Abkochverfügung ist überall aufgehoben
Trinkwasser marsch im Chiemgau: Aber wo steckte das Problem? Was jetzt in Sachen Sicherheit passiert
Die Erleichterung zwischen Chiemsee und Simssee ist groß, nachdem am Samstag auch im zweiten Teil der betroffenen Gemeinden die Abkochverfügung für Trinkwasser aufgehoben wurde. Aber wie ist der Fäkalkeim in eine Probe gekommen? So geht es jetzt weiter.
Prien - Priens Wasserchef Benjamin Simeth hatte schon am Freitag (29. November) den richtigen Riecher. „Es wird sich etwas tun am Wochenende. Die Vorbefunde sind gut.“ Tatsächlich wurde dann am Samstagmorgen (30. November) auch für Prien, Rimsting sowie alle betroffenen Ortsteile von Bad Endorf, Riedering und Frasdorf die Abkochverfügung für Trinkwasser aufgehoben. Am Freitagnachmittag hatten zuvor schon Breitbrunn und die Herreninsel sowie Gstadt und die Fraueninsel die Freigabe erhalten. Der über die Region hinaus beliebte Inselidyll-Christindlmarkt im Chiemsee konnte also am Wochenende ohne Beeinträchtigungen für die vielen Besucher über die Bühne gehen.
„Wir freuen uns, Ihnen mitzuteilen, dass die vorsorglich erlassene Abkochverfügung mit sofortiger Wirkung aufgehoben ist. Unsere Trinkwasserversorgung – einschließlich Brunnen, Hochbehälter und Leitungsnetz – wurde zwischenzeitlich umfassend untersucht. Dabei konnte keine Keimbelastung nachgewiesen werden“, erklärte Andreas Friedrich. Priens Bürgermeister bedankte sich „für Ihr Verständnis und Ihre Geduld während dieser vom Gesundheitsamt angeordneten Vorsichtsmaßnahme“. Die Aufregung war freilich bei vielen betroffenen Bürgern groß: In einigen Supermärkten der Region war zumindest billiges Mineralwasser zwischenzeitlich ausverkauft.
Friedrichs Aussage im Schreiben, dass „eine Gefahr für Leib und Leben zu keiner Zeit bestanden hat“, dürfte das Gesundheitsamt allerdings so wohl nicht unterschreiben. Warum sonst hätten die Experten in Rosenheim mit der großflächigen Abkochverfügung seit dem 26. November ins Leben von bis zu 25.000 Menschen zwischen Chiemsee und Simssee eingreifen müssen? Bei einer Routine-Trinkwasser-Probe im Leitungsnetz der Gemeinde Breitbrunn war ein Fäkalkeim (intestinaler Enterokokkus) nachgewiesen worden. Zwar kommen Enterokokken auch im menschlichen Darm als Teil der dortigen Flora natürlich vor. Allerdings können sie unter bestimmten Umständen Krankheiten wie Harnwegs- oder Hautinfektionen verursachen - bei vulnerablen Gruppen wie Senioren oder Kindern kann der Keim sogar noch schlimmere Folgen haben.
Warum wurde die Abkochverfügung in einigen Gemeinden später aufgehoben?
Da die Leitungsnetze im Wasser-Zweckverband der Chiemseegruppe großflächig miteinander verbunden sind, musste auch in vielen anderen Gemeinden das Trinkwasser über Tage abgekocht werden. In Breitbrunn, wo der Fäkalkeim zuerst nachgewiesen worden war, sowie in Gstadt samt der beiden Inseln im Chiemsee dufte das Wasser aus dem Hahn zuerst wieder ohne Abkochen verwendet werden. Warum es in Prien, Rimsting und den Ortsteilen von Frasdorf, Riederung und Bad Endorf bis zum Samstag dauerte, erklärt Benjamin Simeth im OVB-Gespräch: „Es hat nicht jeder gleichzeitig beprobt. In einigen Ortsteilen ist das erst am Mittwoch passiert und bis das Labor-Ergebnis vorliegt, dauert es 72 Stunden.“
Ursachensuche: Wie kam der Fäkalkeim ins Trinkwasser?
Aber wie kam der Fäkalkeim eigentlich in die Wasser-Probe? „Die Ursache für die Verkeimung ist noch nicht bekannt“, teilt das Gesundheitsamt Rosenheim dazu mit. Breitbrunns Bürgermeister Anton Baumgartner erklärte dazu im OVB-Gespräch: „Vermutungen dazu wären wie Glaskugel-Schauen.“ Benjamin Simeth hatte in den vergangenen Tagen einen „Rohrbruch“ oder auch „Fehler in der Beprobung“ als mögliche Ursache genannt: „Zum Beispiel wenn sich ein Beteiligter nach dem Toilettengang nicht komplett die Hände gewaschen hat.“ Möglichweise kann die Ursache für die Trinkwasser-Verkeimung nie komplett geklärt werden.
Der Wasser-Versorger Chiemseegruppe in Breitbrunn und das Gesundheitsamt Rosenheim wollen das Trinkwasser deshalb in nächster Zeit besonders umfassend untersuchen: „Als Sicherheitsmaßnahme werden in den kommenden Wochen erneute Beprobungen durchgeführt.“
