Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Ungebetene gefiederte Gäste

„Der Schaden ist immens“: Bayerns Bauern leiden unter gefräßigen Krähen 

Landwirt Michael Schanderl zeigt die Löcher der Saatkrähen. Die Tiere fressen seine Ernte zusammen.
+
Landwirt Michael Schanderl zeigt die Löcher der Saatkrähen. Die Tiere fressen seine Ernte zusammen.

Landwirte in Bayern schlagen sich seit Jahren mit Krähen herum, vor allem bei der Aussaat. Mitte der 1950er Jahre gab es nicht einmal mehr 1000 Brutpaare in Bayern, aktuell sind es laut dem Landesamt für Umwelt über 17.000. Doch am Schutzstatus von Saatkrähen wird sich so bald nichts ändern.

München – Fünf Hektar ist das Sonnenblumenfeld von Michael Schanderl groß. 15.000 Euro Ertrag erhoffte sich der Landwirt von seinem Feld in Emmering im Kreis Fürstenfeldbruck. Dann kamen die Krähen – und fraßen den Ertrag zusammen. Seine Ernte: ein Totalausfall. 

Wenn der Landwirt auf seinem Feld steht und den Blick über die Reihen schweifen lässt, wo die Sonnenblumen wachsen sollten, könnte er verzweifeln. „Sobald die Vögel erahnen, wo die Samen sind, wird es richtig kritisch“, sagt Schanderl. „Der Schaden ist immens.“ Rund 200 Vögel machten sich über seine frisch gesäte Sonnenblume her. „Bis zu 30 Pflanzen pro Tag holt sich eine Krähe“, sagt der Bauer. Das gefräßige Federvieh holt die Samen selbst aus einer Tiefe von sechs Zentimeter heraus. Gegen den Ausfall ist er zwar versichert. „Doch auf die Versicherungen zu hoffen, ist nicht im Sinne der Landwirtschaft.“

So wie ihm geht es vielen Landwirten. Mitte der 1950er Jahre gab es nicht einmal mehr 1000 Brutpaare in Bayern, aktuell sind es laut dem Landesamt für Umwelt über 17.000. Die Landwirte in Bayern schlagen sich mit den Vögeln seit Jahren herum, vor allem bei der Aussaat. Die Schäden summieren sich pro Fall auf bis zu 25.000 Euro.

Am Schutzstatus von Saatkrähen wird sich so bald nichts ändern

Doch am Schutzstatus von Saatkrähen wird sich so bald nichts ändern. Den Antrag aus Bayern zum Abschuss der Krähe hat eine Mehrheit der Bundesländer kürzlich abgelehnt. In dem Antrag wurde die Bundesregierung aufgefordert, nicht nur eine selektive Einzelentnahme, sondern auch eine Bestandsregulierung der Saatkrähe in Deutschland zu ermöglichen. Eine Bejagung ist bereits in Frankreich, Schweden und der Slowakei möglich.

Begründet hat Bayern seinen Antrag damit, dass die regional ansteigenden Populationen der Saatkrähe zu Problemen führt. Auch deutschlandweit steigt der Bestand, wie der letzte EU-Vogelschutzbericht feststellt. Bei der Saatkrähe verhindert der Naturschutz den Abschuss – obwohl die Tiere bereits im Jahr 2003 von der Roten Liste bedrohter Arten in Bayern gestrichen wurden.

„Ich kann das absolut nicht nachvollziehen“

Das ärgert auch Benno Zierer. Er ist Landtagsabgeordneter und Initiator des Antrags der Freien Wähler, mit dem die Bundesratsinitiative angestoßen worden war. „Die Chance, eine effektive Reduzierung der Bestände an Brennpunkten wie in Dachau zu erreichen, wurde vorerst vertan“, sagt Zierer. „Ich kann das absolut nicht nachvollziehen. Vor Jahren gab es rund 1000 Saatkrähen-Brutpaare in Bayern, da war der strenge Schutz gerechtfertigt. So viele Brutpaare gibt es heute alleine im Stadtpark von Erding.“

In den vergangenen 70 Jahren haben sich die Vögel von ihren ursprünglichen Brutplätzen in Feldgehölzen in Siedlungsbereiche der Dörfer und Städte zurückgezogen. „Leider bleiben damit die Sorgen und Nöte unserer Landwirte ungehört“, kritisiert Zierer. Er ist selbst Bauer.

Ganz anders sieht das der Bund Naturschutz in Bayern: „Der Bestand ist immer noch nicht so, dass man den Schutzstatus aufheben kann. Es gibt Schwerpunkte, wo sich die Saatkrähen zusammenrotten, allerdings sind das die Ausnahmen“, erklärt ein Sprecher. 

„Wir werden in einigen Jahren flächendeckend riesige Probleme bekommen“

In Bayern wird das Saatkrähen-Monitoring durch das Landesamt für Umwelt weitergehen. Dabei wird die Entwicklung der Populationen überwacht und Vergrämungsmaßnahmen erprobt und bewertet. „Das Monitoring ist wichtig, aber wenn wir verhindern wollen, dass die Saatkrähe flächendeckend zur Plage wird, führt an einer Bejagung kein Weg vorbei“, sagt Zierer. Der Politiker ist sich sicher: „Wir werden in einigen Jahren flächendeckend riesige Probleme bekommen – die Schäden in der Landwirtschaft werden weiter zunehmen.“ Doch auch die Städte seien betroffen. Auch die Gesundheitsgefahren durch die Ausscheidungen der Vögel spielen eine Rolle. Krähenkot enthält in großem Maß Bakterien und Krankheitserreger. Deshalb ist die Verschmutzung in Parks, an Spielplätzen oder in Biergärten „ein ernst zu nehmendes Problem“.

Doch die Landwirte können weiterhin nur auf Vogelscheuchen, abgerichtete Raubvögel, Blinklichter, Windspiele oder Hagelnetze setzen. Laut Bauer Schanderl mit mäßigem Erfolg: „Die Krähen sind sehr schlau. Trotz der Schreckschussanlage wurde vor zwei Jahren ein Drittel vom Mais beschädigt.

Kommentare