Masterplan vorgelegt
„Die Leute brennen für dieses Thema“: So will Haag seine Ortsmitte aufwerten
Die neuen Pläne für den Masterplan Haag wurden mit Spannung erwartet – und auch hitzige Diskussionen dazu. Wie sich der Gemeinderat entschieden hat und wie es weiter geht mit der Ortsentwicklung im Zentrum.
Haag – Lange und hitzig wurde über den Masterplan zur Haager Ortsentwicklung schon gestritten – nicht aber in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Nachdem Rainer Heinz vom gleichnamigen Architekturbüro das ausgearbeitete Konzept (siehe Kasten) – unter anderem mit Ideen zur Hauptstraße, zum Markt- und Bräuhausplatz und Löwenbrunnen – vorgestellt hatte, erläuterte Nicola Kipp, Städteplanerin und zuständige Referentin der Regierung Oberbayern für die Landkreise Mühldorf und Erding, die weitere Vorgehensweise.
„Der Masterplan – so wie er jetzt vorliegt – ist förderfähig. Das Leistungsbild ist erfüllt. Meine Empfehlung wäre, ihn so zu beschließen“, richtete sie sich ans Gremium. „Aus dem Entwurf ist zu entnehmen, dass vor allem die Verkehrsverbesserung der Hauptstraße, der Münchner, Wasserburger und Mühldorfer Straße Priorität hat“, sagte sie. Als Zwischenschritt müsse Haag schauen, ob alles „komplett auf Stand“ sei. „Es ist eine sehr komplexe Planungsaufgabe, die aber in diesem Konzept nicht detailliert ausgearbeitet wird. Hier ist noch viel Spielraum“, so der Eindruck der Expertin.
Sie empfahl dem Gremium einen städtebaulichen Wettbewerb, bei dem „mindestens zehn Planungsbüros“ teilnehmen sollten. „Nach einer rund dreimonatigen Bearbeitungszeit wählt die Jury – bestehend aus mir selbst, Verkehrs- und Städteplanern, der Bürgermeisterin sowie Sach- und Fachkreisrichtern – den besten Entwurf für Haag aus“, so Kipp. Ein weiterer, wichtiger Punkt: Die Auswahl der Büros müsse vom Gemeinderat abgesegnet werden. Zudem riet die Expertin, den Umgriff des Konzepts zu berücksichtigen, „also nicht nur die Straßen miteinbeziehen, sondern auch angrenzende Bereiche.“ Durch dieses Vorgehen würde die Kommune laut Kipp viel Zeit einsparen. „Die Grundlagen und die Vorplanung liegen dann schon vor. Dann dauert es auch nicht mehr lange bis zur Umsetzung.“
„Unklarheiten ausgeräumt“
Wolfgang Obermaier (FWG) fragte nach, wie lange es bis zur Realisierung dauern würde, was Kipp mit „rund neun Monate sind realistisch“, beantwortete. Obermaiers Parteikollege, Egon Barlag, wollte wissen, wie hoch der Regelfördersatz ausfalle. „Er liegt bei 60 Prozent für die Regierung Oberbayern, 40 Prozent muss die Kommune stemmen“, erklärte Kipp.
Dr. Florian Haas (PWG) zeigte sich von den Ausführungen der Expertin überzeugt. „Wir haben heute ein differenziertes Bild vom Masterplan erhalten und die Unklarheiten sind ausgeräumt“, sagte er. Aber die vorherigen Diskussionen seien dennoch notwendig gewesen, „denn die Leute brennen für dieses Thema“. Er erkundigte sich, ob in der Jury eventuell Bürger, Mitglieder von „Haag aktiv“ oder vom Gemeinderat, aufgenommen werden könnten. Kipp entgegnete, dass dies möglich sei, aber nur, wenn die gleiche Qualifikation bestehe wie bei den restlichen Juroren, also den Verkehrs- und Städteplanern. Zudem dürften Gemeinderatsmitglieder, die bei diesem Komitee dabei wären, nicht mehr mit abstimmen.
Auch Siegfried Maier (SPD) plädierte dafür, das Konzept abzusegnen. „Der Straßenbelag in der Hauptstraße bröckelt, die Leitungen müssen gemacht werden, eventuell wird ein Fernwärmenetz verlegt. Zeit und Geld sitzen uns im Nacken. Wenn es in neun Monaten losgehen kann, ist das ideal“, fand er. Dem stimmte Bürgermeisterin Sissi Schätz (SPD) zu: „Es ist allen Bürgern und Gemeinderäten wichtig, dass es weiter vorangeht. Keiner will, dass der Masterplan in der Schublade verschwindet.“
Priorisierung der Vorhaben
Klaus Breitreiner (CSU) befand die vorgeschlagene Vorgehensweise ebenfalls für „richtig“. „Manche Vorhaben sind für mich selbsterklärend, wie die Hauptstraße, der Bräuhausplatz oder der Löwenbrunnen. Wie können wir diese priorisieren?“, richtete er sich an Kipp. Diese plädierte dafür, den städtebaulichen Wettbewerb auszuschreiben und nicht „Teile abzuschneiden“, die berücksichtigt werden sollten. „Die Feinabstimmung können wir heute nicht lösen“, erklärte sie. Stefan Högenauer (CSU) meinte, dass Kipps Ausführungen „Schärfe aus dem Thema“ nehmen würden. „Es wird zum ersten Mal klar: Was leistet der Masterplan – und was nicht“, betonte er. „So kommen wir zu einem Konzept, das etwas taugt. Heute können wir die Rahmenbedingungen abstecken. Es ist ersichtlich, wo wir stehen und was noch zu tun ist“, fand Högenauer.
Masterplan nur Grundlage
Eva Rehbein (SPD) freute sich, dass die Unklarheiten beseitigt worden seien. „Aber: Wir haben von Anfang an gesagt, dass der Masterplan nur als Grundlage dient. Er beinhaltet keine Details“, erinnerte Rehbein. Sie plädierte außerdem dafür, den Beschlussvorschlag der CSU anders zu formulieren, damit – wie von der Expertin vorgeschlagen – der Umgriff des Planungsgebiets nicht von vornherein eingeschränkt werde. Die CSU zeigte sich damit einverstanden.
Das Gremium billigte den Masterplan mit 15:1 Stimmen als Grundlage für die nächsten Schritte sowie für die Anpassung bestehender Planungen zur Sanierung der Ortsmitte. Die weitere Vorgehensweise erfolgt in Abstimmung mit der Städtebauförderung der Regierung Oberbayern. Wie von der CSU gewünscht, wird die Sanierung der Hauptstraße priorisiert.
Der Masterplan für Haag
Rainer Heinz vom gleichnamigen Architekturbüro stellte in der jüngsten Sitzung des Haager Gemeinderats den überarbeiteten Masterplan vor. Er sieht folgende Planungen für die verschiedenen Bereiche in der Marktgemeinde vor:
Bräuhausplatz: Umgestaltung zu einem multifunktionalen Platz für Veranstaltungen und Treffen. Schaffung von Kurzparkplätzen und einer flexiblen Fläche für Märkte und Feste sowie Bepflanzung mit Bäumen.
Hauptstraße: Entschleunigung des Verkehrs sowie eine attraktive Gestaltung der Geschäfte durch ansprechende Möblierung und Auslagen der Gewerbetreibenden.
Löwenbrunnen: Verwandlung in einen zentralen Treffpunkt mit großzügiger Grünfläche. Schaffung von Sitzmöglichkeiten und Spielbereichen für Kinder. Integration des Bauernmarktes und eines Cafés. Eine „Furt“ für Fahrzeuge zum Marktplatz.
Mühldorfer Straße: Aufwertung des Straßenbildes, unter anderem durch mehr Grün und einen Freisitz um die Parkplatzecke. Ermöglichung von Haltemöglichkeiten vor Geschäften.
An der Route: Zentraler Großparkplatz für Besucher und Anwohner. Hier soll die Erreichbarkeit verbessert werden.
Wasserburger Straße: Stärkung des Wohnumfelds durch zusätzliche Bepflanzung und Schaffung von Parkmöglichkeiten in den Seitenbereichen.
Marktplatz West/Ost: Zehentstadel als Frequenzfunktion, Planung einer Furt zur Burg und zum Freisitz. Umgestaltung als Repräsentations- und Verweilort mit Grüninseln als Aufenthaltsflächen.
Schloss und Schlossturm: Gilt als Besuchs- und Identifikationsort. Neugestaltung des Vorplatzes mit Aufgang zur Burg.
Heinz empfiehlt kurzfristig den Umbau der Kreuzung Mühldorfer/Wasserburger Straße, die Neugestaltung der Hauptstraße und des Löwenbrunnens sowie die Umgestaltung des Bräuhausplatzes. Außerdem sieht er „großes Potenzial“ in der Aufwertung der Wasserburger Straße.
Mittelfristig soll die Neugestaltung des Marktplatzes, die Aufwertung des Schlossbereichs und die Erweiterung der Parkplätze „An der Route“ auf der Agenda stehen. Wünschenswert wäre zudem die Umgestaltung des Kirchplatzes und der Kirchdorfer Straße.