Drei Jahre nach der Wiedereröffnung
Erfolgreiches Comeback, aber auch ein paar Wermutstropfen: So läuft‘s beim „Hotel Zur Post“
Knapp drei Jahre nach der Wiedereröffnung haben wir in Altöttings prestigereichem „Hotel zur Post“ vorbeigeschaut. Dabei haben wir erfahren, welches Angebot unerwartet besonders gut läuft, wie die diversen Gastro-Angebote angenommen werden, aber auch was es noch für Wermutstropfen gibt.
Altötting -„Erst zuletzt, am Tag der offenen Tür, haben wir hier Gäste durchgeführt, die erstaunt über unsere Tagungsräume waren – im Vergleich zu dem, was sie sonst gewohnt sind“, berichtet Klaudia Lingen-Seitz, die für die Öffentlichkeitsarbeit des Hotels Zur Post zuständig ist, „Wie hier ein traditionsreiches Ambiente mit modernster Veranstaltungstechnik und Ausstattung zusammentrifft, macht immer wieder Eindruck und unser Haus so besonders. Tagungen sind derzeit unser erfolgreichstes Angebot hier, die Leute schätzen es auch, dass sie hier die Räumlichkeiten dann quasi in einem Komplettpaket mit Verpflegung und Unterbringung im Hotel erhalten können.“
Impressionen aus dem „Hotel zur Post“ in Altötting




„Während Corona hat wohl kein Bereich innerhalb der Hotellerie so gelitten, wie jener der Tagungen. Zusätzlich zu den sehr harten Lockdown-Auflagen bestand die Befürchtung, dass dieses sogenannte MICE-Segment, das steht für Meetings, Incentives, Conventions, Exhibitions, auch im Nachgang zur Pandemie nicht mehr an die Erfolgszahlen von vor Corona anknüpfen könnte, da wir alle den Umgang mit und die Vorteile von Videokonferenzsystemen gelernt hatten“, berichtet Dr. Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga.
Ein erfolgreiches Comeback, gute Gastro aber auch ein paar Wermutstropfen: So läuft‘s beim „Hotel Zur Post“ in Altötting
„Es bestand die Befürchtung, dass viele Firmen künftig auf persönliche Treffen zugunsten virtueller Lösungen verzichten würden. Die Realität sieht aber anders aus: Mehr denn je werden Live-Tagungen geschätzt, der persönliche Austausch zwischen Geschäftsleuten gilt aktuell sogar als Trendthema. Und Deutschland belegt hierbei, was den MICE-Markt angeht, hinter den USA weltweit Platz zwei“, so Geppert weiter. „Wir sind noch nicht wieder auf dem Vor-Corona-Niveau, wie die gesamte Branche, aber die Entwicklung ist sehr gut“, so wiederum Lingen-Seitz vom „Hotel Zur Post“.
Fast drei Jahre ist es her, dass wir im Sommer 2021 vor der Wiedereröffnung des Betriebs hier zu Besuch waren. Damals glich das Haus einem Taubenschlag. Überall legten, wenige Tage vor dem offiziellen Termin, Handwerker und Mitarbeiter des Betriebsfür den letzten Schliff noch einmal Hand an. Inzwischen hat sich sichtlich ein ordentlicher Betrieb eingestellt. Im „Zuccalli“, der Café- und Weinbar, sitzen zahlreiche Gäste. An der Hotelrezeption wird ein- und ausgecheckt. Aus der Küche sausen immer wieder Mitarbeiter mit Speisen für die diversen gastronomischen Angebote im Haus.
700-jährige Geschichte
Das „Hotel Zur Post“, prominent gelegen am Kapellplatz in Altötting kann auf eine 700-jährige Geschichte zurückblicken. Es gilt als einer der ältesten gastronomischen Betriebe Bayerns. Lange hatte es den Status der Hoftaverne und war Rast-Station für Postkutschen auf der Strecke zwischen München und Wien. Nach einem Brand folgte im Jahr 1646 ein Neubau, der 1685–1688 vom berühmten italienischen Baumeister Enrico Zuccalli im Stil des italienischen Barocks umgestaltet wurde. Seit 1830 trägt das Haus den Namen „Gasthof zur Post“ und war seit 1976 Eigentum der Familie Tandler. Gerold Tandler, damals Generalsekretär der CSU, zwischenzeitlich unter anderem Bayerischer Staatsminister der Finanzen im Kabinett Streibl, hatte es erworben. Anfang Juni 2019 wurde dann bekannt, dass das Gebäude zwangsversteigert werden würde. Die Familie hatte zuvor 2007 den Gasthof „Scharnagl“ gekauft, womit eine finanzielle Durststrecke begann, diese gipfelte in Gerüchten und Spekulationen, dass der Ex-Finanzminister vor der Insolvenz stehe.
Erworben wurde das Hotel schließlich für über vier Millionen Euro von der VivaPlan Unternehmensgruppe aus Regensburg. Die Firma kommt eigentlich aus der Altenpflege und hatten viele Heime im Eigenbestand. Diese wurden jedoch verkauft und das Unternehmen konzertiert sich nun auf Projektentwicklung. Das erste Hotel-Projekt, das sie gekauft und zu einem 4-Sterne Haus umgebaut hatte, war das Hotel Centrale in Waldkraiburg, das allerdings verpachtet wurde. „Beim Hotel Zur Post war es uns sehr wichtig, dem Haus nicht einfach irgendein Hotel-Ketten-Konzept überzustülpen, sondern – im Gegenteil – aus dem, was das Gebäude und seine lange Tradition ausmacht, etwas zu machen“, betonte das Unternehmen damals.
Komplett umgebaut und saniert
Der komplette Innenbereich wurde umgebaut und saniert. Nun gibt es 75 Zimmer, darunter vier Junior-Suiten, kleine und große Doppel- und Einzelzimmer und eine eigene Pilger-Zimmer-Linie. Weiterhin gibt es noch ein vollständig barrierefreies Doppelzimmer (36 Quadratmeter) und die „Deluxe Junior Suite“ (45-46 Quadratmeter). Das Hotel bietet neben einem Frühstücksraum auch noch als Besonderheit eine „Smoking Lounge“, eine moderne Variation des Rauchersalons früherer Tage. Neben dem Übernachtungsbetrieb gibt es noch ein mehrteiliges Gastro-Konzept. Dieses besteht aus dem „Restaurant Kapellplatz“ für bis 48 Gäste, dem „Restaurant Kaminzimmer“ für bis zu 32 Gäste, dem „Restaurant Wintergarten“ für bis zu 21 Gäste, dem „Poststüberl“, welches als Veranstaltungsraum für bis zu 47 Gäste gemietet werden kann und zuletzt dem „Zuccalli - Café und Weinbar“. Letzteres ist eine Hommage an den Erbauer der „Post“.
„„Sehr zufrieden sind wir mit dem Zuccalli: Sowohl der Bar- als auch der Bistro-Betrieb mit Mittagskarte und unserem Kuchenangebot sind sehr beliebt“, so Lingen-Seitz. Das spiegelt sich auch in den überwiegend positiven Google-Rezensionen des Betriebs wieder. Dort loben Nutzer die stylische Ausstattung und das Angebot der Bar, eine der wenigen dieser Art in Altötting. „Sehr netter Service, gute Drinks, entspannte Atmosphäre und wunderschöner Blick auf den Kapellplatz - absolute Empfehlung“, schreibt etwa Lisa H.. „Beim übrigen Angebot sind wir derzeit damit beschäftigt, ein paar Anpassungen und Verbesserungen vorzunehmen“, erklärt Lingen-Seitz.
Vielfältige Veranstaltungen
Weiterhin würde man sich bemühen durch eine Vielzahl an Veranstaltungen, wie beispielweise Krimi-Dinner, dem Sonntagsbrunch und Zuccalli-Parties im Gespräch zu bleiben und parallel Partner-Angebote mit dem Tourismusverband auszubauen. „Vor kurzem hatten wir hier einen Tag der offenen Tür. Da rechneten wir mit, sagen wir mal 40 Besuchern“, erinnert sich Lingen-Seitz, „Dem Verbrauch der Fingerfoods nach berechnet waren es dann aber am Ende etwa 450!“ - „Viele Hotels können sich mehrere Gastrokonzepte gar nicht mehr leisten. Vor diesem Hintergrund ist das Konzept hier vorbildlich, weil ‚den Gast‘ gibt es nicht mehr.“
„Die Individualisierung von Gästewünschen ist derzeit stark im Kommen. Hier verschiedene Lösungen anzubieten, würde dazu beitragen, den bestehenden Hotelgast und seine Umsätze im Haus zu behalten und parallel dazu von außen zusätzliche Restaurantgäste ins Haus ziehen“, kommentiert wiederum Dehoga-.Landesgeschäftsführer Geppert, „Nur von einem Geschäftsbereich zu leben wird immer schwieriger. Viele Business-Hotels setzen derzeit auf Bleisure-Travel, das ist eine neue Wortschöpfung, die sich aus den englischen Begriffen Business und Leisure zusammensetzt. Darunter versteht man, dass der Gast seinen geschäftlich-bedingten Aufenthalt um weitere Nächte für private Zwecke verlängert. Hotelbetreiber müssen sich immer mehr von dem Gedanken ‚einer‘ Zielgruppe lösen und mit einem breit gefächertem Angebot jeden Gast ansprechen.“
Leider auch Wermutstropfen
Doch bei allen Dingen die offenbar gut laufen, gibt es doch auch Wermutstropfen. Der gerade erst Anfang des Jahres angetretene Hoteldirektor hat bereits wieder, aus persönlichen Gründen, seinen Abschied genommen. Das ist nun der fünfte Wechsel in der Führung des Hauses, nun wird Vivaplan-Geschäftsführer Thomas Weidlich erst einmal das Ruder übernehmen.Ein häufiger Wechsel in der Hotellerie ist nicht unbedingt außergewöhnlich, im Gegenteil: In der Tourismusbranche kann Erfahrung in möglichst vielen unterschiedlichen Betrieben sogar als positiv angesehen werden. Vor diesem Hintergrund kann ein häufiger Direktoren-Wechsel, ohne die speziellen Ursachen in dem Fall zu kennen, durchaus vorkommen“, kommentiert dies Dehoga-Landesgeschäftsführer Geppert.
Daneben ist der Betrieb noch von zwei anderen wesentlichen Problemen mit betroffen, welche auch andere Betriebe im Landkreis und bundesweit haben: Rückläufige Pilgerzahlen und Personalnot. Insgesamt aber sei die Entwicklung positiv, betont Lingen-Seitz abschließend. Wir werden in zwei weiteren Artikeln zu den Feldern der rückläufigen Pilgerzahlen und der Personalnot als Herausforderungen für die Branche nicht nur aber auch im Landkreis Altötting berichten.
hs

