Ein Platz zum Begegnen und Chillen
„Das JUZ darf niemals schließen“: Warum der Jugend-Treff in Haag für Teens so wichtig ist
Kreative Transformation im Haager Jugendzentrum: Mit Pinsel, Malerrolle und Farbe werkeln Martina, Zuzanna, Flo und Phillip an „ihrem“ JUZ. Warum die Heranwachsenden die Einrichtung so schätzen und was die Teenager aus einer Ameisenplage gelernt haben.
Haag – Musik ertönt aus den Boxen. Suzanna, Flo und Phillip tauchen ihre Roller in die graue Farbe und beginnen die Wand der „Chillout-Lounge“ zu streichen. Mit dabei ist auch Maximilian Tresp. Er ist seit knapp eineinhalb Jahren der Leiter des Jugendzentrums (JUZ) in Haag. Mittlerweile ist dort viel passiert: Grillabende, Ausflug in den Escape-Room, ein Grafic-Novel-Workshop, Teilnahme am Straßenfest – und jetzt die Umgestaltung des ehemaligen Kinos.
Die Farben für die Wände haben die Teenager gemeinsam ausgesucht. „Am besten fragt man einfach mal in die Runde, wie sie die Räumlichkeiten gestalten wollen“, erklärt Tresp sein Vorgehen. Es sei wichtig, dass die Heranwachsenden selbst mitentscheiden würden, damit sie das JUZ als „ihres“ sehen, betont der Jugendpfleger. Martina, Zuzanna, Flo und Phillip haben vor dem Streichen die Couch von der Wand weggezogen und dahinter rausgekehrt. Anschließend hat Martina die Leisten abgeklebt und Flo und Phillip haben eine Folie am Boden ausgelegt, um ihn vor Farbspritzern zu schützen.
Ein großer Wunsch: ein Kicker
Seit gut einem Jahr kommt Phillip regelmäßig zum Jugendtreff und beteiligt sich an der Gestaltung der Räumlichkeiten. „Wir haben einfach unsere Ideen eingebracht und jetzt gibt es neue Tischtennisschläger und Billard-Queues. Ein Kicker würde noch fehlen“, wünscht sich der 18-Jährige. Martina kommt seit etwa zwei Jahren ins Jugendzentrum. „Wir chillen hier gerne im Winter, denn es ist warm“, erklärt die 16-jährige Haagerin. „Im Sommer kommen wir aber auch gerne her und grillen im Garten oder machen draußen eine Wasserschlacht“. Früher hätten sie und ihre Freunde sich sonst immer bei jemanden getroffen, der sturmfrei gehabt habe. „Wir sind froh, dass wir die Einrichtung nutzen können. Der Platz hier ist wichtig für uns. So stören wir auch niemanden, wenn wir – wie früher – irgendwo im Freien abhängen. Und hier sind keine Eltern“, sagt Martina schmunzelnd.
Auch für Flo ist das JUZ ein wichtiger Ort. „Die meisten Jugendlichen sitzen zu Hause vor dem PC. Es braucht aber auch einen Platz, an dem man sich treffen kann“, betont der 17-Jährige, während er die Wand streicht. „Wir kommen manchmal auch direkt nach der Schule und machen hier unsere Hausaufgaben“, erklärt Zuzanna. Ein Computer und ein Drucker würden noch fehlen, dann könnten sie hier auch Referate vorbereiten, so die 16-Jährige. Auch ein altes Sofa habe die Einrichtung von einer Privatperson gespendet bekommen. Darüber hätten sie sich sehr gefreut, so Tresp.
„Im Großen und Ganzen verstehen wir uns gut“
Den Teenagern ist es außerdem wichtig, dass es in den Räumlichkeiten „gut aussieht“. „Wir gehen respektvoll mit den Möbeln und Dingen hier um. Wenn jemand etwas kaputt macht oder zum Beispiel eine Flasche herunterwirft, dann muss die Person es gleich aufräumen. Wir hatten nämlich einmal Ameisen und darauf haben wir keinen Bock mehr“, berichtet Martina. Respektvoll wollen die Jugendlichen auch untereinander sein. „Klar, kleine Streitigkeiten kommen schon einmal vor“, sagt die 16-Jährige. „Aber im Großen und Ganzen verstehen wir uns alle gut.“
Einig sind sich die Jugendlichen in einem Punkt: „Das JUZ darf nie schließen.“ Seit September 2023 ist die Marktgemeinde Haag für die Einrichtung zuständig. „Die Jugendarbeit fällt unter die Pflichtaufgaben einer Kommune“, betont Caroline Puffer, Team-Leiterin für Jugendarbeit im Landkreis Mühldorf. Oft könnten sich Gemeinden jedoch keine Vollzeitstelle dafür leisten. Deswegen könne beim Landkreis das Personal auch nur für eine Teilzeitstelle gebucht werden – so wie es auch in Haag der Fall sei, erklärt Puffer. Das JUZ ist für Jugendliche ab etwa zwölf Jahren offenb. Es hat montags und dienstags von 14 bis 19 Uhr geöffnet und freitags von 14 bis 20 Uhr. In Zukunft soll es auch jeden zweiten Samstag von 16 bis 21 Uhr zugänglich sein, so Tresp.
