Neues Konzept vorgestellt
„Große Begeisterung bleibt aus“: Grafenstock umbauen? So sehen Pläne für Haager Burg aus
Der Grafenstock der Haager Burg wird zurzeit nicht genutzt. Das soll sich möglichst bald ändern. Der Gemeinderat hat über die verschiedenen Möglichkeiten diskutiert. Was dort entstehen soll.
Haag – In der jüngsten Sitzung des Haager Gemeinderats hat das Gremium über die mögliche Umnutzung des Grafenstocks und den Wasserwerk-Hochbehälter diskutiert. Zu diesem Tagesordnungspunkt waren Architekt Frank Hölldobler vom Büro Kayser, Böttges, Barthel & Maus und Bernd Achterling vom gleichnamigen Ingenieurbüro anwesend, um die Machbarkeitsstudie vorzustellen.
Der Vorschlag: Im vom Wasserwerk nicht mehr genutzten Gebäude soll eine WC-Anlage entstehen und im Grafenstock ein Mehrzweckraum beziehungsweise ein Büro. Stefan Högenauer (CSU), der als Zweiter Bürgermeister die Sitzung in Vertretung für Rathauschefin Sissi Schätz leitete, erklärte, dass es sich um das Wasserwerk handle, das sich am Spielplatz beim Hofgarten befinde. Dort liege unter einem Hügel die vergrabene Zisterne.
Hölldobler erklärte, dass es sich dabei um „ein Bodendenkmal“ handeln würde, das zum Ensembleschutz der Burg Haag gehöre. Im weiteren Verlauf des Projekts müsse daher eine enge Abstimmung mit der zuständigen Denkmalbehörde erfolgen, um sicherzustellen, dass alle Umbaumaßnahmen den Vorgaben entsprechen würden. Zudem stelle der Baumbestand auf dem Gelände ein naturschutzrechtlich relevantes Thema dar, das in den Planungen berücksichtigt werden müsse, betonte der Architekt.
Das Gebäude selbst befinde sich in einem „ziemlich guten Zustand“, wie eine vor Ort durchgeführte Begutachtung gezeigt habe. Im Dachwerk sei zwar von einem gewissen Schädigungsgrad auszugehen, der den insgesamt guten Zustand des Gebäudes aber nicht wesentlich beeinträchtige. Hölldobler schlug vor, eine Innenwand zu entfernen, um Raum für die geplante Nutzung zu schaffen. Die WC-Anlage im ehemaligen Wasserwerk soll über zwei Zugänge erschlossen werden, um den Raum möglichst „licht und luftig“ zu gestalten. Oberlichter seien ein mögliches, optionales Element zur natürlichen Belichtung.
Weiter sei geplant, den vorhandenen Wassertank in zwei Bereiche zu unterteilen. Dabei würden ein barrierefreies, geschlechterneutrales WC mit Wickelkommode eingerichtet und ein Bereich für weitere Toiletten. Die Bedarfsermittlung für eine Kapazität von 350 Personen sehe gemäß der Versammlungsstättenverordnung Folgendes vor: für Damen sechs WC-Kabinen, für Herren zwei WC-Kabinen und fünf Urinale, eine barrierefreie Toilette und je ein Vorraum mit Wickeltisch, erklärte Hölldobler. Das barrierefreie WC soll stets geöffnet sein, der zweite Bereich könne bei größeren Veranstaltungen, wie Konzerten oder Aufführungen, geöffnet werden, empfahl er.
Ganzjährig heizen
Achterling erläuterte, dass die Bauphysik des Wasserwerks „ein bisschen“ korrigiert werden müsse. Zudem plädiere er dafür, eine „ganz kleine Wärmepumpe zu installieren“, um das Gebäude das ganze Jahr auf einem niedrigen Temperaturlevel zu heizen. Das sei nötig, um Schäden durch Feuchtigkeit entgegenzuwirken. Das Aggregat könne außerhalb, beispielsweise hinter Sträuchern, versteckt werden. Für die immer geöffnete Toilette würde er „reines Kaltwasser“ vorschlagen, für die weiteren WCs ein Anschluss mit Warmwasser, so der Ingenieur.
Für den Grafenstock – früher befanden sich hier die gräflichen Räumlichkeiten – sei die Nutzung als Mehrzweckraum beziehungsweise als Büro angedacht. Je nach Veranstaltung und Bedarf könne der Grafenstock auch als Lager, Kassenhäuschen oder Getränkeausgabe dienen, schlug Hölldobler vor. Weiter empfahl er, die ehemalige Fensteröffnung als Durchreiche zu reaktivieren. Ein Zugang zum Gebäude durch eine Treppe sei ebenfalls möglich. Diese habe es vormals schon gegeben und könne somit ebenfalls wieder ins Leben gerufen werden, meinte der Architekt. Für die gesamten Maßnahmen habe das Ingenieurbüro rund 550.000 Euro veranschlagt.
Klaus Breitreiner (CSU) fand den Ansatz der beiden Experten sehr interessant. Er hatte allerdings einige Kritikpunkte. „Das Wasserwerk liegt sehr abseits, das ist bei einer Steigung von zwölf Prozent auch wegen der Barrierefreiheit bedenklich. Ich habe mir den Grafenstock angesehen. Ich denke, es ist möglich, dort die Toiletten unterzubringen, inklusive Putzraum. Ein WC für Menschen mit Behinderung könnte im Erdgeschoss installiert werden“, so Breitreiner. „Zweitens: In unserer Finanzplanung gibt es bereits zahlreiche Posten, die wir angehen wollen. Der Umbau ist ein zusätzlicher Kostenfaktor“, trug er seine Bedenken vor.
„Nicht zeitgemäß“
Dem schloss sich Hermann Jäger (PWG) an: „Der Klowagen, der bisher bei den Veranstaltungen immer zur Verfügung stand, reicht völlig aus“, fand er. Andreas Sax (CSU) bemängelte ebenfalls, dass das Wasserwerk „zu weit weg und zu steil“ sei. Außerdem finde er es „nicht zeitgemäß“, das Gebäude das ganze Jahr hindurch zu beheizen.
Michael Haas (CSU) wünschte sich mehrere Alternativen zur Auswahl, „sonst ist es hopp oder top“, verdeutlichte er. Er fand ebenfalls, dass sich das Wasserwerk zu „weitab vom Schuss“ befinde und warf noch ein weiteres Argument dagegen ein: „Für die Umnutzung müssten wir ja den kompletten Spielplatz am Hofgarten umbauen, inklusive des Wurzelwerks der Bäume. Davon lebt ja die Spielstätte. Sie ist bei den Kids sehr beliebt. Die wären uns bitterböse, wenn wir den Platz umbauen“, verdeutlichte er.
Hölldobler meinte, dass dafür „sicherlich ein Mittelweg“ gefunden werden könnte, auch mithilfe eines Baumschutzbeauftragten. Breitreiners Idee, die Toiletten im Grafenstock zu installieren, bestätigte er. „Das ist möglich. Es ist Abwägungssache“, sagte er. Weiter erklärte Michael Haas, dass die Nutzung der Schloss-Anlage sowieso auf sechs Monate beschränkt sei. Das bestätigte Bauamtsleiter Andreas Grundner: „Es gibt keinen Winterdienst, keinen Schneefang auf dem Dach und die Granitplatten sind oft eisig. Deswegen ist die ganzjährige Nutzung nicht möglich“, sagte er.
Überarbeitung der Studie
Egon Barlag (FWG) schlug vor, die Abstimmung aufgrund der angesprochenen Probleme noch einmal zu verschieben. „Ich sehe hier noch einiges an Beratungsbedarf.“ Högenauer fasste letztendlich zusammen: „Die große Begeisterung für den Umbau des Wasserwerks bleibt aus“, sagte er. „Klaus Breitreiner hat sich Skizzen gemacht, die wir dem Ingenieurbüro zur Überarbeitung der Machbarkeitsstudie an die Hand geben. Dabei soll überprüft werden, ob die WC-Anlagen im Grafenstock installiert werden können. Außerdem soll eine zeitlich eingeschränkte Variante entworfen werden“, so der Zweite Bürgermeister. Des Weiteren schlug er eine Ortsbegehung vor, damit sich das Gremium ein Bild machen könne. Der Gemeinderat stimmte unisono dafür.


