Direkt neben Winklmoos-Skilift
Brand-Ruine am Seegatterl: Warum werden die traurigen Reste des Asylheims nicht abgerissen?
Was bleibt, ist eine Ruine. Gut ein Jahr nach der Brandstiftung im ehemaligen Alpenhof Seegatterl in Reit im Winkl findet sich noch immer ein tristes Bild vor. Der Abriss lässt auf sich warten. Aber warum?
Reit im Winkl – Kaputte Fensterscheiben, abgebrochene Mauern, rußige Holzbalken. Außen sichern Bauzäune den ehemaligen Alpenhof Seegatterl ab. Zumindest das, was davon übrig ist. Den angrenzenden Parkplatz im Reit im Winkler Ortsteil Seegatterl nehmen Bergsteiger als Ausgangspunkt für ihre Touren, jetzt im Winter kommen wieder viele Skifahrer dorthin. Und genau diese finden eben auch das triste Bild der Ruine des ehemaligen Gasthofs vor.
Zuletzt wurde die Einrichtung aber nicht mehr als Gasthof genutzt, sondern als Flüchtlingsunterkunft. Bis zum 14. November 2023, als einer der Bewohner ein Feuer legte. Als Begründung gab der damals 32-jährige Afghane an, dass er sich in der Unterkunft nicht wohlfühlte. Sie sei zu abgelegen gewesen, daher wünschte er sich eine Verlegung nach Traunstein und sah die Brandstiftung wohl als einzigen Weg dafür.
Gutachten noch immer ausstehend
Die Folge: nicht nur eine unbewohnbare Unterkunft, die einer Ruine gleicht. Ein Bewohner wurde bei dem Feuer auch schwer verletzt, weil er aus einem Fenster im ersten Stock springen musste, um sich zu retten. Eine Polizistin erlitt zudem eine Rauchvergiftung. Vor dem Landgericht Traunstein wurde der Afghane Ende Juni wegen versuchten Mordes, besonders schwerer Brandstiftung und Körperverletzung verurteilt. Seine Strafe: elfeinhalb Jahre Gefängnis.
Was wird aber aus der Ruine in Seegatterl? Da der Besitzer des Gebäudes verstorben ist und keine Erben bekannt sind, ist Rechtsanwalt Stephan Brock vom Amtsgericht München als Nachlasspfleger für die weitere Abwicklung beauftragt worden. Wie er Ende September mitteilte, wurde bereits der äußerliche Brandschutt am Gebäude beseitigt. Der nächste Schritt sei, das vordere Gebäude zurückzubauen. Weil dieses aber komplett niedergebrannt ist und auch Verunreinigungen im Boden vermutet wurden, musste noch ein Gutachten in Auftrag gegeben werden. Wann das abgeschlossen sein soll, konnte Brock zum damaligen Zeitpunkt nicht sagen.
Matthias Schlechter, Bürgermeister der Gemeinde Reit im Winkl, erklärte Ende September auf Nachfrage über die Brandruine: „Es ist ein Sicherheitsrisiko und beeinträchtigt auch das optische Bild dort.“ Er hoffte deshalb, dass der betroffene Bereich bis zum Winter und damit dem Beginn der Skisaison abgerissen wird.
Doch dieser Wunsch bleibt wohl unerfüllt. Rechtsanwalt Brock teilt auf erneute Anfrage mit, dass sich noch nichts am alten Stand geändert hat: „Wir können nicht abreißen, da wir immer noch auf das Gutachten warten.“ Ein Sachverständiger wurde beauftragt, um die Überreste des Gebäudes auf Sondermüll sowie chemikalische Verbindungen oder Asbest zu untersuchen.
Gutachten nehmen momentan viel Zeit in Anspruch
„Ich habe vor zwei Wochen bei der Versicherungskammer angerufen, aber keine Antwort bekommen“, betont Brock. Allgemein sei es derzeit schwierig, Gutachter zu finden und die Gutachten selbst würden sehr viel Zeit Anspruch nehmen. Daher kann der Rechtsanwalt auch keine Auskunft darüber geben, wann die Prüfungen abgeschlossen sein werden und wann mit den nächsten Schritten begonnen werden kann.
Fotos vom Brand in Seegatterl bei Reit im Winkl




Das Gutachten in Seegatterl besteht laut Brock aus zwei Teilen. Zum einen: Was ist die Ruine wert und was davon noch verwendbar. Und dann: Was kostet ein möglicher Wiederaufbau? Diese Fragen müssen geklärt sein. „Wir brauchen erst die Zahlen, dann bekommen wir neue Genehmigungen“, sagt Brock.
Nicht sicher sei auch, ob der komplette Gasthof abgerissen wird. Denn das dahinter befindliche Hauptgebäude ist laut Brock nicht schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Vermutlich werde es nur versiegelt. Pläne gibt es für den vorderen Teil, wenn dieser zurückgebaut ist. Hier könnten Parkplätze entstehen.
