57-Jähriger mit „Kernpädophilie“ vergewaltigte mehrere Buben
Scharfes Urteil gegen Waldkraiburger Kinderschänder - alles nur „Spitze des Eisbergs“?
Es ist schon das zweite Urteil innerhalb eines Jahres, das heute gegen einen Waldkraiburger gesprochen wurde - und wieder ging es um Kindesmissbrauch. Aufgrund des scharfen Urteils muss der Mann lange ins Gefängnis. Die Verteidigung überlegt allerdings, Rechtsmittel einzulegen.
Update 11.50 Uhr - Scharfes Urteil gegen Waldkraiburger Kinderschänder
„Ihnen sollte jede Gelegenheit genommen werden, noch einmal ein Kind anzufassen und sein Leben zu zerstören.“ Die Vorsitzende Richterin Heike Will fand eindeutige Worte, als sie das Urteil des Landgerichts gegen einen Mann aus Waldkraiburg begründete. 13 Jahre Haft, dazu eine anschließende Sicherungsverwahrung, lautet das Urteil gegen den 57-Jährigen. Denn das Rückfallrisiko sei erheblich - „und bisher gibt es beim Angeklagten keine Bereitschaft, sich mit seinen Taten auseinanderzusetzen“.
Nur die „Spitze des Eisbergs“?
Verhandelt wurden Taten, die sich zwischen 1992 und 2004 in Waldkraiburg und im Landkreis Altötting ereigneten. Drei Buben, damals im Alter zwischen sechs und 14 Jahren, wurden zum Opfer des Mannes. Elf Fälle des sexuellen Missbrauchs sieht das Gericht als erwiesen an. Richterin Will sprach aber von einer möglichen „Spitze des Eisbergs“: Denn der Waldkraiburger wurde bereits im Januar verurteilt. Die zuletzt verhandelten Taten spielten sich zwischen 2019 und 2021 ab. Damals lernte er die Kinder als Busfahrer im Kreis Rosenheim kennen.
Die Kinder hätten den Missbrauch „wie tot“ über sich ergehen lassen, so die Richterin: „Heute leiden Sie unter dem Dämon ihrer Vergangenheit.“ Unter den drei Buben befindet sich auch der leibliche Sohn des Angeklagten. Der 57-Jährige sei immer planvoll vorgegangen, so das Landgericht: Er suchte sich die Kinder gezielt aus, versuchte sie zu isolieren und von den Eltern zu entfremden – alles zur Befriedigung seiner sexuellen Bedürfnisse. Und wenn die Buben nicht mehr seinem bevorzugten Alter entsprachen, wurden sie gegen jüngere „ausgewechselt“, so Heike Will.
Verurteilter in seiner „eigenen Welt“
Es waren aber nicht „nur“ Vergewaltigungen der Kinder. „Es gab Boxhiebe in den Magen, Schläge mit einem Gürtel, die Kinder wurden gewürgt oder gegen Wände geschleudert“, zählt das Gericht in der Urteilsbegründung auf. Dazu wurde ihnen oder den Familien der Kinder gedroht. Der Angeklagte blieb bei der Urteilsverkündung völlig ruhig. Auch während des Prozesses, der im Juli begann, äußerte er sich nicht zu den Vorwürfen. „Sie haben den Eindruck erweckt, als ginge Sie das alles gar nichts an. Als hätten Sie sich in Ihre eigene Welt zurückgezogen“, sprach ihn die Richterin direkt an.
Ein Gutachter attestierte dem Waldkraiburger eine eingeschliffene homosexuelle Pädophilie. Ansonsten versuchte er immer, ein unauffälliges, normales Leben zu leben. Die Familie hätte aber immer bescheid gewusst und das Thema unter den Teppich gekehrt. Von einer „schicksalshaften Sexualpräferenz, mit der er sein Leben lang belastet ist“, sprach das Landgericht – fügte jedoch mit Blick auf die Anklagebank hinzu: „Sie sind nicht krank. Sie sind ganz einfach ein Schwerverbrecher.“
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Die Verteidigung will Rechtsmittel gegen das Urteil zumindest prüfen.
Der Vorbericht:
Traunstein/Waldkraiburg - „Mehrmals vergewaltigt, physisch und psychisch gebrochen“ - so fasste Staatsanwältin Helena Neumeier zusammen, was drei Buben in Waldkraiburg zwischen 1992 und 2005 erlebt hätten. Das Urteil im Prozess gegen einen 57-jährigen Waldkraiburger wird heute gegen 9.30 Uhr am Landgericht Traunstein erwartet. Weil er erst im Januar rechtskräftig wegen Kindesmissbrauchs verurteilt wurde, könnte der Schuldspruch umso höher ausfallen. 14 Jahre und anschließende Sicherungsverwahrung forderte die Staatsanwaltschaft im Plädoyer.
„Im Zweifel für den Angeklagten“, meinte dagegen Verteidiger Markus Frank. Vom Angeklagten kam kein Geständnis, die Taten hätten sich im Prozess nicht nachweisen lassen und die Glaubwürdigkeit der Geschädigten, die heute im Erwachsenenalter sind, sei anzuzweifeln. Die Verteidigung plädierte deshalb auf Freispruch. Die mutmaßlichen Opfer wurden erst durch die Presseberichte im Laufe des letzten Prozesses wachgerüttelt, erstatteten daraufhin Anzeige. Im Januar lautete das Urteil auf neun Jahre Haft. In allen Fällen waren die Opfer Buben im Kindesalter.
Neun Fälle des schweren sexuellen Kindesmissbrauchs und der Vergewaltigung zählte die Staatsanwaltschaft. Geschädigt seien der leibliche Sohn des Waldkraiburgers, ein Freund des Sohnes und ein Kind, das der Angeklagte in einem Lokal kennenlernte und dessen Vertrauen er in einer vaterähnlichen Rolle gewann. „Sie beschrieben ihn als ein Monster, das Gewalt ausübte und Drohungen aussprach“, so die Staatsanwältin im Plädoyer. Der Gutachter befand: der Angeklagte ist intelligent und voll schuldfähig. Weil er seine mutmaßlichen Taten und seine Pädophilie leugne, sei eine Therapie kaum möglich.
innsalzach24.de wird aktuell vom Prozess berichten.
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