Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

MVZ-Eröffnung mit Blick nach vorn

„Doktor für jeden Patienten“: Aus dem Krankenhaus wird jetzt die „ambulante Klinik Haag“

Schnitten das rote Band durch: (von links)  Dr. Wolfgang Richter, Bürgermeisterin Sissi Schätz, Landrat Max Heimerl, Dr. Gloria Bufler und InnKlinikum-Geschäftsführer Thomas Ewald.
+
Schnitten das rote Band durch: (von links) Dr. Wolfgang Richter, Bürgermeisterin Sissi Schätz, Landrat Max Heimerl, Dr. Gloria Bufler und InnKlinikum-Geschäftsführer Thomas Ewald.

Der Schock war groß, als das Krankenhaus Haag schließen musste. Auch die Umwandlung in ein medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) führte zu viel Protest. Doch bei der Eröffnung geht der Blick nun nach vorn: Es gibt interessante Neuigkeiten im Kampf um den Erhalt des Standorts.

Haag – Das Medizinische Versorgungszentrum(MVZ) in Haag ist offiziell eröffnet und eingeweiht. Laut Landrat Max Heimerl, Verwaltungsratsvorsitzender des InnKlinikums Altötting-Mühldorf, wurde damit trotz schwieriger Lage in der Gesundheitsbranche ein „Highlight“ gesetzt. MVZ-Leiterin Dr. Gloria Bufler stellte ein „motiviertes Team“ vor.

Das „Trio medicinalis“ mit Dr. Siegfried Dörfler. Dr. Gloria Bufler und Dr. Johannes Liebl.

Die Empfangshalle war eng bestuhlt und voll besetzt, als Dr. Gloria Bufler, seit eineinhalb Jahren Leiterin des medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) Haag, persönlich am Flügel auf die Feierlichkeit einstimmte. Mit Dr. Walter Liebl, der Internistin Julia Untergehrer und Anna Maria Grubisic stellte sie „die Haager Mannschaft“ vor. Das lange Warten im ersten MVZ an der Rainbachstraße habe sich gelohnt. Jetzt befinde man sich in „hellen Räumen“ mit Wohlfühlatmosphäre. In einer ersten Bilanz charakterisierte Bufler die Haager als „sehr freundliche, liebenswürdige Patienten“, die sich auch künftig auf ein „motiviertes Team“ verlassen könnten.

„Wir spüren Aufbruchsstimmung“, betonte Landrat Max Heimerl nach der Nennung einer langen Liste von geladenen Gästen aus Gesellschaft, Medizin und Politik. Die Gesundheits- und Pflegepolitik sei derzeit „extrem schwierig“. Aufgabe der Politik sei es, das System funktionsfähig zu erhalten. Das bisherige sei nicht mehr finanzierbar. Der Landkreis habe als Träger der Kliniken erhebliche Mittel zuzuschießen. Die Pläne des Gesundheitsministers ließen eine weitere Steigerung erwarten.

Landrat appelliert: „Geht nicht darum, was wir wünschen, sondern darum, was umsetzbar ist“

Die Konsequenz ist laut Landrat Heimerl, dass noch heuer die Schließung von zehn bis 20 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland aufgrund Insolvenz prognostiziert werde. Deshalb laute die Devise: „Es geht nicht darum, was wir wünschen, sondern darum, was umsetzbar ist.“ Das bedeute für Haag: „Wir kämpfen darum, diesen Standort zu erhalten.“ Dazu seien neue Schwerpunkte geplant. Doppelfunktionen wolle man abbauen. Millionen seien nötig, um die Defizite zu decken, doch der Landkreis könne die Kreisumlage nicht beliebig nach oben schrauben: „Es gibt eine faktische Grenze. Das ist momentan das große Problem, auch dass wir in eine Unterversorgung hineinrutschen.“

Die Klinik Haag bezeichnete der Landrat als hervorragenden Standort („im Herzen der Marktgemeinde“), also wert, aufrechterhalten zu werden. So wolle der Klinikverbund mit dem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) ein Highlight setzen, das ein positives Angebot für die Menschen vor Ort sein solle und zum Erhalt beitrage.

Medizin wird immer ambulanter

Konkrete Zahlen gab es von Dr. Wolfgang Richter, Geschäftsführer der MVZ des InnKlinikums. Im Gegensatz zur Skepsis bei der Gründung der Versorgungszentren vor zehn Jahren sei heute klar, dass „die Medizin immer ambulanter“ werde. Der Versorgungsauftrag sei umzusetzen. Die aktuellen fünf Standorte im Landkreis würden momentan über 99 Mitarbeiter verfügen und hätten 2022 etwa 41.000 Patienten behandelt. „Heuer werden es wohl 50.000“, so Richter.

10.000 Patienten pro Jahr erwartet

Für Haag nannte der Geschäftsführer für vergangenes Jahr die Zahl von 7500 Patienten, heuer waren es trotz Umbau bereits 2500. Das ließe 10.000 als Jahresergebnis erwarten. Die Standorte seien zunehmend als attraktive Beschäftigungsmöglichkeiten geschätzt, sei es in Teilzeit oder im Ganztags-Angestelltenverhältnis. Die Zusammenarbeit mit den Hausärzten war nach Richters Angaben entgegen mancher Vermutungen nicht beeinträchtigt. Als bestes Beispiel stehe dafür der Haager Hausarzt Dr. Walter Liebl. Ziel sei, dass jeder Patient „seinen Doktor“ habe. Das benötige viele fleißige Hände, aber auch solide Grundlagen: „Die Voraussetzungen für Haag könnten nicht besser sein.“

Thomas Ewald, Vorstandsvorsitzender des Innklinikums Altötting-Mühldorf, unterstrich die großen Herausforderungen, die das Gesundheitswesen zu bewältigen habe. Um ihnen zu begegnen, habe man die Struktur der MVZ aufgebaut, wofür vor allem Richter zu danken sei. Umzug und Einzug in Haag hätten geklappt. Da die ambulante Medizin immer mehr an Bedeutung gewinne, sei eine Umbenennung in Therapiezentrum Haag vorgesehen.

Die Physiopraxis im Untergeschoss bleibt nach Ewald mit ihrer guten Leistung eine Konstante im Haager Angebot. Dazu kämen Logo- und Ergotherapie, Ortho-Smart-Behandlung, ein Zentrum für Lymphbehandlung, eine teilstationäre Schmerztherapie, eine Pflegestation, ein Schlaflabor und weitere Praxen. Nach dem neuen Modus werde man den einst stationären Betrieb des Haager Krankenhauses in einen ambulanten ganz offiziell umwidmen und für die „ambulante Klinik Haag“ gezielte Schwerpunkte setzen. Das heiße: „Wir sind auf einem guten Weg.“

Eine „Reminiszenz an das Haager Krankenhaus“ wollte Bürgermeisterin Sissi Schätz bei dieser Gelegenheit nicht unter den Tisch fallen lassen. Die Weichenstellung Richtung MVZ bedeute nun eine neue Ära für die Haager Klinik. Jetzt gelte es, die guten Startbedingungen zu nutzen. Sie wünsche eine gute Versorgung der Haager Bürger und dem MVZ-Team, „dass Sie sich hier wohlfühlen und uns lange, lange erhalten bleiben“.

Zweiter Bürgermeister Stefan Högenauer kommentierte: „Wir müssen froh sein, dass sich der Landkreis so kümmert.“ Nach dem extra für diesen Einweihungstag komponierten „Trio medicinalis“ mit Dr. Siegfried Dörfler. Dr. Gloria Bufler und Dr. Johannes Liebl erbaten Pfarrer Pawel Idkowiak und der evangelische Geistliche Holger Möller den Segen Gottes für die neuen Räume. Pfarrer Idkowiak erinnerte daran, dass in diesem Haus bereits viel Seelsorge geleistet worden sei und eine Kapelle stehe, die man auch künftig als Gebets- und Meditationsstelle nutzen solle.

Hellere, großzügig geschnittene Räumlichkeiten bietet das MVZ in der Haager Klinik.

Im Anschluss begutachteten die Gäste die Räumlichkeiten, die Doris Reich-Wolf und Regina Müller mit ihren Bildern ausgestattet hatten. So mancher Gedankenaustausch über die neuen Wege von Medizin und Politik erfolgte abschließend in dem zum Biergarten umfunktionierten Patientengarten des MVZ.

Kommentare