Juniorchefin von Edeka-Pfeilstetter verrät Details
Traunsteiner Real wird zu Edeka – „wir haben uns da echt dahintergeklemmt“
„Wir waren zum Schluss als einzige Interessenten übrig“, Marilena Pfeilstetter ist die Juniorchefin des heimischen Unternehmens Edeka-Pfeilstetter. Für den Familienbetrieb schon länger klar: „Wir wollten den Standort übernehmen.“ Was hat dann noch so lange gedauert? Wie wird das riesige Gebäude künftig genau genutzt? Und was sagen sie zu den Vorwürfen der ‚Monopolstellung Edeka‘ in der Region?
Traunstein – Es war ein ewiges Hin und Her. Der Realmarkt im Haslacher Feld in Traunstein, für viele eine beliebte Einkaufsmöglichkeit, stand mehrfach vor dem Aus. Immer wieder keimte Hoffnung auf, dass doch noch jemand das, in die Jahre gekommene Gebäude, übernimmt. Im März schlossen dann aber die Türen des Real endgültig - damals ohne Gewissheit, wie es weitergeht. Bitter auch für die Angestellten.
Jetzt die Pressemitteilung von Edeka Südbayern: Man konnte sich doch noch mit dem Vermieter des Gebäudes einigen und zusammen mit der Familie Pfeilstetter den Standort übernehmen. Mit dem Stadtmarketing habe man ein „attraktives und lang angelegtes Konzept“ entwickelt. Wir wollten es genauer wissen und haben nachgefragt: Die Juniorchefin, Marilena Pfeilstetter sprach mit uns über Hintergründe und Details zu den Plänen:
Warum wollten sie den Standort am Haslacher Feld in Traunstein für eine weitere Edeka-Filiale übernehmen? Sie haben es ja spannend gemacht:
Marilena Pfeilstetter: „Für uns stand die Entscheidung schon lange fest. Wir glauben einfach an den Standort im Haslacher Feld.“
Da liefen, zwar auf wirklich fairer Basis, aber doch, recht harte Verhandlungen im Hintergrund
Weshalb hat dann die finale Zusage so lange gedauert?
Marilena Pfeilstetter: „Die Hauptverhandlungen mit dem Vermieter führte Edeka. Das Gebäude ist doch relativ alt und entsprechend viel zu tun. Da liefen, zwar auf wirklich fairer Basis, aber doch recht harte Verhandlungen mit dem Vermieter im Hintergrund. Das kostet eben seine Zeit, bis alles ordentlich abgeklärt ist“
Und was kam dabei raus? Wer zahlt die Sanierung des Gebäudes?
Marilena Pfeilstetter: „Den Löwenanteil übernimmt jetzt Edeka. Wir haben einen langfristigen Mietvertrag.“
Das Gebäude des ehemaligen Real-Marktes ist sehr groß und erstreckt sich über zwei Ebenen. Kann Edeka die vielen Quadratmeter überhaupt sinnvoll nutzen? Das Sortiment unterscheidet sich ja doch ein wenig zum Vorgänger, oder?
Marilena Pfeilstetter: „Da laufen derzeit noch mehrere Planungsoptionen, noch ist nichts fix. Aber wir wollen auf jeden Fall unser Sortiment weiter ausbreiten. Es gibt bereits einige Edeka-Märkte mit großen, sogenannten ‚Non-Food-Abteilungen‘. In Traunstein ist man da ja nicht gewöhnt, mit größeren Häusern.“
Zum Beispiel der Edeka-Markt im Gewerbegebiet in der Kaserne im Norden Traunsteins?
Marilena Pfeilstetter: „Ja, dort gibt es bereits einen Non-Food-Bereich, aber lange nicht so groß, wie das möglich wäre. Also da werden wir sicher breiter aufgestellt sein als in den anderen Häusern in der Region. Aber wir suchen trotzdem parallel auch noch Untermieter, die einen Teil der Fläche übernehmen.“
Wer käme als Untermieter infrage und wie würden sie das räumlich lösen? Eine Art Einkaufszentrum?
Marilena Pfeilstetter: „Da sind wir noch offen. Wir könnten uns sowohl vorstellen, dass es ein Shop-in-Shop-Konzept gibt, genauso wie komplett abgetrennt. Wir haben eine eigene Expansionsabteilung von Edeka, die sich darum kümmert.“
Die Stadt Traunstein setzt seit einigen Jahren ja eher auf die Stärkung der Innenstadt, um diese vorm Aussterben zu bewahren. Wäre ein Einkaufszentrum da nicht kontraproduktiv?
Marilena Pfeilstetter: „Auf jeden Fall sollte es auch ein Mehrwert für Traunstein sein. Natürlich sollte es auf keinen Fall die Innenstadt schwächen, das wollen wir auch nicht. Aber vielleicht etwas ganz Neues, das gut hineinpasst und wir uns gegenseitig befruchten. Wir wollen wirklich, dass da etwas Schönes entsteht.“
Wir wollen wirklich, dass da etwas Schönes entsteht
Stichwort „etwas Neues“ – Seit Bekanntgabe der Standortübernahme, werden kritische Stimmen laut, dass in der Region bereits sehr viele Edeka-Märkte vorhanden wären, ja sogar von Monopolstellung ist die Rede. Was sagen sie dazu?
Marilena Pfeilstetter: „Grundsätzlich verstehe ich das schon. Einige Supermärkte, wie zum Beispiel Rewe, sind in Traunstein eher weniger vertreten. Aber: Jeder andere hatte auch die Chance, sich dafür zu bewerben. Rewe hatte zuletzt ja den Realmarkt beliefert und hätte sogar Vorrecht gehabt.“
Warum, denken sie, sind alle andern abgesprungen? Und warum sind sie hartnäckig geblieben?
Marilena Pfeilstetter: „Die anderen haben sich auch wohl vor allem wegen des Alters des Gebäudes da nicht drüber getraut. Und wir sind einfach aus der Region. Edeka selbst war am Anfang gar nicht so erpicht auf den Standort, aber wir als regionale Betreiberfamilie haben uns da echt dahintergeklemmt, weil wir an den Standort glauben. Wir kennen unsere Region einfach doch besser als es Standard-Marktanalysen wiedergeben können.“
Wann können wir im neuen Edeka einkaufen?
Marilena Pfeilstetter: „Wir hätten gerne schon Ende des Jahres eröffnet. Aber das hängt von so vielen Faktoren ab, dass ich das gar nicht versprechen kann. Es kommt vor allem auf die Intensität der Baumaßnahmen an. Oft sieht man zu Beginn gar nicht, wie viel doch dann letztlich erneuert werden muss.“
Könnte auch die Suche nach Personal schwierig werden in Zeiten von Arbeitskräftemangel?
Marilena Pfeilstetter: „Das befürchten wir schon. Obwohl wir durchaus zum Glück auf einen großen Pool guter Leute zurückgreifen können, da wir im Chiemgau ja breit aufgestellt sind. Aber wir werden eventuell sogar Subunternehmer einstellen müssen, diesen Schritt sind wir bislang nicht gegangen.“
Was wurde denn aus den Realmarkt-Mitarbeitern? Haben sie da einige übernommen?
Marilena Pfeilsetter: „Wir waren von Anfang an optimistisch, was die Standortübernahme angeht. Deshalb haben wir relativ viele der ehemaligen Realmarkt-Angestellten bereits übernommen. Sie arbeiten derzeit in anderen Filialen. Die meisten wollen aber wieder zurück ins Stammhaus. Das haben wir ihnen auch versprochen und das wird dann auch sicher so sein. Allerdings wird das an Personal nicht ganz ausreichen.“
