Lichter für Demokratie
Stiller Protest will zeigen: „Fremdenfeindlichkeit hat in Haag keinen Platz“
Auch Haag protestiert gegen Fremdenfeindlichkeit: eher still als laut, ohne große Reden, stattdessen mit Lichtern für die Demokratie. Zur Demo aufgerufen hatte die SPD, die damit parteiübergreifend auf Resonanz stieß.
Haag – Die Lauten sind immer die Negativen. Wir kommen deshalb heute still zusammen“, betonte die Initiatorin der Lichterkundgebung in Haag, Eva Rehbein. Die Gemeinderätin hatte mit ihren Vorstandskollegen des SPD Ortsverbands Haag eine Veranstaltung „gegen rechts“ organisiert. Gekommen waren mehrere Dutzend Teilnehmer – parteiübergreifend.
„Wir sind heute eine große Gemeinschaft“, waren sich viele einig. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen am Kerngarten in Haag zusammen. Noch bevor es dunkel wurde in der Marktgemeinde, brachten die mehr als 50 hellen Lichter ein besonderes Zeichen: Man wolle sich stark machen gegen das Aufflammen rechter Gesinnung, betonte eine ältere Haagerin. Sie zeigte sich erfreut, dass sich auch Familien mit Kindern, junge und alte Menschen beteiligten.
Eva Rehbein: „Haag ist bunt.“
Die erste Vorsitzende des SPD Haag, Eva Rehbein, zeigte sich angetan über die Resonanz. „Haag ist bunt. Fremdenfeindlichkeit hat hier keinen Platz“, so Rehbein. Ihre Grußworte hielt sie kurz, doch die Botschaft war deutlich: „Danke, dass Ihr gekommen seid und Euer Gesicht zeigt“.
Bürgermeisterin Elisabeth Schätz ist selbst aktiv in der Vorstandschaft der Haager SPD, war aber auch und vor allem als amtierende Haager Rathauschefin anwesend. „Ich denke, es verletzt nicht die politische Neutralität, wenn ich heute hier dabei bin“, ist sich Schätz sicher. „Wir stehen heute hier zusammen, um uns gegen diese Gesinnung zu wehren, die im Moment aufflammt“, betonte sie. Es dürfe nicht salonfähig werden, dass Teile der Bevölkerung rechtsextrem auftreten und sich gegen andere Menschen und deren Verbleib in Deutschland positionieren würden, so Schätz.
Eine gute Stunde ratschen die Vertreter der verschiedenen Generationen und hielten ihre Lichter fest in Händen. Von Lampions über Teelichter, von LED hin zu fackelnden Gartenkerzen: Alle verdeutlichten die Botschaft der geforderten Vielfalt.
„Menschenrechte statt rechte Menschen“
Eine 22-jährige Haagerin war mit ihrer Mama und ihrer Oma mit dabei. „Menschenrechte statt rechte Menschen“, stand auf ihrem Schild. „Auch unsere Familie ist vielfältig. Demokratie ist wichtig“, sind sich die drei Frauen einig. Die Seniorin erzählt während der Lichterstunde, dass sie selbst als Flüchtling in einem Vieh-Waggon gemeinsam mit ihren Eltern und den Großeltern nach Deutschland gekommen sei. Schlimme Momente seien es gewesen, voller Angst und doch auch Zuversicht. „Deshalb ist es jetzt auch wichtig, dass sich alles wieder beruhigt und die Demokratie in Deutschland stark bleibt“.
Auch viele Familien mit ihren Kindern waren gekommen. Schon allein die vielen Lichter begeisterten die jüngsten Teilnehmer. Doch auch der Sinn, warum man hier zusammensteht, war vielen Kindern schon klar. „Wir finden es wichtig, dass auch die Kids sich für die Demokratie einsetzen. Sie sollen wissen, dass es nicht richtig ist, wenn Menschen gegen andere Menschen, die ursprünglich aus dem Ausland stammen, sind. Und sogar an deren Vertreibung denken“, begründete eine Mutter deutlich aufgebracht.


