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Wann geht‘s los mit dem Ausbau?

Viel heiße Luft um nichts? Haager Räte fetzen sich um Zehentstadel - und sein „Goldstück“

Goldstück des Haager Zehentstadels
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So könnte es künftig aussehen, das „Goldstück“ des Integrationscafés im Haager Zehentstadel.

Seit Jahren zieht sich das Bauprojekt Zehentstadel - und die Frage ist: Wann wird es endlich konkret? Geduldig stellten die Architekten Details und Visualisierungen in der Haager Gemeinderatssitzung für die weitere Planung vor - doch der Marktgemeinderat schien sich im Kreis zu drehen.

Haag - Bürgerzentrum, Bibliothek und Integrationscafé: Den baufälligen Räumlichkeiten im Zehentstadel im Herzen Haags soll neues Leben und Glanz eingehaucht werden. Doch wann - und was genau?

Ein Bauprojekt, viele Meinungen

Die Räte waren sich in der Sitzung am Dienstagabend des 8. Aprils in mehr als nur einem Punkt uneins - egal ob es sich um die Innenplanung des Integrationscafés handelte oder um Parkmöglichkeiten, die Feuerwehrzufahrt entlang des Gebäudes, die Bestuhlung im Außenbereich sowie einzelnen Baumpflanzungen, die aufgrund verlegter Leitungen nur kostspielig realisierbar wären. Meinungsverschiedenheiten gab es auch bei der Wegführung für Rollstuhlfahrer.

Hier war sich Bürgermeisterin Sissi Schätz (SPD) jedoch sicher, dass der künftige Betreiber des Integrationscafés, Markus Lutz, diesen Gesichtspunkt sicherlich berücksichtigen werde. Schließlich soll ein soziales und kulturelles Zentrum im Herzen von Haag, im wahrsten Sinne des Wortes ein „Goldstück“ im Ort, entstehen.

Noch handelt es sich um eine Baustelle: Wann wird es konkret mit dem Ausbau des Haager Zehentstadels?

Am Stichwort „Goldstück“ schieden sich allerdings die Geister. Das passe ja nun wirklich nicht nach Haag, hier fehle eindeutig der Bezug zum Ort. Eine andere Meinung widerum ließ verlauten, dass der Bezug sehr wohl vorhanden sei, alleine wegen des berühmtesten Haagers Graf Ladislaus, der seinerzeit gewiss das ein oder andere Goldstück nach Hause gebracht habe.

Ein weiterer Aspekt, der mehrheitlich sauer aufstieß: Die Form des „Goldstücks“ missfiel, es wirke „bullig“ und „wuchtig“, nehme Platz weg und beschneide die Raumtiefe. Darüber hinaus sei das Sichtfeld für Mitarbeiter, die in dieser Hülle hinter der Theke stehen, mehr als beschränkt.

Hier wünschten sich viele Ratsmitglieder mehr Sichtfreiheit für die Menschen, die dort arbeiten werden, damit sie die Gäste auch ausreichend sehen können, wenn sie im Café etwas bestellen möchten.

Der Eingangsbereich könnte mit einer Durchreiche versehen werden und auch als Ausgabestelle für Getränke „to go“ dienen (Bild unten). Im Inneren des Integrationscafés ist eine mobile Trennwand einziehbar und bietet mehr Flexibilität (Bild oben).

Frieder Lohmann und Anna Kragler vom Architektenbüro Rieger Lohmann aus Dorfen stellten die geschätzten Kosten für den Ausbau des Integrationscafés mit der Variante „Goldstück“ vor: Summa summarum landet die Gemeinde als Bauherr bei circa 3,3 Millionen Euro.

On top kommt die Küche, die mittels Planungskonzept an die umgebauten Räumlichkeiten individuell angepasst wird. Ähnlich verhält es sich mit der Möblierung.

Schätz unterstrich in der Sitzung, dass man wirklich heuer mit den Arbeiten beginnen sollte - alleine schon ob der Fördersumme, die für die Marktgemeinde reserviert sei. Bis zu 80 Prozent der Baukosten werden gefördert. Sie bat eindringlich darum, die bereits gebilligten Entwurfsplanungen voranzutreiben und nicht wieder wegen Zerwürfnissen bei „Adam und Eva“ anzufangen.

Angesichts der Streitereien und Differenzen aber schien eine Einigung kompliziert. Die Ratsmitglieder hingen sich teilweise an Detailplanungen auf oder drehten sich mit ihren Argumenten im Kreis.

Es wurden Vergleiche zu den Endlos-Bauprojekten „Stuttgart21“ oder dem Berliner Flughafen gezogen - und gar von einer ausgewachsenen „Wirtshausdiskussion“ war die Rede. Auch Sticheleien in Bezug auf die jüngst wegen fehlender Teilnahme der Fraktionsmitglieder der Haager CSU und PWG geplatzte Ratssitzung kamen nicht zu kurz.

Zwei Tagesordnungspunkte, drei Stunden Diskussion

Bürgermeisterin Schätz war sichtlich bemüht, die Contenance zu wahren und für Ruhe im Saal zu sorgen. „Wir reden hier von geringfügigen Änderungen, über die wir abstimmen. Die Planung steht bereits seit Monaten und es wurde in der Vergangenheit jeweils im Gemeinderat demokratisch abgestimmt“, betonte sie und verwies auf das seit mittlerweile vier Jahren laufende Bauprojekt.

Die Bürgermeisterin bat nach insgesamt knackigen drei Stunden Diskussion um Abstimmung, um sowohl den Ausbau Ost mit dem künftigen Integrationscafé als auch die Gestaltung der Freiflächenanlagen am Zehentstadel voranzutreiben.

Konkret sahen die Beschlussvorschläge wie folgt aus:

  • Das Foyer beziehungsweise der Eingangsbereich des Cafés soll mit einer Durchreiche zur Gewährung der Multifunktionalität nutzbar gestaltet werden. Dies wurde einstimmig beschlossen.
  • Die Form „Goldstück“ wurde gebilligt - mit dem Zusatz, dass eine Planung vorgestellt werden soll, die einen offenen Blickbereich ermögliche. Anordnung, Form und Größe der Öffnung zur Gewährung der Blickbeziehung sollen untersucht und vorgestellt werden. Mit vier Gegenstimmen wurde der Vorschlag Klaus Breitreiners (CSU), dass rundherum mehr Sicht gewährleistet wird, angenommen.
  • Einstimmig beschlossen die Mitglieder, dass eine Faltwand als mobile Trennwand statt des alternativen Vorhangs errichtet werden soll.
  • Da der Option mit den Trennwänden Folge geleistet wurde, ist das Architekturbüro gezwungen, an der Topografie der historischen Decke festzuhalten. Dass die Decke mit Lamellen ausgestaltet wird, wurde mit einer Gegenstimme beschlossen.
  • Stefan Högenauer (CSU) beantragte, dass der Umgriff der Baumaßnahme auf der Ostseite des Zehentstadels nur den neu geplanten breiteren Gehweg umfassen soll, die angrenzende Asphaltfläche und bestehenden Parkplätze jedoch erhalten bleiben sollen. Dieser Vorschlag wurde mit sechs Gegenstimmen angenommen.

Die restlichen Tagesordnungspunkte der öffentlichen Sitzung wurden bis auf die Vereidigung des neuen Kommandanten der Feuerwehr Allmannsau sowie dessen Vertreter wegen vorgerückter Stunde (22.30 Uhr) und bevor es zwischen den Räten aufgrund von temperamentvollen Einwänden zu persönlich wurde, vertagt. (mb)

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