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Ein Traunsteiner setzt mit Petition ersten Schritt dagegen

Schule will seinen Namen loswerden: Jetzt wird Ludwig Thoma ein Fall für den Landtag

Christian Focke ging selbst auf die Ludwig-Thoma-Schule in Traunstein. Jetzt will er mit einer Petition an den Bayerischen Landtag erreichen, dass der Schulname erhalten bleibt.
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Christian Focke ging selbst auf die Ludwig-Thoma-Schule in Traunstein. Jetzt will er mit einer Petition an den Bayerischen Landtag erreichen, dass der Schulname erhalten bleibt.

Antisemitismus und Mordaufrufe: Eine Traunsteiner Grundschule will den bayerischen Schriftsteller Ludwig Thoma aus ihrem Namen verbannen. Die Sache scheint schon fast beschlossen - doch jetzt wird eine Petition des Traunsteiners Christian Focke auch den Landtag beschäftigen.

Traunstein - „Ich war selber auf der Ludwig-Thoma-Schule. Und ich will, dass meine kleine Tochter später auch einmal auf die Ludwig-Thoma-Schule geht.“ Christian Focke wirkt entschlossen, wenn man mit ihm über die Auseinandersetzung spricht, die in Traunstein seit gut zwei Jahren geführt wird. Jetzt hat er sich mit einer Petition an den Landtag gewandt. „Von Thomas Antisemitismus kann man sich nur distanzieren. Aber man sollte sich weiterhin frei mit ihm auseinandersetzen können“, so Focke im Gespräch mit chiemgau24.de. Die Schule soll den Namen des populären, bayerischen Schriftstellers behalten.

Petition im Landtag wegen Namensänderung der Ludwig-Thoma-Schule

Schulleitung, Lehrer, Elternbeirat, Stadtrat: Alle haben sich bisher mehrheitlich dafür ausgesprochen, dass man Ludwig Thoma (1867-1921) künftig aus dem Schulnamen streicht. Thomas antisemitische und antidemokratische Hetzschriften im „Miesbacher Anzeiger“ von 1920 und 1921 sind der Hauptgrund. Die Entscheidung über den Namen liegt aber beim Bezirk, der Regierung von Oberbayern. Und dort ist das Urteil noch nicht gefallen. Kann also der Landtag noch was ausrichten, so wie Focke es will, auch wenn er gar nicht zuständig ist?

Zuerst wird Fockes Petition das Kultusministerium beschäftigen. Es wird seit gut zwei Wochen von Anna Stolz von den Freien Wählern (FW) geführt. Bis zum 10. Januar 2024 hat man dort Zeit für eine Stellungnahme in Sachen Ludwig-Thoma-Schule. Danach wird die Petition im Bildungsausschuss des Landtags behandelt. Von den 18 Mitgliedern des Ausschusses sind drei aus der Region: Martin Brunnhuber (FW) aus Grabenstätt, Michael Koller (FW) aus Berchtesgaden - beide waren zuvor selbst Lehrer - und der Traunsteiner Konrad Baur (CSU). Letzter stimmte im Stadtrat im Oktober einer Namensänderung zu.

Focke sieht eine breite Mehrheit hinter sich

Auch die fünf Landtagsfraktionen hat Christian Focke mit seinem Anliegen schon angeschrieben. Eine Antwort hat er bisher von CSU-Fraktionsvorsitzenden Klaus Holetschek bekommen, die chiemgau24.de vorliegt. „Ein zwingendes Erfordernis einer Namensänderung liegt nicht vor“, schließt Holetschek in seinem Brief an Focke. Denn: Es gibt einen Landtagsbeschluss von 2013, nach dem Personen aus Schulnamen verschwinden müssen, die „in das nationalsozialistische System verstrickt waren“ - und das trifft auf Thoma nicht zu. Auch Holetschek meint, man könne in kritischer Weise mit Thoma umgehen, ohne gleich die Schule umzubenennen.

„Man könnte auch eine Schau- oder Informationstafel an die Schule anbringen. So wie es beim Schild der Ludwig-Thoma-Straße in Traunstein geplant ist“, meint Focke. Er ist sich sicher, eine Mehrheit hinter sich zu haben. In Fockes Facebook-Gruppe „Historischer Chiemgau“ mit rund 7800 Mitgliedern stimmten rund 88 Prozent gegen die Umbenennung. Ähnlich das Voting-Ergebnis bei chiemgau24.de, bei dem sich 84 Prozent von über 1000 Lesern für eine Beibehaltung des Namens aussprachen. Repräsentativ sind beide Abstimmungen freilich nicht. „Und bei mir haben sich Eltern von Kindern der Schule gemeldet, die das nicht in Ordnung finden“, so der Traunsteiner Focke. „Das war für mich der Hauptgrund, die Petition zu starten.“

Alexander Fietz sieht es dagegen ganz anders. Der Leiter der Ludwig-Thoma-Schule bekannte bei einer Diskussionsveranstaltung im Juli: „Bei manchen Worten von Thoma sehe ich die SA marschieren. Man wolle den Kindern Würde, Herz und Charakter vermitteln - und nicht Hass, Mobbing und Gewalt. „Wir müssen die Demokratie als größte Errungenschaft hochalten“, so Fietz. Und mit Grundschulkindern könne man sich noch nicht so mit Thomas Person und Ansichten auseinandersetzen - anders als beispielsweise auf einem Gymnasium wie in Prien, das ebenfalls nach dem Schriftsteller benannt ist.

xe

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