Wegen seiner antisemitischen Schriften
Debatte kommt ins Rollen: Soll sich Traunstein von Ludwig Thoma distanzieren?
Wie vielerorts in der Region hat der populäre bayerische Schriftsteller Ludwig Thoma vor allem auch in Traunstein Spuren hinterlassen - die dankte ihm mit einem Straßen- und Schulnamen. Dreht sich nun der Wind? Einige Bürger üben Kritik. Wie es weitergeht und was OB Hümmer zum Thema sagt:
Traunstein - Wie soll Traunstein mit seiner Verbindung zu Ludwig Thoma umgehen? Einige Bürger fordern von der Stadt jetzt, sich mit der Thematik eingehend zu befassen. Zuletzt rund um Thomas 100. Todestag am 26. August habe man entsprechende Zuschriften bekommen, bestätigt Traunsteins Pressesprecherin Eva Schneider auf Nachfrage. Vor allem wegen seiner „Lausbubengeschichten“ dürfte Ludwig Thoma den allermeisten ein Begriff sein. Zum Ende des Ersten Weltkriegs war er aber auch Mitglied der rechtsradikalen „Deutschen Vaterlandspartei“ und verfasste 1920 und 1921 antisemitische Kolumnen für den „Miesbacher Anzeiger“. Als „Berliner Regierungs- und Saujuden“ wurden die Parlamentarier darin unter anderem betitelt.
Diskussion über Ludwig Thoma in Traunstein
„Ludwig Thoma war ein großer bayerischer Schriftsteller, aber er hat auch eine ganz dunkle Seite“, so Oberbürgermeister Christian Hümmer (CSU) im Gespräch mit chiemgau24.de. Das ganze sei ein „schwieriges Thema“, mit dem es jetzt umzugehen gelte. „Ich will eine breite Diskussion darüber, vielleicht ein ‚Ludwig-Thoma-Forum‘. Es wird keine Diskussion, die still und heimlich in irgendeinem Hinterzimmer geführt wird.“
In Traunstein ist nach Ludwig Thoma eine Straße entlang des Landratsamtes und eine Grundschule benannt. Auch eine Gedenktafel gibt es in der Stadt. Im Raum steht jetzt auch eine mögliche Umbenennung. Nach der Geschäftsordnung der Stadt müsste das vom Stadtrat beschlossen werden. Thomas Familie übernahm 1883 ein Wirtshaus in Traunstein, 1890 kehre Ludwig Thoma zurück und arbeitete drei Jahre lang als Rechtspraktikant in der Stadt. Auch in Prien oder Burghausen lebte er vorübergehend.
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