahrtsstadt ein Problem. Auch von anderen Betrieben aus dem Landkreis Altötting erreichten unsere Redaktion schon Hinweise, dass dies derzeit ein Problem der Branche in der Region sei.
„Natürlich haben sich die Pilgerzahlen geändert, denn: Ein Teil der religiösen Bevölkerung fährt nicht nach Altötting, sondern nach Mekka“, meint Gerhard Plankl, Inhaber des Hotel Plankl, des Hotel König Ludwig und des Hotel Bavaria Lifestyle. „Durch die hohe Mehrwehrtsteuer und weitere Steuern, Bürokratie-Kosten und so weiter, können sich viele Leute einfach keinen Urlaub in Bayern mehr leisten. Hier haben die Grünen und SPD eindeutig gegen die eigenen Interessen gestimmt. Die Steuer-Erträge sind durch die Erhöhung insgesamt gesunken, oder ins Ausland verlagert worden.“
Weniger Pilger auf dem Weg nach Altötting: Ein Problem für die Gastwirtschaft?
„Eine Woche Flug-Gruppenreise ‚auf den Spuren der Apostel durch die heutige Türkei‘ finden Sie in den Reisekatalogen billiger, als eine Woche Pilger-Reise durch Deutschland. Daher entscheiden sich Investoren, Fachleute und so weiter für Projekte in Flughafen-Nähe. Mit diesem Angebot wird natürlich Kaufkraft abgeschöpft. Sowohl von der Projektierung und Bauphase, als auch von der späteren Kundschaft“, fährt Plankl fort, „Obwohl die traditionellen Hotels und Gasthöfe in Altötting wesentlich geschrumpft sind, ist das nicht ein Zeichen für weniger religiöses Interesse, sondern ein Indikator, dass die Rahmenbedingungen für Wertschöpfung in der Branche nicht mehr vorhanden sind.“
„Beispielsweise sind an der Autobahn Billig-Hotels entstanden. Der Betrieb erfolgt komplett ohne Personal. Die jeweiligen Gemeinden haben sich über die Investoren anfangs gefreut, bis klar wurde, das die Erträge, Gewerbesteuern, Wertschöpfung und so weiter am Stadort der jeweiligen Konzern-Zentrale landen“, fährt er fort aber weist zugleich darauf hin: „Trotzdem haben wir nach Corona viel investiert am Standort Altötting. Unser Hotel-Hallenbad mit 18 Meter-Becken, ist auch von unseren Pilgern gern genutzt. Wir haben eine Haus-Kapelle, der hl. Faustine geweiht. Mit 36 Saunen 12 Dampfbädern, Salzbädern und so weiter. im Hotel, sind wir für Business-Gäste und moderne Pilger attraktiv.
„Derzeit gestalten wir unseren Biergarten wieder neu. Er wird von Gästen als einer der Gemütlichsten bezeichnet. Unser Salatbüffet mit Produkten aus der heimischen Landwirtschaft ist von unseren Gästen als wertvoll anerkannt“, fährt er fort, „Jetzt kommt‘s: Altötting ist auf bestem Weg zu einem hochinteressanten geistigen Zentrum. Sie können in religiöse Wissenschaften eintauchen. Sie treffen hier die nettesten Gäste. Am letzten Samstag waren beispielsweise 5000, in Worten: fünftausend Pilger zu Fuß in Altötting. Pfingstsonntag und Montag, sind 20 Tausend Pilger in Altötting angemeldet. Wir haben auch Pfarrei-Gruppen welche seit Jahrzehnten zu uns kommen.“
hs
