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Vorschlag soll im November beschlossen werden

Umweltministerin Lemke will künftig Wolf-Abschuss nach dem ersten Riss ermöglichen

Wolf (Symbolbild)
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Wolf (Symbolbild)

Der Abschuss von Wölfen soll erleichtert werden. Er ist künftig schon nach einem Riss in einem Gebiet mit Herdenschutz möglich, kündigte Bundesumweltministerin Steffi Lemke an. Die Naturschützer sind damit einverstanden, der Bauernverband will mehr.

München – Drei tote Schafe im Landkreis Rhön-Grabfeld, zwei tote Schafe in Weilheim-Schongau, vier tote Schafe in Bad Kissingen – fast täglich trudeln derzeit im Bayerischen Landesamt für Umwelt derartige Meldungen aus den Landkreisen ein. Das Landesamt ist für für die Gen-Analyse zuständig – bevor eine Abschussgenehmigung in den Bereich des Möglichen kommt, muss zweifelsfrei feststehen, dass der Verursacher überhaupt ein Wolf ist. Und nicht etwa ein wildernder Hund.

Auf die zeitaufwendigen DNA-Analysen, die meist einige Wochen dauern, soll künftig nicht mehr gewartet werden. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) will den Abschuss von sogenannten Problem-Wölfen erleichtern. Es sind neue Töne aus dem Bundesumweltministerium, das von vielen als Bremser bei der Beseitigung unliebsamer Wölfe wahrgenommen wird.

Regelung könnte am 1. Januar 2024 in Kraft treten

Möglicherweise ändert sich das jetzt: Lemke sprach von einer „aufgeheizten“ Stimmung, auf die reagiert werden müsse. Sie stellte ihren Plan gestern vor, er soll im November auf der Konferenz der Umweltminister der Länder beschlossen werden und könnte ab 1. Januar 2024 gelten. Wenn künftig der Riss eines Nutztieres auf einem Gelände mit Herdenschutz festgestellt wird, gilt ab sofort eine auf drei Wochen befristete Abschussgenehmigung für Wölfe im Umkreis von 1000 Metern – und zwar ohne dass ein DNA-Test abgewartet werden muss, kündigte Lemke gestern in Berlin an. Zur Begründung sagte sie, Wölfe kehrten nach Rissen gerne zur gleichen Weide zurück, das sei durch Untersuchungen in Schweden festgestellt worden. Die Chance, den Richtigen zu treffen, sei somit „sehr, sehr hoch“.

In Bayern gibt es derzeit minimum zwei Kandidaten: Seit Ende September sind im Landkreis Bad Kissingen mindestens zehn tote Weidetiere gemeldet worden. In der Regierung von Unterfranken sind Anträge auf „Entnahme“ – sprich Abschuss – eingegangen. Ähnlich im Landkreis Eichstätt, wo der Abschuss eines Wolfes mit dem amtlichen Kürzel GW 2977 durch die Regierung von Oberbayern geprüft wird.

Eine DNA-Analyse, sagt Lemke, dauere in der Regel „viel zu lange“. Nötig sei einer „Schnellabschuss-Praxis“. Auch die Problematik in Almgebieten, wo ein Herdenschutz oft nicht möglich ist, wurde angesprochen. Lemkes Vorstellung ist, dass der Wolf einen „zumutbaren“ Herdenschutz überwunden haben müsse, damit die 21-Tage-Frist zum Abschuss in Kraft tritt. Im Einzelnen müssten das die Länder feststellen. Klar sei aber, dass ein „reines anlassloses Abschießen von Wölfen“ mit Arten- und Tierschutz nicht vereinbar sei. Es werde also keine „wolfsfreien Zonen“ geben.

Eben das verlangt aber der Deutsche Bauernverband, der auf einen „vorbeugenden Herdenschutz“ drängt, Wölfe also auch dann schießen will, wenn noch keine Risse vorliegen. Die Stellungnahme ist aber mit Blick auf Niedersachsen oder Brandenburg formuliert, wo die Zahl der Wölfe weit höher ist als in Bayern. Der Miesbacher CSU-Bundestagsabgeordnete Alexander Radwan fordert indes „wolfsfreie Zonen“ auch für Bayern. Das sei möglich, Deutschland müsse nur das EU-Recht voll ausschöpfen. Lemkes Plan sei „sehr schwammig“, sagte er unserer Zeitung. Auch Bayerns Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) betont, Lemkes Pläne würden in Bayern längst umgesetzt. Nicht ganz so scharf klingt der Umweltpräsident des Bayerischen Bauernverbands, Stefan Köhler. Das „Entnahmeverfahren“ müsse jetzt in der Rhön, im Spessart und im Altmühltal konsequent angewandt werden. Umweltverbände sollten ihre Klagen dagegen aufgeben. Der Bund Naturschutz (BN) hat keine Einwände. Lemkes Vorstoß ermögliche „eine schnelle und unkomplizierte Entnahme echter Schadwölfe“, erklärt der BN-Wolfsexperte Uwe Friedel.

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