Beim Bürgermeister nachgefragt
Plan B für gescheitertes Projekt: Reischach kämpft weiter für „bezahlbaren Wohnraum“
Mieten steigen, Baukosten gehen durch die Decke - das ist in vielen teilen Deutschlands bittere Realität. Nach Scheitern eines Wohnungsbauprojekts am alten Rathaus in Reischach muss auch hier eine Alternative her. Bürgermeister Alfred Stockner hat bereits einen Plan. Wir haben uns erkundigt, wie dieser aussieht.
Reischach - Es schien ein sinnvolles und gleichzeitig auch machbares Konzept zu sein. „Bei diesem Projekt wollte die Gemeinde zusammen mit der Kreiswohnbau Altötting circa 22 Wohnungen schaffen. Das Projekt sollte durch die Regierung von Oberbayern im Förderprogramm ‚Bezahlbarer Wohnraum‘ gefördert werden“, so fasst es Reischachs Bürgermeister Alfred Stockner im Innsalzach24-Interview zusammen.
Doch leider kam alles anders. Die Gründe dafür wirken allerdings durchaus nachvollziehbar: „Das Projekt konnte leider nicht realisiert werden, da die Anforderung für das Rahmenprogramm, die massiv gestiegenen Baukosten und die deutlich höheren Zinsen die Erreichung des Ziels ‚Schaffung von bezahlbarem Wohnraum‘ unmöglich machten“, so Stockner weiter. „Das finanzielle Risiko der Gemeinde wäre unter diesen Umständen zu groß gewesen.“
Gemeinde lässt nicht locker
„Aktuell prüfen wir, ob das Grundstück an einen regionalen Investor abgegeben wird. Dies würde das Grundstück jedoch nur bekommen, wenn er das Ziel der Gemeinde - die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum - unterstützt“, erklärt der Bürgermeister die weitere Strategie. „Es ist nach wie vor das Ziel der Gemeinde, für alle Generationen einen bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.“
Dennoch stehen diesem Ziel so einige Hürden im Weg. Allen voran die Kosten. Wie können diese gemindert werden? Alfred Stockner hat auch dazu eine Meinung: „Aus meiner Sicht ist dies nur durch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage zu erreichen.“ Wenn viele Menschen nach einer Wohnung suchen, aber nur wenige frei sind, dann steigt der Preis. „Des Weiteren müssen die Baukosten wieder auf eine ‚vernünftiges‘ Niveau gesenkt werden. Auch die Nachverdichtung im Ortsbereich wird bezahlbaren Wohnraum schaffen, da keine zusätzlichen Grundstückskosten anfallen, da die Grundstücke meist bereits im Besitz des Bauherrn sind.“ Mehr Wohnungen, Baukosten runter: Eine einfache Formel, die nicht leicht zu verwirklichen ist.
Info: Warum steigen Mieten und Baukosten?
Mieten: Die Mieten steigen hauptsächlich wegen des Missverhältnisses zwischen Angebot und Nachfrage. In vielen Städten gibt es nicht genug Wohnraum für die Anzahl der Menschen, die dort leben oder hinziehen möchten. Dies führt zu einem Wettbewerb um vorhandene Wohnungen, wodurch die Mieten steigen. Hinzu kommen steigende Immobilienpreise, höhere Betriebskosten und, in manchen Regionen, Spekulationen am Immobilienmarkt, die ebenfalls zur Erhöhung der Mietpreise beitragen.
Baukosten: Baukosten klettern aus mehreren Gründen nach oben. Materialpreise steigen durch globale Wirtschaftsentwicklungen, Handelskonflikte und Schwankungen an Rohstoffmärkten. Arbeitskosten erhöhen sich durch Fachkräftemangel und steigende Löhne im Baugewerbe. Zudem sorgen strengere Umwelt- und Energiestandards für zusätzliche Investitionen in moderne Bautechniken und -materialien. All diese Faktoren führen zu höheren Kosten beim Bau von neuen Wohnungen und Häusern.
(Diese Infobox wurde mit Hilfe einer KI erstellt und vom Redakteur korrekturgelesen.)
Die Regierung in der Pflicht?
Der Markt reguliert sich selbst - eine Maxime, die noch nicht so recht zu greifen vermag. Und so sieht Stockner hier auch die Obrigkeit in der Pflicht. „Aus meiner Sicht müsste der Staat die Förderung für bezahlbaren Wohnraum erhöhen und die Möglichkeit schaffen, dass die Gemeinde dies ohne die Erhöhung seiner Pro-Kopf-Verschuldung realisieren kann.“
Damit äußert der engagierte Bürgermeister ähnliche Gedanken, wie sie der Deutsche Mieterbund auf seiner Website ausdrückt: „Es sei dringend notwendig, dieses Geld als ‚Ad-hoc-Förderung des Staates für den Wohnungsneubau‘ bereitzustellen. Außerdem müsse deutlich einfacher gebaut werden. Fazit: Keine überzogenen Standards und deutlich mehr Förderung – nur so schaffe Deutschland den Weg aus der Wohnungsbau-Krise“, so wird dort das „Verbändebündnis Wohnungsbau“ zitiert.
ar